Rhein-Berg – „Das ist schon schräg“, sagt Pfarrerin Claudia Posche, „in allen Krisen ist Kirche immer ein Ort gewesen, wo man hingehen konnte.“ Zwar sind die Kirchen, wie der Altenberger Dom, in dem Posche als evangelische Pfarrerin tätig ist, offen, die Gottesdienste aber fallen aus. Das Erzbistum Köln hatte sämtliche Gottesdienste bereits am Samstag in den Gemeinden ausgesetzt, die Städte Köln, Bergisch Gladbach und Rösrath diese dann am Sonntag auch per Allgemeinverfügung grundsätzlich verboten.
„Selbst im Krieg gab’s damals Gottesdienste im Bunker“, erinnert sich eine Seniorin, die am Mittag in Gladbachs katholische Kirche St. Laurentius geht. Die Seelsorger wollen auch in den kommenden Wochen als Ansprechpartner in den weiterhin offenen Kirchen zur Verfügung stehen, aber es sei einfach eine ganz neue Situation, dass Gottesdienste grundsätzlich wegen einer Pandemie abgesagt würden, sagt die Altenberger Pfarrerin Claudia Posche.
Pfarrerin Posche: „Kirche bewährt sich in der Krise“
Die Evangelische Kirche im Rheinland habe zwar noch keine einheitliche Regelung getroffen, da der Altenberger Dom aber sowohl von einer katholischen wie einer evangelischen Gemeinde genutzt werde, könne es für die evangelische Gemeinde nur „Hütchen auf und mit“ heißen. Daher seien auch die evangelischen Gottesdienste vorerst abgesagt.
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„Aber Kirche bewährt sich in der Krise“, sagt Pfarrerin Posche: „Unsere Botschaft ist nicht: Wir ziehen uns zurück.“ Deshalb werde auch sie am Wochenende zu den Zeiten, an denen sonst die evangelischen Gottesdienste stattgefunden hätten, im Dom und ansprechbar sein.
Norbert Hörter: „Eine kleine Minderheit ist egoistisch“
„Die überwiegende Mehrheit der Menschen hat Verständnis für die Schritte – und ist solidarisch“, hat der katholische Kreisdechant Norbert Hörter beobachtet. Nur eine kleine Minderheit sei egoistisch, wie er bei Hamsterkäufen in der Gladbacher Innenstadt beobachtet habe.
Beerdigungen
Nur noch im engsten Familienkreis dürfen Bestattungen vielerorts stattfinden. „Für viele Trauernde ist das sehr schwer“, weiß Bestatter Frank Andes. Und dies sind nicht die einzigen Engpässe: Manche Restaurants hätten bereits geschlossen, einige Blumen aus Holland seien schon jetzt nicht mehr zu bekommen, „und Unfallhüllen bekomme ich als Bestatter jetzt schon nicht mehr“, so Andes. Trotzdem helfe man sich, auch in der Branche derzeit stark untereinander. (wg)
„So etwas hatten wir noch nie“, ist auch Pfarrerin Posche überzeugt, die gerade vom Einkauf zurückgekehrt ist. Zugleich hat sie festgestellt, wie sich nicht nur Nachbarschaften, sondern auch die Netze innerhalb der Kirchengemeinde nochmals intensivieren. „Das ist das Schöne, dass wir stabile Kontaktnetze in den Kirchen haben, in denen jetzt auch besonders aufeinander achtgegeben wird.“
Wie sie sich selbst schützt, um sich nicht anzustecken? „Ich halte Abstand, wasche mir die Hände und habe ansonsten ein gesundes Gottvertrauen“, sagt Claudia Posche und überlegt bereits, wie auch sie Gottesdienste mitschneiden könne, um sie für die Gemeinde ins Netz zu stellen. „Aber so oder so: Die Kirchen bleiben offen, so lange es geht.“