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Banner an Kirchen aufgehängtRösrather Gemeinde geht auf Distanz zu Kardinal Woelki

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Sie halten das Banner der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus vor dem Augustinushaus: (v.l.) Hubert Wischelr, Franz Gerads, Bettina Thiemeyer und Maxilmilian Finke.

Rösrath – Ein Signal setzen wollen Pastoralteam, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat der Katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus. Zu Ostern haben sie ein Spruchband an der Pfarrkirche St. Nikolaus und den katholischen Kirchen in Forsbach, Hoffnungsthal und Kleineichen angebracht. Unterstützt wurden sie von der Werbeagentur Necton aus Herkenrath. Mit ihrer Botschaft gehen sie auf Distanz zu Kardinal Rainer Maria Woelki und dem aktuellen Geschehen im Erzbistum Köln.

In einer Videokonferenz mit Interessierten aus allen drei Gremien der Kirchengemeinde äußerte sich die überwältigende Mehrheit entsetzt über die Schlagzeilen aus dem Erzbistum, wie Beteiligte berichten. Das Erzbistum habe „Vertrauen verspielt“, waren sie sich einig. Einige der Gremienmitglieder zeigten sich daher auch empört über das Geschehen im Erzbistum. Sie seien immer wieder von katholischen Christen aus der Kirchengemeinde darauf angesprochen worden. Vor diesem Hintergrund äußerte auch Pastor Franz Gerards große Sorge um die Gemeinde.

„Sexueller Missbrauch und Vertuschung: Das ist abscheulich!“

Daraus entstand das Bedürfnis, die eigene Position deutlich zu machen. Mit den Bannern an den vier Kirchen soll sie für die Gemeindemitglieder und die Öffentlichkeit sichtbar werden. „An der Basis versuchen wir mit viel ehrenamtlichem Engagement, Glaubwürdigkeit auszustrahlen. Das wird leider oftmals durch ranghohe Geistliche wieder kaputt gemacht. Wie kann so die frohe Botschaft von Jesus Christus zu den Menschen gelangen?“, sagt Maximilian Finke, stellvertretender Vorsitzender im Kirchenvorstand.

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Die Spruch-Banner sollen Kernaussagen einer längeren Stellungnahme, die zu Ostern auf der Internetseite der Kirchengemeinde zu lesen ist, wiedergeben. Auch Plakate und Postkarten sollen darauf aufmerksam machen. „Die Kirche soll für uns und alle Heimat bleiben, ein Zuhause für die Seele bieten“, steht als Überschrift auf den Bannern.

Darunter folgen weitere Aussagen, denen es nicht an Deutlichkeit mangelt. „Sexueller Missbrauch und Vertuschung: Das ist abscheulich! Hilfe für die Opfer unabdingbar!“, heißt es da. Hinzu kommt die klare Forderung nach „Reformen für eine katholische Kirche des 21. Jahrhunderts“, verbunden mit dem dringlichen Zusatz „ja, jetzt und unbedingt!“. Schließlich erklären die Beteiligten: „Wir bleiben und wollen als katholische Kirche in Rösrath für die Menschen da sein.“

Rösrath: St. Nikolaus möchte eigene Position deutlich machen

Zentraler Stein des Anstoßes für Pastoralteam, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat ist der Umgang mit dem Gutachten zum sexuellen Missbrauch im Erzbistum Köln. „Ich habe vermisst, dass die Bistumsleitung moralische Verantwortung übernimmt“, sagt Hubert Wischeler, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates. Ausgeblendet bleibe zudem, dass Kardinal Woelki bereits zu Zeiten seines Vorgängers, Kardinal Meisner, zur engsten Führung des Erzbistums gehört habe. Er sei daher mitverantwortlich für die im Gutachten kritisierten Vorgänge und deren Vertuschung. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mit diesem Erzbischof einen glaubwürdigen Neuanfang geben kann“, sagt Finke dazu – das sei seine persönliche Meinung.

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Es gibt aber auch andere Vorgänge, über die sich die Aktiven aus den Gremien der Kirchengemeinde empört zeigen. So ärgern sie sich über die fehlende Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche. Auch das von der Glaubenskongregation in Rom ausgesprochene Verbot, homosexuelle Paare zu segnen, geht den Beteiligten in Rösrath gegen den Strich. Als Signal der Akzeptanz an lesbische und schwule Christen haben sie daher ein Osterei in Regenbogenfarben auf ihrem Banner platziert.

Ein Anliegen ist ihnen auch, in einen Austausch über die Kirche und die aufwühlenden Schlagzeilen kommen. „Uns ist wichtig, den Menschen in Rösrath zu zeigen, dass wir als Kirche vor Ort ansprechbar sind“, sagt Pastor Franz Gerards. Es müsse sichtbar werden, dass die Basis der Kirche viele Dinge anders sehe als Verantwortliche an der Spitze.