Dr. Sabine Kieth ist die Leiterin des Kreisgesundheitsamts in Rhein-Berg. Wir haben mit ihr über das Ende der Isolierungspflicht gesprochen.
Interview mit Rhein-Bergs Gesundheitsamtschefin„Nach Karneval ist mit Anstieg zu rechnen“
Frau Kieth, ist die Pandemie nun „offiziell beendet“?
Sabine Kieth: Mit dem offiziellen Ende der Isolierungspflicht ist nicht die Pandemie beendet, sondern ein im Lauf der Pandemie wesentlicher Pfeiler zur Eindämmung derselben ist nicht mehr erforderlich. Damit ändert sich der Umgang mit Covid-19 erneut und es wird nun der Fokus noch mehr auf die Eigenverantwortlichkeit und weiterhin den Schutz der vulnerablen Bevölkerungsgruppen sowie die entsprechenden Einrichtungen wie Arztpraxen, Krankenhäuser oder Pflegeheime gelegt.
Was ändert sich durch das Auslaufen der Absonderungspflicht für die Arbeit des Gesundheitsamts?
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Die Arbeit des Gesundheitsamts ändert sich nur wenig, denn schon in der aktuellen Phase der Pandemie sind die Bürgerinnen und Bürger gefragt, eigenverantwortlich die geltenden Empfehlungen einzuhalten, um sich und ihr Umfeld zu schützen. Für uns entfällt lediglich die Übermittlung der Quarantänelisten an die Ordnungsämter der Städte und Gemeinden.
Welche Aufgaben im Hinblick auf Corona bleiben erhalten?
Die Meldepflichten für Ärztinnen und Ärzte sowie Labore an das Gesundheitsamt bleiben unberührt. Dasselbe gilt für die Meldung nach Paragraf 11 des Infektionsschutzgesetzes zur Übermittlung der weiterverarbeiteten, insbesondere anonymisierten, Daten an die Landesbehörde. Weiterhin wird das Gesundheitsamt auch aktuell bei besonderen Infektionslagen, insbesondere in Bezug auf betroffene vulnerable Gruppen im Rahmen der Kontaktnachverfolgung, tätig. Allerdings sind die Einrichtungen mit den Verfahren gut vertraut, sodass sich hier in den vergangenen Wochen selten Anlässe für Handlungsbedarfe gezeigt haben.
Welche Veränderungen der Infektionslage erwarten Sie nach Wegfallen der Absonderungspflicht zum 1. Februar?
Wie im Herbst und Winter üblich, treten weiter vermehrt akute Atemwegsinfektionen auf. Nach wie vor zirkulieren SARS-CoV-2 und verschiedene andere Atemwegsviren in der Bevölkerung und auch die Grippewelle ist noch nicht beendet. Damit bleibt das Risiko für eine Infektion mit Covid-19 hoch. Allerdings ist derzeit in Arztpraxen und Krankenhäusern ein Abflauen der Welle an Infektionskrankheiten zu beobachten und bei verantwortlichem Umgang mit Atemwegsinfektionen ist zu erwarten, dass der Trend anhält. Die derzeit vorherrschende Virusvariante von Covid-19 trifft außerdem auf eine durch Impfung oder vorhergehenden Infektionen gut durchimmunisierte Bevölkerung. Schwerwiegende Krankheitsverläufe sind daher bei Personen ohne Vorerkrankungen in der Regel nicht zu erwarten.
Was empfehlen Sie Menschen, die einen positiven Schnelltest haben?
Positiv getestete berufstätige Personen sollten sich bei ihrem Arbeitgeber melden und die Kontaktpersonen der letzten 48 Stunden informieren. Dies gilt auch für das private Umfeld. Wer Symptome einer akuten Atemwegsinfektion hat, sollte zu Hause bleiben, bis die Symptome abgeklungen sind und gegebenenfalls einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren.
Sehen Sie eine Gefahr darin, dass im Rheinland die „heiße Phase“ des Karnevals gerade noch bevorsteht?
Atemwegsviren verbreiten sich überall dort, wo Menschen zusammenkommen. Nach Karneval ist wie immer mit einem Anstieg aller Atemwegserkrankungen zu rechnen, das gilt auch für Covid-19. Da ein großer Teil der Bevölkerung durch Impfung oder durchgemachte Erkrankung als immunisiert gilt, ist zwar mit einer Nach-Karnevalswelle zu rechnen. Es ist aber, Stand heute, nicht damit zu rechnen, dass es zu schweren Krankheitsverläufen bei Personen ohne Vorerkrankungen kommen wird.
Was empfehlen Sie den Menschen in Rhein-Berg, insbesondere im Karneval?
Da es unrealistisch wäre, in Karnevalszeiten auf das Einhalten von Hygieneregeln zu drängen, bleibt nur der dringende Rat an Menschen, die Symptome einer Atemwegsinfektion haben, konsequent zu Hause zu bleiben. Außerdem müssen vulnerable Personengruppen geschützt werden. Daher empfehle ich das Tragen von FFP2-Masken bei entsprechenden Kontakten.