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In der Stadtmitte ist es am heißestenBergisch Gladbach legt Klimakarte vor

Lesezeit 3 Minuten

Die Häuserschlucht an der Odenthaler Straße gilt als Hitze-Hotspot im Stadtgebiet.

Bergisch Gladbach – Dichte Bebauung ohne grüne Flecken. So etwas heizt alle großen Städte auf, und selbst die Nächte sind dort oft tropisch-warm. Das ist in der benachbarten Metropole Köln ein Problem, aber auch teilweise in Bergisch Gladbach. Die Erderhitzung bringt immer mehr Hitzetage jenseits der 30, 35 und 40 Grad.

Da ist es gut zu wissen, welche Gebiete in einer Stadt besonders unter Hitzewellen leiden und wo es Luftschneisen zum Kühlen gibt. Die Stadt Bergisch Gladbach hat das jetzt Schwarz auf Weiß, rund 110 Seiten vom Planungsbüro Lohmeyer, Niederlassung Dresden.

Warnende Ergebnisse für Bergisch Gladbach

Ihre Ergebnisse, auch warnende, sollen bei neuen Planungen geprüft und nach Möglichkeit umgesetzt werden als eine Art Leitbild fürs Klima. Der Stadtrat wird darüber entscheiden, die Politik ist vorab informiert worden. Auch beim Klimaschutzkonzept sollen die Ergebnisse eine Rolle spielen.

Im Internet

Jeder Bürger kann die Klimastudie mit den Klimakarten einsehen im Ratsinformationssystem der Stadt Bergisch Gladbach.

Die Fachplaner haben bei ihrer Arbeit zwei Innenstadt-Klimatope ausgemacht. Der eher harmlos wirkende Begriff steht für Stadtviertel mit dichtester Bebauung ohne großen Grünanteil. Tagsüber heizen sich diese Gebiete stark auf, nachts bleiben sie Wärmeinseln im Großstadtdschungel. Hitzestress, Schwülebelastung und, je nach Verkehrsbelastung, hohe Schadstoffwerte zählen die Experten als Begleiterscheinungen auf. In der Stadtmitte gehört der Süden bis zur alten Fabrik Zanders dazu, im Nordwesten Wohngebiete bis zum S-Bahnhof mit Paffrather und Laurentiusstraße, im Osten ein Bereich, der bis über den Marktplatz ausgreift.

Grafik Hahn

Eine Aussage, ob mit den neuen Großwohngebieten Kalkwerk Cox (Paffrather Straße) und Steinbüchel (Tannenbergstraße) weitere Ecken dazu kommen, macht der Bericht nicht. Für Bensberg sehen die Planer auf beiden Seiten der Schloßstraße die stärksten Belastungen. Die übrigen Bereiche der Stadtmitte, wie auch Bereiche von Hebborn, Paffrath, Heidkamp, Schildgen, Refrath und Bensberg, gelten bei den Planern als Stadt-Klimatop, die zweitstärkste Wärmestufe - starke Versiegelung, geringer Grünanteil.

Freiflächen beibehalten

Demgegenüber stehen Freiflächen und Luftschneisen, die für Entlastung sorgen. Sie sollten nicht leichtfertig aufgegeben werden, ist der Grundtenor der Ausführungen. In der Stadtmitte fehlt allerdings eine Art „Central Park“ wie in New York oder der „Englische Garten“ in München. Gladbach hat grüne Friedhöfe. Die Planer nennen für die Kreisstadt den Friedhof St. Laurentius, der immerhin lokal Kaltluft erzeuge, die in die Stadtmitte abfließt. Freie Bereiche südlich des Friedhofs sollten daher möglichst unbebaut bleiben. In den Stadtteilen Bensberg und Refrath zählen die Gutachter die Friedhöfe ebenfalls als wichtigste Kaltluftschneisen auf.

Grünstreifen bei Zanders

Weiterer wichtiger Freibereich in der Stadtmitte ist aus Planersicht der Grünstreifen, 60 Meter breit, der südlich der Papierfabrik Zanders verläuft. Kaltluft fließe ab zum Gewerbegebiet, berichten die Experten. Mit dieser Grünzone könne die Entstehung sehr großer Wärmeinseln vermieden werden. Auch der alte Bahndamm von Bensberg nach Gladbach und die Bahn-Schneise der S-Bahn seien gute Durchlüfter. Neue Baugebiete sollten hier eher Abstand wahren.

Stadtgarten und Lerbach

Dann sind die „üblichen Verdächtigen“ dabei, also Grünzüge, die seit jeher Bedeutung haben: Quirlsberg, Lerbach, Stadtgarten Bensberg (Emilienhöhe), Frankenforstbach, Mutzbach, Strundetal, Grube Cox Heidkamp. Die wichtigsten Lüftungsachsen sollen künftig möglichst von Bebauung freigehalten werden, empfehlen die Gutachter. Falls doch von Politik und/oder Verwaltung anders entschieden werde, müssten ökologische Konzepte her: Mit ihnen sollen die Folgen der neuen Klimabarrieren gemindert werden.

Diskussion im Fachausschuss

Im Ausschuss für Infrastruktur, der als erster über die neuen Klimakarten beriet, blieb eine umspannende Debatte übrigens aus. Die Referenten waren verhindert, und im Vorfeld hatte die Verwaltung die Fraktionen ausgiebig informiert.

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Als „Handwerkszeug für weitere Planungen“ bezeichnete die Grüne Dr. Anna Steinmetzer die Karten. Mit dieser Grundlage könne am Thema Klimaresilienz gearbeitet werden. Für die CDU meinte Dr. David Bothe, so ähnliche Karten kenne man aus dem Konzept zum Flächennutzungsplan.