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SilvesterBergisch Gladbach will Feuerwerk im Wohnpark Bensberg verbieten

Lesezeit 4 Minuten
Im Vordergrund sieht man im Dunkeln die Umrisse vom Schloss Bensberg. Im Hintergrund Silvester-Raketen.

An Silvester knallt es – wie hier in Bergisch Gladbach. Die Stadt überlegt jetzt das Feuerwerk in einigen Gebieten aus Sicherheitsgründen einzuschränken.

Ausgebrannte Anwohnerin fordert ein Böllerverbot für Hochhaussiedlung in Bensberg. Die Stadt prüft nun die rechtlichen Grundlagen.

Die Stadt Bergisch Gladbach prüft, ob das Abfeuern von Silvesterfeuerwerk im Wohnpark Bensberg verboten werden kann. Doch rechtlich wird das nicht so einfach möglich sein. „Ich kann nicht mehr. Wir haben Angst“, sagt Anwohnerin Christiane Bertram. Als vor acht Jahren ein Feuerwerkskörper ihre Wohnung in Brand setzte, habe sie nur knapp überlebt.

„Die Böller-Angriffe müssen aufhören“, sagt die Bensbergerin am Mittwochabend in der Sitzung des Ausschusses für Anregungen und Beschwerden. Jedes Jahr aufs Neue schlössen sich Feiernde der Giselbertstraße und Reginharstraße zusammen und feuerten gezielt Raketen und Böller auf Balkone der Hochhäuser ab.

Die Wohnung im 15. Stock brannte komplett aus

Um neue Katastrophen zu verhindern und die Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten, fordert Christiane Bertram die Stadt auf, bereits in der kommenden Silvesternacht eine Feuerwerksverbotszone in und um das dicht bebaute Hochhausgebiet festzulegen. Dabei spricht sie für viele ihrer Nachbarn.

„In den Silvesternächten steht der Feuerlöscher immer griffbereit. Wir verlassen unsere Wohnung nicht und können nie verreisen“, schlägt auch Anwohner Bernd Röhlig Alarm. Erst vor einigen Jahren habe sich ein Böller unter seiner Markise im 15. Stock verfangen, sei aber nicht explodiert.

Ein Löschwagen steht im Vordergrund. Im Hintergrund sieht man Lichter in den Wohnhäusern.

In der Silvesternacht ist die Feuerwehr oft im Wohnpark Bensberg. Zuletzt 2023 als auf einem Balkon eine Getränkekiste brannte.

So viel Glück wie Röhlig hatte Bertram nicht: Der Feuerwerkskörper, der 2015 auf ihrem Balkon in der 15. Etage einschlug, setzte eine Balkonliege in Brand, die Fensterscheiben barsten und das Feuer breitete sich innerhalb kürzester Zeit in der ganzen Wohnung aus. Über die furchtbaren Ereignisse zu sprechen, strengt die 79-Jährige sichtbar an.

Alles kommt wieder hoch. Ihre Hände zittern: „Ich habe bei dem Brand alles verloren, was ein Leben ausmacht.“ Noch heute leide sie gesundheitlich unter den Folgen des schrecklichen Erlebnisses: „Bei mir wurde eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert“, berichtet sie.

Selbst wenn man den feiernden Jugendlichen keine Absicht unterstelle, sei es in engen Hochhausfluchten nicht zu verhindern, dass brennende Raketen auf den Balkonen landeten, meint die Rentnerin. „Wir in den höheren Etagen wohnen genau in der Wurfzone. Deshalb müsste überall, wo Hochhäuser in der Stadt stehen, Feuerwerk verboten werden“, argumentieren Bertram und Röhlig.

Ein Luftbild zeigt die Hochhausblöcke.

Der Wohnpark Bensberg umfasst Hunderte Wohnungen in Hochhäusern, an denen zu Silvester häufig Brände durch Feuerwerk entstehen.

Unterstützung erhalten die Anwohner von allen Fraktionen im Ausschuss - obwohl Bedenken bei der Umsetzbarkeit von Böllerverboten gesehen werden. „Rechtlich dürfte das schwierig sein“, bremst Jannes Komenda (SPD) zu hohe Erwartungen. Außerdem befürchtet er, dass Verbotszonen Jugendliche erst recht dazu animieren könnten, Feuerwerkskörper abzuschießen. Ulrich Gürster (CDU) bezweifelt, dass Ordnungsamt und Polizei ausreichend Personal zur Verfügung steht, die Einhaltung dieser Verbote zu überwachen.

Stephan Dekker, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Technik, bestätigt: „Es gibt hohe rechtliche Hürden.“ Die Ergebnisse einer Prüfung, ob im Wohnpark Bensberg ein Verbot von Pyrotechnik möglich sei, wolle die Stadtverwaltung möglichst bereits am 17. September im Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt vorlegen. Auch darüber hinaus soll die Stadtverwaltung klären, ob in anderen Gebieten ebenfalls Verbotszonen ausgewiesen werden könnten, lautet der einstimmige Beschluss des Beschwerdeausschusses.

Lasershow ist laut Stadtverwaltung keine Alternative

Einer Lasershow als klimaneutrale und gefahrlose Alternative zum Feuerwerk räumt Dekker keine Chance ein. „Es wird Bewohner geben, die trotzdem böllern werden“, ist sich der Fachbereichsleiter sicher. Ganz abgesehen von den Kosten, die solch ein Event verursachen würde.

Bereits 2019 haben sich die Grünen und der damalige Bürgermeister Lutz Urbach (CDU) zusammengesetzt, um über die Idee eines zentralen Feuerwerks auf dem Konrad-Adenauer-Platz beraten. Daraus geworden ist nichts, man hat nie wieder etwas davon gehört.

Beim Jahreswechsel 2018/2019 hatten Mitglieder der mit elektronischen Messgeräten in den Stadtteilen Nußbaum und Paffrath Feinstaubwerte gemessen, die um das 14-fache über dem Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft lagen. Umwelt, Müll, Sicherheit, Tiere – alles gute Gründe, ein generelles Feuerwerksverbot auszusprechen.

„Ich habe das Gefühl, dass sich das Bewusstsein verändert hat, andernfalls hätte ich nicht die Kraft gehabt, einen Antrag zu stellen“, sagt Christiane Bertram nach der Sitzung. „Wir stehen am Rande zu einer Bürgerwehr“, warnt Bernd Röhlig zum Abschluss, „vor einigen Jahren hat ein beherzter Hausmeister mit dem Strahl aus einem Wasserschlauch die fahrlässigen Feuerwerker in die Flucht geschlagen.“