AboAbonnieren

HochwasserKürtener Siedlung kämpft oft mit Überflutung – Immer Sandsäcke vor der Tür

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt das Ehepaar Robert und Irmgard Kargl

Robert und Irmgard Kargl daheim am PC. Sie dokumentieren die Ereignisse akribisch.

In Kürten-Waldmühle tritt häufig ein Dorfbach über die Ufer. Anwohner schützen ihre Wohnung mit Sandsäcken.

Als es vor wenigen Tagen in Kürten aus Kübeln goss, über eine halbe Stunde lang, schwante den Kargls nichts Gutes. Das Ehepaar wohnt an der Wipperfürther Straße in Waldmühle und ihr Sorgenkind heißt Kalsbach. Wenig später geschah das, wovor sich Robert und Irmgard Kargl fürchten.

Der Bach hatte sein Bett verlassen und die Wipperfürther Straße in voller Breite geflutet. „Wir haben immer Sandsäcke vor der Türe“, sagt Robert Kargl. Eine vorausschauende Maßnahme. Die Sturzflut bahnte sich den Weg in die abschüssige Grundstückseinfahrt, die Sandsäcke verhinderten diesmal Schlimmeres.

Das Foto zeigt die überschwemmte Wipperfürther Straße in Waldmühle

Tritt der Kalsbach über die Ufer, ist auf der Wipperfürther Straße in Waldmühle kein Durchkommen mehr.

„Wir haben eine Whats-App-Gruppe mit der Nachbarschaft. Wenn sich am Bach etwas tut, werden wir informiert“, berichtet der Anlieger. Dreimal war sein Grundstück bislang überflutet, 2013, zur Jahrhundertflut im Juli 2021 und vor ein paar Tagen beim letzten Starkregen. „Es wird immer mehr“, erklärt Irmgard Kargl. Bei drohendem Gewitterregen habe sie keine ruhige Minute mehr. Selbst im Urlaub schaue sie über eine Handy-App nach dem Wetter, dem in Kürten und nicht dem am Urlaubsort.

Kürten: Anlieger müssen sich vor Hochwasser schützen

Alleingelassen fühlt sich das Ehepaar. Nach der 2021er-Flut habe es eine Bürgerversammlung gegeben, von Gemeinde, Kreis und Aggerverband, erinnert sich Robert Kargl. Das Einzige, was er daraus mitgenommen habe, sei, dass sich die Anlieger selbst schützen müssten. „Das machen wir ja“, betont er. Die Sandsäcke habe er an der Grundstückseinfahrt liegen und an der Eingangstüre zur Wohnung im Parterre.

Auch eine Grundstücksmauer habe er zweimal um je 25 Zentimeter erhöht. Das habe bei der jüngsten Sturzflut das Schlimmste verhindert. „Wir können auch nicht immer die Versicherung bemühen.“ Glücklicherweise hätten er und seine Frau einen entsprechenden Schutz abgeschlossen. Irgendwann habe sicher auch die Versicherung genug von den Eingaben.

Das Foto zeigt einen Baumstamm, der einen Bachdurchlass blockierte.

Solche Baumstämme blockierten den Durchlass des Baches

Bei der Flut vor drei Jahren sei die seinerzeit vermietete Einliegerwohnung geflutet, das Inventar komplett zerstört worden. „Vermieten können wir diese Wohnung seitdem nicht mehr“, sagt Robert Kargl. Der Garten des Hobbyimkers, hinter dem Haus, geht bis zur nahen Sülz. Das sei der nächste Weg der Wassermassen, sagt der Anlieger.

Der Kalsbach fließt ein paar Meter weiter unter der Wipperfürther Straße her. Es gibt einen Durchlass unter der Straße und einen zweiten Durchlass oberhalb der Landstraße, am Wald.

„Der obere packt die Wassermengen nicht“, sagt Robert Kargl. An diesem Morgen wirkt der Bach wie ein friedliches Bächlein, ein Rinnsal. Aber bei Starkregen sei das anders. „Eine reißende Flut.“ Auf der Straßenseite gegenüber, bei Rainer Broich und weiteren Anliegern, wird das Phänomen bestätigt.

Siedlung Waldmühle: Oberhalb gelegene Siedlungen werden zur Gefahr

„Das alles habe ich beim letzten Mal alles am Durchlass herausgeholt“, sagt Broich und weist auf einen Berg von Ästen, Geröll und Gestrüpp. Das Problem sei hausgemacht, meinen nicht wenige in Waldmühle. Durch die zunehmende Bebauung in den oberhalb gelegenen Siedlungen, jene, die in Richtung B506 liegen, nehme die Gefahr weiter zu, aus weitem Umkreis bahne sich die Flut den Weg ins Tal.

So etwas habe es früher in dieser Intensität in Waldmühle nicht gegeben, meint auch Broich. Das Wasser rausche den Berg hinunter und komme wenig später an der Wipperfürther Straße an. Die Landstraße sei dann so gebaut, dass die Flut quer laufe in Richtung des Grundstücks der Eheleute Kargl. Eine schnelle Lösung, ja, die hat Robert Kargl durchaus zur Hand.

Der Durchlass an der Wipperfürther Straße solle so verändert werden, dass die Sturzflut geradeaus über die Landstraße fließt. „Im Bereich hinter der Straße war alles wie immer, da gab es kein Hochwasser“, schildert der Anwohner die Situation.

Aber statt geradeaus zu fließen, rolle die Flutwelle des Kalsbachs immer schräg in Richtung seines Grundstücks. „Da muss sich was dran ändern“, erklärt Robert Kargl. Ein Leben mit Sandsäcken sei nicht so angenehm.