Rhein-Berg – Die meisten Betriebe im Rheinisch-Bergischen Kreis spüren den Corona-Effekt schon. Es kommen weniger Kunden in die Geschäfte, abgesagte Veranstaltungen bedeuten auch leere Hotelbetten. In der Gastronomie hat das gesellschaftliche Leben noch einen normalen Puls und Schwitzen in der Sauna ist ebenfalls gefragt.
Der Handel: „Wir haben keine extremen Rückgänge, aber das veränderte Verhalten der Kunden ist spürbar“, schildert Center-Managerin Bettina Wisniewski die Situation in der Rhein-Berg-Galerie in Bergisch Gladbach. „Es halten sich insgesamt weniger Besucher in der Innenstadt auf“, stellt die Geschäftsfrau fest. „Schüler, die wir vormittags im Einkaufszentrum antreffen, sprechen wir an und schicken sie nach Hause.“ Denn die Jugendlichen seien meist von geschlossenen Schulen unter Quarantäne gestellt und sollten daheim bleiben.
Die Verunsicherung der Menschen kann Bettina Wisniewski nachvollziehen. Sie selbst gehe mit dem Leben „weiterhin ganz normal um“. Wie in vielen Geschäften würden in der Rhein-Berg-Galerie häufiger Handläufe und Türklinken desinfiziert. „Ich hoffe, dass das gute Wetter am Wochenende mehr Menschen rauslocken wird und sie auch durch die Geschäfte bummeln.“
Über Hilfen und Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Virus COVID-19 informiert die Rheinisch Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (RBW) die Unternehmen im Kreisgebiet auf ihrer Homepage im Internet. Einige Tipps zum Beispiel für besonders betroffene Branchen mit speziellen Fragen hat das Unternehmen zusammengestellt. Außerdem werden zahlreiche Institutionen der Wirtschaft aufgeführt, die Informationen auf ihren Internetseiten bieten. Für konkrete Nachfragen ist das Team der Wirtschaftsförderungsgesellschaft telefonisch zu erreichen unter (02204) 97630 sowie per E-Mail. (dr)
Die Reisebüros: Nur ein Wort hat Hans-Rudolf Schumacher zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Welle: „Schlimm!“ Der Inhaber eines Reisebüros in Refrath arbeitet seit 40 Jahren in der Touristik und hat Vergleichbares noch nicht erlebt. Die volle Wucht der Stornierungen würden vor allem die Veranstalter abbekommen. Beispiel Amerika und Kreuzfahrten: „Die Schiffe dürfen US-Häfen nicht anfahren. Also müssen die Reedereien die Routen ändern. Das akzeptieren viele Kunden nicht und stornieren ihre Reise“, erklärt Schumacher. Auch sei es nicht schön für Urlauber, in Südtirol vor geschlossenen Pisten zu stehen. Auch dort seien Stornos die Folge.
Schumacher befürchtet weitere Pleiten in der Tourismusbranche in nächster Zeit. „Lufthansa musste weltweit etwa 26 000 Flüge absagen. Welches Unternehmen hält so etwas aus?“ Der Touristik-Fachmann hat noch eine Hoffnung: „Vielleicht wird es ein gutes Last-minute-Geschäft geben.“
Hotel bietet mehr Kulanz bei Stornierung
Hotels und Gastronomie: Mit Klinken putzen und Desinfektion kommen die Hotelbetriebe im Kreis allerdings nicht weiter. Durch die Absagen von Messen, großen Veranstaltungen und Firmenkonferenzen bleiben viele Betten in den Herbergen leer. „Das spüren wir in unseren Häusern schon deutlich“, erklärt Nicole Dembour, Managerin in der Althoff-Zentrale, zu deren Kette auch das Grandhotel Schloss Bensberg gehört. Um den Kunden mehr Sicherheit bei den Planungen zu geben, biete das Hotel mehr Kulanz. „Für Neubuchungen haben wir unsere Stornobedingungen gelockert“, sagt die Managerin.
Der Betrieb in den Restaurants und Bars des Hotels laufe noch. Dembour: „Noch gehen die Menschen zum Essen aus oder treffen sich auf einen Drink.“
Im Wellnessbereich noch kein Rückgang
Das bestätigt Christopher Wilbrand, Inhaber des Hotels „Zur Post“ in Odenthal: „Im Restaurant haben wir noch Buchungen.“ Sicherheitshalber seien die Tische weiter auseinander gerückt worden. Zudem biete die Postschänke einen Außer-Haus-Service an. Wilbrand hofft, dass es nicht zu Zwangsschließungen in der Gastronomie kommen wird wie in Italien. „Wir müssen den Betrieb aufrechterhalten, denn ich muss das Personal schließlich bezahlen.“ Geplante Investitionen wie die Renovierung der Hotelzimmer seien erst einmal komplett auf Eis gelegt. Gesellschaften stornieren ihre Buchungen reihenweise. Trotzdem: „Wir sind fest entschlossen, die Fahne hochzuhalten.“
Wellness: Noch keinen Besucherrückgang gibt es im Wellness- und Saunabetrieb Mediterana in Bergisch Gladbach. „Unser Haus war am vergangenen Wochenende proppenvoll“, berichtet Ralf Gottlieb, stellvertretender Geschäftsführer. Das Unternehmen habe die Hygiene natürlich verstärkt und einen Mangel an Desinfektionsmitteln gebe es nicht. „Wir versuchen viel präventiv zu machen. Vor allem reagieren wir, wenn Besucher zu uns kommen, die bereits einen Infekt haben.“ Der Bewerbertag am Sonntag solle wie geplant stattfinden. Das sei keine große Ansammlung von Menschen. Mit den Planungen einer Veranstaltung zum 20-jährigen Bestehen des Unternehmens im Juni halte man sich noch zurück, so Gottlieb.