Rhein-Berg – Endlich wieder ein kühles Getränk im Biergarten. An Pfingsten könnte diese Sehnsucht vieler Zeitgenossen auch im Rheinisch-Bergischen Kreis Wirklichkeit werden, wenn der Inzidenz-Wert weiter unter 100 bleibt und die Bundesnotbremse mit ihren Einschränkungen gelockert würde (siehe „Corona-Lage“). Allerdings ist das nicht die einzige Bedingung der verlockenden Perspektive. Denn nicht nur die Idealtemperatur von Kölsch und Co. ist kühl, sondern bislang auch die Wettervorhersage. Und die bereitet vielen Gastronomen trotz aller Vorfreude, nach mehr als einem halben Jahr endlich zumindest wieder unter freiem Himmel und damit teilweise zu öffnen, doch einiges Kopfzerbrechen.
Bibbern im Biergarten
„Prinzipiell freuen wir uns riesig, dass die Inzidenzwerte endlich nach unten gehen und bereiten alles vor, um schnellstmöglich wieder an den Start zu gehen“, sagt der Dehoga-Vorsitzende für den Rheinisch-Bergischen Kreis, Udo Güldenberg. „Aber bei zehn Grad und Regen macht eine Terrasse oder ein Biergarten wenig Sinn“, sagt sein Altenberger Gastronomiekollege Markus Wißkirchen. Er hat sich und seiner Terrasse zusätzlich zu einer gelösten Bundesnotbremse eine weitere Öffnungsvoraussetzung auferlegt: „Mindestens 15 Grad.“ Denn draußen heizen werde er schon aus Klimaschutzgründen nicht.
Corona-Lage in Rhein-Berg
78,4 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen meldete das Robert Koch-Institut am Montag für Rhein-Berg. Der Wert lag hier am dritten Werktag in Folge unter 100. Unterschreitet ein Kreis diese Marke an fünf Werktagen in Folge – wobei Sonn- und Feiertage nicht mitzählen – so wird zwei Tage später die Bundesnotbremse gelöst.
In Rhein-Berg könnte das am Freitag der Fall sein. Neben der Öffnung der Außengastronomie unter Auflagen würde die Ausgangssperre aufgehoben, wären wieder kontaktloser Sport mit bis zu 20 Personen im Freien oder touristische Übernachtungen möglich, könnten Kultureinrichtungen öffnen und Geschäfte ohne Terminbuchung. (wg)
Stattdessen plant der Gastronom, sein „To-go“-Geschäft auszubauen. Neben Herzwaffeln und Co. gibt’s an dem während des Lockdowns erworbenen Verkaufswagen auf dem Parkplatz Currywurst und Kölsch zum Mitnehmen, so dass Hartgesottene sich auch bei Temperaturen unter 15 Grad Celsius auf die frisch herausgeputzte Terrasse setzen könnten.
"Sit-in"-Geschäft
Eine Reihe von Gastronomen würden ihr „To-go“-Geschäft nach Lösen der Bundesnotbremse auf jeden Fall zu einem „Sit-in“-Geschäft ausbauen“, weiß Dehoga-Vertreter Güldenberg. „Denn bis die Inzidenz-Werte unter 50 sind, dürfen wir die Gäste nur auf bestimmten Wegen zur Toilette ins Haus lassen.“
Das Wetter und eine weiterhin niedrige Inzidenz sind nicht die einzigen Hürden für einen Neustart der Außengastronomie zu Pfingsten. „Wir müssen auch die gesamten Lieferketten wieder in Gang setzen“, sagt Jan Gyr von der Gaststätte Klausmann in Bensberg. „Es nutzt ja nichts, wenn wir jetzt wieder die Lager vollmachen und dann gehen die Zahlen vielleicht doch wieder hoch“, sagt er. Außerdem wisse er noch gar nicht, was er von möglichen Gästen im Biergarten als Zugangsvoraussetzung verlangen müsse, wie man etwa Impfausweise auf ihre Echtheit prüfe und wie es mit Tests von Gästen und Personal aussieht. „Mal eben ein Bier trinken, geht ja nicht, wenn ich erst zum Testzentrum muss“, sagt der Gastronom.
„Alles was wir vermeiden wollen, ist morgen aufzumachen und übermorgen wieder zu“, spitzt es der regionale Dehoga-Vorsitzende Güldenberg zu. Er selbst hat erst vor ein paar Wochen 1240 Liter Bier wegschütten müssen, weil von der noch Ende Oktober georderten Lieferung das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht war. „Da muss ich jetzt natürlich sehen, wie voll ich meine Lager wieder machen kann.“
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Und die Lebensmittel sind nicht der einzige flüchtige Wert in der Gastronomie: „Auch das Aushilfspersonal, das draußen immerhin 60 Prozent ausgemacht hat, ist nicht mehr da“, sagt Güldenberg. Viele hätten neue Jobs angenommen – ob in Testzentren oder Supermärkten. Der Wirt des Gronauer Wirtshauses will sich in jedem Fall die nächste Woche noch ganz genau die Inzidenzwerte verfolgen. „Das Beste wäre ohnehin, wenn wir in zwei Wochen dann auch unter 50 wären und auch drinnen wieder öffnen dürften“, sagt sein Kollege Wißkirchen. Dabei ist sich Güldenberg mit vielen Kollegen einig: „Wenn wir erst wieder öffnen dürfen und das Wetter gut ist – dann werden wir in den Biergärten und auf den Terrassen überrannt werden.“