Rhein-Berg – Hätte man die Ausmaße des Hochwassers an einigen Stellen im Rheinisch-Bergischen Kreis voraussehen können? Und wurde zuvor ausreichend vor dem Starkregen gewarnt? Diese und weitere Fragen stellen sich nun viele Menschen. Vor allem die vom Hochwasser Betroffenen fordern nun Antworten. Klar ist: „Keiner von uns konnte ahnen, welches Ausmaß der Starkregen haben würde“, sagt Birgit Bär, Sprecherin des Rheinisch-Bergischen Kreises.
Unwetterwarnung kam per Mail
Doch wie wurde der Kreis eigentlich vorab vor dem Unwetter gewarnt? „Die Rettungsleitstelle hat eine Warnung des Deutschen Wetterdienstes erhalten. Diese wird uns per Mail zugeschickt“, berichtet Kreisbrandmeister Wolfgang Weiden. Die Warnung sei dann mit einem Hinweis auf die bedrohlich wirkenden Formulierungen an die Leiter der jeweiligen Feuerwehren in den Städten und Kommunen weitergegeben worden. 48 Stunden vor dem einsetzenden Starkregen hätten die entsprechenden Stellen somit Bescheid gewusst und seien in Alarmbereitschaft gewesen, so Weiden. Und dennoch: „Seit 50 Jahren im Dienst habe ich so etwas noch nie erlebt. Deswegen hätte ich das auch nicht kommen sehen“, sagt er.
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Über die Warn-App „Nina“ habe der Kreis eine entsprechende Warnung rausgegeben. „Außerdem wurde in den Medien über den drohenden Starkregen berichtet, deswegen sind wir davon ausgegangen, dass die Unwetterwarnung jeder mitbekommen hat“, sagt Kreissprecherin Birgit Bär. Was sich dennoch viele fragen: Hätte das Auslösen der Sirenen im Kreis die Bevölkerung noch eindringlicher warnen können?
Bewusst gegen Sirenenalarm entschieden
"Ich habe mich dagegen entschieden“, sagt Weiden. Am Abend und in der Nacht habe er die Situation in der Kreisleitstelle mitbekommen. Zeitweise hätten die Kollegen wegen Überlastung der Telefonleitungen ein Drittel der Notrufe nicht annehmen können. „Das Auslösen der Sirenen hätte für noch größere Verunsicherung und für noch mehr Anrufe gesorgt. Dann wären vielleicht Anrufe für lebenswichtige Notarzteinsätze nicht mehr durchgekommen“, gibt Weiden zu bedenken. Und auch Kreissprecherin Birgit Bär betont: „Wir haben etwa 70 Sirenen im Rheinisch-Bergischen Kreis aufgerüstet. Aber ohne die entsprechende mediale Begleitung hätte das Auslösen keinen Sinn gemacht.“
Was hätte helfen können, wären Prognosen zu den zu erwartenden Pegelständen gewesen, beispielsweise der Agger und der Sülz. „So hätten wir die Anwohner gezielter auf das, was auf sie zukommt, warnen können. Aber im Gegensatz zu Köln gibt es meines Wissens nach keine Pegelprognosen für unseren Kreis“, berichtet Weiden. Im Nachgang werde die Hochwasserkatastrophe nun analysiert und es werde überlegt, was man in so einem Fall künftig noch besser machen könne, so Bär.