Nach 20 Jahren führt Thomas Drossner wieder mit die Jecken in der Sülz- und Aggerstadt an: 2002 war er mit seiner Frau Geli Prinzenpaar, nun ist der Witwer Bauer im Dreigestirn mit seinen Söhnen Simon und Christian.
Nach PandemiepauseOverath proklamiert das Dreigestirn mit Vater und Söhnen
Es ist genau 20 Jahre her, da wurde Thomas Drossner mit seiner Frau als Overather Prinzenpaar proklamiert. Am Samstagabend nun stand er als Bauer mit seinen Söhnen Simon I. (Prinz) und Christian (Jungfrau Stina) als neues Overather Dreigestirn auf der Bühne. Und es gab keinen Zweifel: Er hat die Leidenschaft für den Karneval weitervererbt, wie auch Bürgermeister Christoph Nicodemus bei der Proklamation feststellte.
Pastor Reimund Fischer war nach der Insignienübergabe durch den Rathauschef ganz aus dem Häuschen ob der neuen Tollitäten, hatte er doch Bauer Thomas auf einer Pilgertour nach Santiago de Compostela getroffen („Am Abend der Ankunft hat der vor der Kathedrale schon genauso getanzt“) und war selbst schon Jungfrau im Seelsorger-Dreigestirn gewesen („Ich han emmer mit minge Zöpp gespellt“). Nur zum Prinzen habe es bisher nicht gereicht, so der jecke Seelsorger: „Noch nit.“
Es ist ein grandioses Programm, mit dem sich die KG Spass am Karneval Overath nach der Pandemiezwangspause mitten in den Fastelovend zurückkatapultiert. Mit seinem gesamten Schmölzchen zieht das laut Sitzungspräsident Niklas Habers längstamtierende Prinzenpaar in der Overather Geschichte ein.
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Der tüchtige Dank aller Verantwortlichen ist Prinz Philipp I. und Prinzessin Jasmina sicher – die schlussendliche Enthebung des jecken Zepters aber auch. Ein durch und durch „innovatives Prinzenpaar“ lobt KG-Vorsitzender Johannes Deppe und tröstet: „Prinz und Prinzessin bleibt man ein Leben lang.“
Begleitet vom Traditionskorps der Bedburger Narrenzunft marschiert das kommende Dreigestirn aus dem nur einen Steinwurf entfernten Weiler Cyriax ein – und überrascht schon damit selbst das erfahrene Traditionskorps aus dem Linksrheinischen: „Einer der längsten Einzüge, die ich je erlebt habe“, bekennt dessen Kommandant.
Neuer Prinz Simon I. macht eine Ausbildung zum Schreiner
Im dritten Ausbildungsjahr zum Schreiner ist der mit 19 Jahren jüngste Prinz, den Overath je erlebt hat, wie Prinzenführer Dirk Sauer Seine Tollität vorstellt. Vater Thomas Drossner ist Elektrotechnikexperte, Bruder Christian nach kaufmännischer Ausbildung als Berater tätig.
Mit den dreien, deren Schwester beziehungsweise Tochter Leonie als Pagin ebenfalls mit von der Partie ist, bekomme das Wort Trifolium (Kleeblatt) noch einmal eine ganz neue Bedeutung, befand Bürgermeister Nicodemus bei der Inthronisierung, bevor Christel Wendeler mit den neuen und scheidenden Tollitäten ein hinreißendes auf Overath gemünztes Leonard-Cohen-Halleluja anstimmte. Gänsehaut-Stimmung.
Steinenbrücker Schiffermädchen rücken den Saal zur Proklamation
Auf ihren Thronen hielt es die drei neu Proklamierten danach wirklich kaum. Kein Wunder bei dem Programm. Mit großem Tanzcorps wirbelten die Steinenbrücker Schiffermädchen wegen der geringen Deckenhöhe auf der Bühne vor derselben übers Parkett und durch die Luft und dankten Theo Schmidt, dem Prinzenführer des scheidenden Prinzenpaars, dafür, dass er während des langwierigen Flutschadens ihrer Trainingshalle im Overather Sülztal einen Ersatz in Bergisch Gladbach vermittelt hatte. „Etwas, was in Overath nicht möglich oder nicht realisierbar war“, so Kommandant Armin Heutz.
„Endlich wieder normale Leute, leev Lückscher“, freute sich „Sitzungspräsident“ Volker Weininger. Seine 80-jährige Tante bekommt ebenso ihr Fett weg, wenn sie findet, dass zwei Männer jetzt heiraten dürfen sei „von der Natur nicht gewollt“ („Dein Herzschrittmacher aber auch nicht“) wie der bierselige Freund Hermann („Der hat neulich eine halbe Stunde am Autoscooter gestanden und wollte ein Taxi ranwinken“). Dabei lässt sich der durstige „Sitzungspräsident“ selbst ein Kölsch nach dem anderen von KG-Pressesprecherin Nicole Werdel an den „Arbeitsplatz“ auf der Bühne bringen.
Paveier, Sitzungspräsident und „Tuppes vum Land“ auf der Bühne
Ovationen im Stehen waren dem „Sitzungspräsidenten“ sicher, bevor „Los Rockos“ die Cyriax-Aula rockten. Die Paveier, die einen großen Stimmungsbogen zwischen „Nie wieder Alkohol“ und „Heimat es“ schlugen, wurden ebenso nur mit einer Zugabe von der Bühne gelassen, bevor das Publikum tatsächlich noch einmal die Ruhe fand, der feinen Reimrede des „Tuppes vum Land“ Jörg Runge zuzuhören.
Die designierten Dreigestirne aus Marialinden und Heiligenhaus machten den neuen Tollitäten die Aufwartung, bevor diese mit ihrem Elferrat und den Paginnen zu einem einzigartigen Tanz ansetzten. Ein superjeckes Schmölzchen, das auf eine große Session hoffen lässt.