Stromnetz in Rhein-BergWir begleiteten „Westnetz“ bei einem Helikopter–Kontrollflug
Rhein-Berg – Für den 30-jährigen Elektromonteur Leif Petersen ist es eine Premiere. Im Januar hat er seine neue Arbeitsstelle in Leverkusen angetreten. „Wir wollen auf seinen Wunsch hin heute sehen, ob ihm die Arbeit in dieser Höhe liegt oder nicht“, erläutert Obermonteur Michael Bechmann, während er sich das Headset aufsetzt und neben dem Piloten Platz nimmt.
Vor einigen Tagen sorgte ein langsam und tieffliegender Hubschrauber über dem Gladbacher Stadtgebiet für Aufregung. Nach aufwendigen Recherchen dieser Zeitung hatte sich herausgestellt, dass es sich um einen der regelmäßigen Kontrollflüge der Firma „Westnetz“ gehandelt hatte. Das Stromverteilnetzbetreiberunternehmen der RWE-Tochter Innogy kontrolliert im Auftrag von Kraftwerksbetreibern und Energieversorgern regelmäßig auch die Strommasten im Kreisgebiet auf mögliche Beschädigungen. Einen Einblick in die anspruchsvolle Arbeit bot diese Woche der Mitflug im Helikopter, mit dem Westnetz die Hochspannungsleitungen kontrolliert.
Einblick in die komplexe Arbeit
Um einen Einblick in die anspruchsvolle Arbeit zu vermitteln, hatte das Unternehmen eingeladen, ihr einen Tag bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.
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Nach einer freundlichen Begrüßung und einer Sicherheitseinweisung durch den Frankfurter Piloten Mauro Balestra fliegen wir von der riesigen Umspann-Anlage in Leverkusen-Rheindorf zunächst mit etwa 180 Kilometer pro Stunde nach Mülheim zum Tanken. „Wir kontrollieren heute zunächst Masten im Kürtener Gemeindegebiet und dann geht es weiter nach Bergisch Gladbach“, erläutert Obermonteur Bechmann. Seit 23 Jahren ist der Langenfelder im Unternehmen tätig und Flugangst hat er nicht. „Ich kenne den Piloten von der Firma Rotorflug seit einigen Jahren und bin sehr oft mit ihm geflogen. Er weiß genau, worauf es bei der Arbeit ankommt und ich habe vollstes Vertrauen.“
Nach etwas mehr als dreißig Minuten Flugzeit erreichen wir die Gemeindegrenze von Kürten und Pilot Balestra reduziert die Geschwindigkeit des 420 PS starken Bell Jet Ranger III deutlich. Vorsichtig nähert sich die Maschine bis auf knapp zehn Meter der Spitze des ersten Mastes und Bechmann erläutert Monteur Leif Petersen, worauf zu achten ist. Neben möglichen Beschädigungen der Isolatoren und den Erdseilen an der Spitze des Mastes werden die Halterungen der Lichtwellenleiter zur Datenübertragung begutachtet und mögliche Nester von Vögeln notiert, erläutert er ihm.
Langsam und gründlich
„Stärkere Beschädigungen sind eher eine Seltenheit und treten meist nach Unwettern durch umherfliegende Äste in waldreichenGebieten und nach Blitzschlägen auf“, weiß Bechmann. Ein Grund, auch die Waldschneisen genauer zu begutachten. „Wenn an den Rändern Bäume drohen, auf die Masten zu stürzen, notieren wir das und geben es an die zuständigen Stellen weiter.“
Mit knapp 20 Kilometer pro Stunde fliegt der Helikopter entlang einer Waldschneise von Mast zu Mast, passiert jeden mit Schrittgeschwindigkeit und nachdem mögliche Beschädigungen protokolliert sind, geht es weiter nach Bergisch Gladbach.
„Wir kontrollieren im Kreisgebiet zwei Trassen mit insgesamt 126 Masten. Eine führt von Burscheid nach Kürten und die zweite von Köln-Mülheim über Bergisch Gladbach bis nach Untereschbach“, verrät Bechmann. Im Gegensatz zur Begutachtung mittels Fernglas vom Boden aus sei es unvermeidlich, die Masten und Stromtrassen auch von oben aus in Augenschein nehmen zu können und das gehe nur mit einem Helikopter, erläutert Bechmann, während wir uns dem Gladbacher Finanzamt nähern. An den Fenstern und auf der Dachterrasse des Hauses stehen einige Mitarbeiter und winken uns zu. „Mit den Jahren kennen die Mitarbeiter den Hubschrauber mit seiner markanten Farbgebung schon“, so Bechmann und winkt freundlich zurück. Nach knapp 15 Minuten ist der Kontrollflug entlang der Stromtrasse über der Stadt beendet. Ergebnis: Monteur Leif Petersen musste keine Beschädigungen notieren.