Rösrath – Seit Jahren werden an vielen Flussläufen einstige Eingriffe des Menschen wieder „rückgebaut“. Jetzt wird ein länger geplantes Projekt in der Sülz vom Aggerverband in Angriff genommen: Die Wehranlage Reusch, mit deren Hilfe der Hammergraben in Hoffnungsthal viele Jahrzehnte gespeist wurde, soll zum größten Teil weichen. Der Aggerverband plant dies. Umgebaut werden soll ab dem zweiten Quartal 2018.
Vorgestellt wurde die Maßnahme jetzt im Rösrather Bau-, Vergabe und Umweltausschuss von Wim Dissevelt, Fachbereichsleiter des Aggerverbands. Von den rund 30 Metern Wehr soll aus Denkmalschutzgründen ein etwa sieben Meter langes Stück am linken Ufer bleiben. Ziel des Rückbaus sei die „Herstellung der Gewässerdurchgängigkeit“.
Damit einher geht auf rund 600 Metern Flusslänge, die sich bis auf Overather Stadtgebiet erstrecken, auch die „naturnahe Gestaltung des Vorlandes“: Ufer werden abgeflacht, Schotter- und Kiesbänke werden angelegt, eine Insel soll entstehen. Dies verbessere die Bedingungen für Fischarten wie Äsche, Bachforelle und Lachs.
Verbessern soll sich damit aber auch die Situation bei Hochwasser. So könnten künftige Fluten etwas geringer ausfallen, weniger Gebiete künftig überflutet werden. Insgesamt rechnet der Aggerverband mit einer Bauzeit von sechs Monaten, die Kosten sollen rund 600 000 Euro betragen. Davon werde das Land rund 80 Prozent übernehmen.
Auf Zuläufe angewiesen
Obwohl der Ausschuss keine Entscheidung zu treffen hatte, waren rund ein Dutzend Rösrather – auch aus der Familie Reusch – erschienen. Ausschussvorsitzender Jürgen Steinbach unterbrach die Sitzung, ließ Zuhörer zu Wort kommen. Als erster verwies Nikolaus Sturm, ehrenamtlicher Denkmalschutzbeauftragter der Stadt, auf die Notwendigkeit, des Erhalts nicht nur von Teilen des Wehrs und des Schildes, sondern auch des Hammergrabens.
Durch „Schleifen“ des Wehrs werde der Obergraben noch „moddriger“. Er schlug ein „Staurohr“ vor, um den Graben weiter mit Wasser zu versorgen. Besonders gelte es an den Hammerteich zu denken, dessen Austrocknung drohe. Derzeit werde gepumpt, dies reiche aber nicht aus. Außerdem laufe die Erlaubnis zum Pumpen in ein paar Jahren aus.
Baudezernent Christoph Herrmann betonte, man habe sich in diesem Punkt „seit zehn Jahren im Kreis gedreht“. Es sei klar: „Das Wasserrecht zum Betrieb des Hammergrabens ist erloschen.“ Damit sei es künftig nicht mehr möglich, Wasser aus der Sülz zu entnehmen, ein Rohr also nicht machbar. Der Graben bleibe, aber er sei angewiesen auf die fünf Zuläufe aus Bächen. Der Teich solle aber in jedem Fall erhalten bleiben.
Uwe Pakendorf, Kreistagsabgeordneter und CDU-Vorsitzender in Rösrath, erinnerte Hermann daran, dass man bei diesem Thema seit mehr als zwölf Jahren in Kontakt sei. Er äußerte die dringende Bitte, alles zu unternehmen, um Graben und Teich zu erhalten.
Letzte Chance zum Erhalt
Schließlich sei auch dies denkmalgeschützt. Er schlug vor, den Graben „rückzubauen“, ihn schmaler zu gestalten, damit das wenige Wasser dort wieder fließen könne. Margret Reusch, die direkt am Hammerteich wohnt, betonte, es sei die letzte Chance zum Erhalt. Ihr Mann Bernd schlug eine „simple Möglichkeit“ vor: Wasser durch ein Rohr aus dem Rothenbach über 250 Meter abzuleiten in den Untergraben und Weiher. Dies sei billiger als das Pumpen und funktioniere ohne Strom.
Zudem wies Ekkehard Haas (Die Linke) darauf hin, dass der Teich Habitat des besonders geschützten Eisvogels sei. Deshalb müsse er unbedingt erhalten bleiben. Dezernent Christoph Herrmann betonte, er wolle die geäußerten Bedenken nicht kleinreden. Aber dafür sei Tim Disseveldt vom Aggerverband der falsche Ansprechpartner.
Er bot an, mit der Unteren Wasserbehörde Kontakt aufzunehmen, um Bedenken weiterzugeben und betonte: „Was vorgestellt wurde, ändert nichts am Teich!“