70 Industriearbeiter demonstrieren mittags in Bergisch Gladbach für einen Brückenstrompreis. Bei ihnen: der Fraktionschef der Grünen.
BrückenstromBergisch Gladbacher Industriebeschäftigte appellieren an den Kanzler
Die Botschaft ist deutlich: Rund 70 Mitarbeiter des Bergisch Gladbacher Industrie-Betriebes G+H Isover haben sich am Dienstag zu einer „Politischen Mittagspause“ auf dem Firmenparkplatz versammelt, um damit Druck in Sachen „Brückenstrompreis“ zu machen. Das ist nach den Worten des Kölner Gewerkschaftssekretärs Armondo Dente das Instrument, mit dem energieintensiven Industrien für ein halbes Jahrzehnt geholfen werden soll, den Umstieg auf regenerative Energien und weniger Verbrauch zu schaffen.
Fast alle, auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), seien dafür, nur Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) nicht, so der Vertreter der IG Bergbau, Chemie, Energie vor Ort weiter. Laut Betriebsratschef Özmen Imam verbraucht allein das Gladbacher Werk mit seinen 230 Beschäftigten täglich 140 Megawattstunden Strom und 560 MWh Gas: „Wir brauchen Hilfe!“
Bergisch Gladbacher Grünen-Chef vor Ort
Die Demo hat viel Lokalkolorit: Zum Kundgebungsfoto versammeln sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor dem G+H-Gebäude zu den Klängen der Hymne des 1. FC Köln. Sie schwenken dabei Fahnen der Gewerkschaft. Als Gast begrüßen die Veranstalter den Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bergisch Gladbacher Stadtrat, Dr. Friedrich Bacmeister, sozusagen als Habeck-Stellvertreter.
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Die von der Unternehmensleitung ermöglichte Aktion auf dem Industriegelände am Rande der Gladbacher Innenstadt ist Teil einer Kampagne, mit der die IG BCE Druck machen will. An zahlreichen Industriestandorten in Deutschland fanden und finden weitere Proteste statt.
Gewerkschafter Dente am Nachmittag: „Die Kolleginnen und Kollegen von Saint-Gobain Isover haben heute in Bergisch Gladbach ein klares Zeichen in Richtung Bundesregierung gesendet: Die Zeit des Zauderns ist vorbei – Handeln ist jetzt gefragt.“ Ohne eine Entlastung bei den Strompreisen drohe ein Aderlass bei den energieintensiven Industrien – und „damit unserer Region schmerzliche Verluste bei Arbeitsplätzen, Wertschöpfung und Steuereinnahmen. Daran kann niemand Interesse haben – auch die Bundesregierung nicht.“ Notwendig sei jetzt, dass die Standorte in die klimagerechte Transformation und die Modernisierung investieren. Dafür brauche man aber international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen.
Politik soll Rahmenbedingungen verbessern
Thomas John Dyer, der betreuende Gewerkschaftssekretär, ergänzte: „Bei Saint-Gobain Isover haben wir gute Arbeitsbedingungen durch gute Tarifverträge und eine starke Mitbestimmung. Wie viele andere Industrieunternehmen tragen die Beschäftigten und auch das Unternehmen zum Wohlstand aller in Deutschland bei. Um diese starke Säule des Wohlstands weiterhin stabil zu halten, muss die Politik die Rahmenbedingungen für industrielle Produktion verbessern.“
Die IG BCE fordert einen bis 2030 befristeten Preisdeckel für Strom, dem größten Kostenblock für energieintensive Unternehmen. Sie hat sich dazu in der „Allianz pro Brückenstrompreis“ mit DGB, IG Metall und diversen Branchenverbänden zusammengeschlossen und unterstützt die Initiative der Bundesländer.