Rhein-Berg – In eng umrissenen Gewitterzellen hat die Unwetterfront am Freitagabend in Rhein-Berg mancherorts zu erheblichen Schäden geführt. Zu mehr als 60 Einsätzen ist die Feuerwehr am Freitagabend allein im Bergisch Gladbacher Stadtteil Schildgen gerufen worden, die Feuerwehr Odenthal war ebenfalls mit rund 80 Feuerwehrleuten im Einsatz, und auch die Feuerwehr Rösrath wurde am Freitagabend komplett alarmiert.
„Kurz vor 19 Uhr ist das nordwestliche Stadtgebiet von einer Unwetterzelle getroffen worden und erste Meldungen von vollgelaufenen Kellern gingen bei der Leitstelle des Rheinisch-Bergischen Kreises ein“, berichtet Bergisch Gladbachs Feuerwehrsprecher Elmar Schneiders.
Binnen weniger Minuten gingen derart viele Einsätze ein, dass die Feuerwache 1 an der Paffrather Straße in Gladbach eine eigene Feuerwehr-Einsatzleitung in Dienst stellte. Außerdem sei Vollalarm für alle Einheiten der Feuerwehr Bergisch Gladbach ausgelöst worden, so Feuerwehrsprecher Schneiders. Zudem hätten sich Mitarbeiter des Abwasserwerks und des städtischen Bauhofs mit mehreren Fahrzeugen in Richtung Schildgen aufgemacht. „Der Regen – ein Unwetter. Es war wie in einem schlechten Film, im Null-komma-nix stand der gesamte Garten unter Wasser und es lief in die Kellerschächte“, äußert sich ein Eigenheimbesitzer. Rund 80 Einsatzkräfte der Feuerwehr arbeiteten im Stadtteil Schildgen die Einsätze nach und nach ab, pumpten Keller leer und öffneten Abflüsse.
Auch im benachbarten Odenthal hatte die Feuerwehr alle Einheiten im Gemeindegebiet alarmiert, kämpften rund 80 ehrenamtliche Feuerwehrleute unter Einsatzleitung von Michael Halfmann gegen das Wasser. Vor allem in Osenau und in der Dhünner Aue seien ab kurz nach 19 Uhr zahlreiche Keller überflutet gewesen, sagt Odenthals Feuerwehrchef Tobias Peters auf Nachfrage dieser Zeitung.
Einsatzzahlen in Rhein-Berg
103 Einsätze zählten die Feuerwehren zwischen Freitagabend 19 Uhr und Samstagmorgen kreisweit. Besondere Schwerpunkte hätten in Bergisch Gladbach-Schildgen und Odenthal gelegen, bestätigte Kreisbrandmeister Wolfgang Weiden auf Anfrage.92 Einsätze sind laut Kreisbrandmeister allein am Freitagabend zwischen 19 und 22 Uhr gemeldet worden, so Weiden. Deshalb seien am Freitagabend auch die Meldeköpfe der einzelnen Feuerwehren vor Ort aktiviert worden. Lediglich in Kürten gab es keinen Einsatz. Auf die übrigen Kommunen im Kreisgebiet verteilten sich die Unwettereinsätze wie folgt: Bergisch Gladbach 66, Odenthal 9, Wermelskirchen 9, Rösrath 4, Burscheid 2, Leichlingen 1 und Overath 1. (wg)
„Wenn ich mal zehn Jahre zurückdenke, kann ich mich an derart eng begrenzte Gewitterzellen nicht erinnern“, sagt Kreisbrandmeister Wolfgang Weiden. Zudem habe ein Blick auf das Regenradar gezeigt, dass sich diese Zellen teils blitzschnell bildeten. So sei die Gewitterzelle über Odenthal innerhalb von 15 Minuten wie aus dem Nichts entstanden, sei zunächst gelb dann rot und schließlich violett angezeigt worden – eine extreme Stärke.
Da nicht genau vorhersehbar gewesen sei, wo sich Gewitterzellen bildeten, seien am Freitagabend vorsorglich in allen Städten und Gemeinden des Kreisgebiets die lokalen Meldeköpfe der Feuerwehren besetzt worden, so Weiden.
„Im Verlauf des Abends mussten wir die Voiswinkeler Straße am Friedhof voll sperren, weil sie wegen des Wassers erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden war“, berichtet Bergisch Gladbachs Feuerwehrsprecher Schneiders vom weiteren Fortgang der Einsätze im benachbarten Gebiet der Kreisstadt. Nachdem der Bauhof die Straße kontrollierte hatte, habe man sie allerdings wieder freigeben können. Die Feuerwehr spricht von erheblichem Sachschaden. Nach ersten Schätzungen von Experten dürfte er in die Millionen gehen. Menschen seien glücklicherweise nicht verletzt worden, so Feuerwehrsprecher Schneiders.
Gegen 22 Uhr entspannte sich die Lage in Odenthal, gegen 23 Uhr auch in Schildgen, so dass die ehrenamtlichen Kräfte der Feuerwehr wieder in ihre Standorte fahren konnten. Auch in Rösrath hatte die Feuerwehr gegen 19.43 Uhr einen eigenen Meldekopf in Dienst genommen und im Anschluss alle Einheit der Stadt alarmiert. „Zunächst gab es vereinzelt Einsatzstellen, die nach der Erkundung alle kein Eingreifen der Feuerwehr erforderten“, so ein Feuerwehrsprecher.
Im Verlauf des Abends sei es dann zu einem Verkehrsunfall gekommen, bei dem eine Straßenlaterne beschädigt wurde, so die Feuerwehr. Die Einsatzstelle sei durch die Feuerwehr gesichert und die Stadtwerke seien alarmiert worden. Insgesamt waren in Rösrath 60 Einsatzkräfte bis 22 Uhr in den Feuerwehrhäusern in Bereitschaft.
Auch in Overath hatte die Freiwillige Feuerwehr vorsorglich den lokalen Meldekopf in Betrieb genommen. Die befürchtete Unwettereinsatzflut blieb allerdings aus. „So konnten wir das schnell wieder zurückfahren“, sagt Feuerwehrsprecher Marco Bücheler. Am Ende blieb es bei einem Einsatz: Gegen 21.40 Uhr musste ein größerer Ast, der auf der Landstraße des Heiligenhauser Bergs zwischen Heiligenhaus und Steinenbrück auf die Straße gestürzt war, aus dem Weg geschafft werden.
Verkehrsunfall im Unwetter
Während eines Unwettereinsatzes auf der Kempener Straße kam es ohne Beteiligung der Feuerwehr zu einem Verkehrsunfall. Die Besatzung eines Löschfahrzeuges des Löschzuges Stadtmitte leistete laut Feuerwehrsprecher Elmar Schneiders vor Ort Erste Hilfe und sicherte die Unfallstelle. Eine Person sei bei dem Verkehrsunfall schwer verletzt worden und habe mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden müssen, so Feuerwehrsprecher Schneiders. (wg)
In Bergisch Gladbach-Schildgen drohte am Samstagmorgen noch eine private Schwimmhalle einzustürzen, weil sich Wasser auf dem Dach angesammelt hatte und nicht abfließen konnte, wie Kreisbrandmeister Wolfgang Weiden berichtete. Die Feuerwehr habe es das Wasser aber noch rechtzeitig abpumpen können.
Der Deutsche Wetterdienst warnt weiterhin vor aufkommenden Gewittern. Ab Samstagvormittag und -mittag ist mit teils kräftigen Gewittern zu rechnen. Dabei bestehe die Gefahr von Starkregen teils wieder über 20 Liter pro Quadratmeter pro Stunde, so Feuerwehrsprecher Schneiders.