Odenthal/Overath – Seit den Hochwassern in der Region klagen immer mehr Bürger über seit Wochen ausgefallene Festnetz- und Internetanschlüsse der Telekom. Die vertröstet ihre Kunden. Vor allem Senioren fühlen sich im Stich gelassen.
Das Ehepaar Esser sitzt seit fünf Wochen ohne Festnetzanschluss in seiner Wohnung. Sie gehören zu einer von mehreren Familien, die seit den Überschwemmungen in Odenthal nicht mehr telefonieren können. Auch in Overath melden sich Familien betroffen – alles Haushalte ohne Glasfaseranschluss.
Telekom stellt keine Lösung in Aussicht
Die Essers fühlen sich abgeschottet: „Wir müssen ja auch mal beim Arzt anrufen“, so Christine Esser. „Mein Mann ist 90, ich bin 83. Da finde ich es schon beängstigend, nicht telefonieren zu können.“ Gelegentliche Telefonate erledige sie mit dem Handy ihres Sohnes, wenn dieser zu Besuch komme. Die Essers hätten sich schon oft bei der Telekom beschwert. Bis zu einer Lösung dauere es, habe man ihr rückgemeldet. „Die monatlichen Gebühren sind trotzdem eingezogen worden“, erzählt die Seniorin unzufrieden. Seitens der Gemeinde sei sie auf die Telekom zurückverwiesen worden – doch die stelle keine Lösung in Aussicht.
Ebenso unzufrieden ist der Odenthaler Jürgen Koesling mit der Situation: „Wenn wir anrufen, bekommen wir nicht gesagt, was das für ein Schaden ist und wann er behoben werden soll“, so der 77-Jährige. Er wohnt in Bülsberg; die ganze Straße sei von den Störungen der Telefonanschlüsse betroffen. „Seit sieben Wochen gibt es hier kein Telefon; aus dem Home-Office können die Leute nur eingeschränkt arbeiten.“
Anfragen kommen bei Zuständigen nicht an
Auch Elisabeth Inde aus Overath kann seit Wochen nicht mehr telefonieren. Die 87-Jährige habe „wirklich Angst“, dass sie niemanden erreichen kann, wenn was ist. „Ich habe einen tauben und blinden Mann, den kann ich also auch nicht alleine lassen“, sagt Inde. Generell fühle sie sich einsam, das Telefon sei ihr einziges Kommunikationsmittel nach außen. „Wir haben kein Internet und sind dadurch natürlich in diesen Sachen benachteiligt.“
Die Essers hätten sich auch mehrfach an die Gemeindeverwaltung Odenthal gewendet. Diese habe sie immer wieder an die Telekom verwiesen. Auf Nachfrage hieß es, dass die Anfragen der Bürger gar nicht bis zur zuständigen Abteilung durchgedrungen seien. „Das tut mir leid. Wir haken für die betroffenen Gebiete bei der Telekom noch einmal nach“ teilte Uwe Koch, Leiter des Geschäftsbereiches Bauen und Technische Dienste, in diesem Zusammenhang mit. Stand Mittwoch arbeite die Telekom momentan die Störungen im Bereich Buchmühle ab.
Mehr als 100.000 Anschlüsse bundesweit zerstört
Das Hochwasser hat deutschlandweit mehr als 100.000 Anschlüsse und Leitungen der Telekom zerstört, so die Auskunft der Telekom. Alle zu reparieren würde noch einige Zeit dauern, sagte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage. Die Telekom führe Tabellen, in denen die Überschwemmungsgebiete aufgelistet seien. Die dort zerstörten Leitungen und Anschlüsse würden die örtlichen Technikteams priorisiert abarbeiten.
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„Das bedeutet leider auch, dass größere Störungen mit einer größeren Zahl an Kunden zuerst bearbeitet werden.“ Zur Lage in Odenthal oder Overath könne er deswegen keine konkreteren Auskünfte geben – auch nicht dazu, wie lange die Familien in Odenthal und Overath wahrscheinlich noch ohne funktionierendes Telefon in ihren Wohnungen sitzen werden.