Staatsanwaltschaft äußert sich zur Messerattacke vom Montagabend (17.3.) in Rösrath-Hoffnungsthal – Was die Polizei auf dem Friedhof suchte.
„Ersthelfer retteten ihm das Leben“Wie Restaurantgäste den Abend der Bluttat in Hoffnungsthal erlebten

Am Tatort: Vom Parkplatz (links des Lokals) schleppte sich der Niedergestochene noch zum Eingang (r.) zurück.
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Was Marita M. (Name geändert) am Montagabend im Restaurant gegenüber der evangelischen Kirche in Rösrath-Hoffnungsthal erlebt hat, ist ihr so richtig erst später klar geworden. Es war der Abend, als nach 21 Uhr plötzlich ein 54-jähriger Gast, der das Lokal zuvor verlassen hatte, blutüberströmt zurückkam – nachdem ihn ein Unbekannter auf dem Parkplatz des Restaurants niedergestochen hatte.

Im Restaurant (1) gegenüber der evangelischen Volberger Kirche (2) waren Opfer und Tatverdächtiger vor der Messerattacke auf dem Parkplatz (3) auf der Rückseite des Restauranteingangs. Danach soll der Täter in Richtung Julweg (4) geflüchtet sein. Auch auf dem Friedhof (5) unweit der Sülz (6) suchte die Polizei am Donnerstag nach Spuren.
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Auch der von der Polizei als Tatverdächtiger gesuchte Mann war zuvor selbst im Restaurant gewesen. Und Marita M. ist sich sicher, dass nur durch die Aufmerksamkeit der Bedienung Schlimmeres schon im Lokal verhindert worden sei. „Der Mann hatte ein Messer in einem Holster unter seiner Jacke bei sich“, erinnert sich eine andere Restaurantbesucherin.
„Und er hat die Eingangstür des Restaurants von innen verriegelt“, berichtet Marita M. „Zum Glück hat das die Bedienung sofort bemerkt und die Tür wieder entriegelt. Wer weiß, was der sonst im Lokal angerichtet hätte.“ Die Seniorin hält inne: „Der wollte ja irgendwie verhindern, dass jemand flüchten kann . . .“ Ein anderer Gast spekuliert, der Tatverdächtige habe womöglich zunächst im Lokal Menschen verletzen wollen und deshalb die Tür verriegelt. Nach Informationen dieser Zeitung aus Ermittlerkreisen gibt es dafür allerdings bislang keinerlei Hinweise.
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Durch die Aufmerksamkeit der Bedienung ist Schlimmeres verhindert worden.
Bereits vor 19 Uhr war einer Gruppe von Gästen der spätere Tatverdächtige zum ersten Mal im Lokal aufgefallen: „Er trug eine helle Jacke“, erinnert sich Marita M. Sie kommt aus Rösrath: „Den habe ich hier noch nie gesehen.“ Mehrfach habe der Mann andere Gäste angesprochen. Nachdem er anfangs den Riegel vor die Tür geschoben und das Personal diesen umgehend wieder geöffnet habe, sei der Mann aber friedlich geblieben, sagt ein anderer Augenzeuge.

Am Donnerstag (22.3.) hatte die Polizei auch den Volberger Friedhof abgesperrt.
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Eine Besucherin allerdings zeigt sich überzeugt: „Der Mann war gefährlicher als es den Anschein hatte.“ Die Erfahrung hat vor allem ein Paar aus Wachtberg machen müssen, das ganz hinten im Lokal an einem Zweier-Tisch gesessen und offenkundig etwas zu feiern gehabt habe, wie andere Gäste beobachtet haben wollen.
Auf dem Friedhof ist nach Beweismitteln gesucht worden.
Als die beiden das Lokal um kurz nach 21 Uhr verließen und um das Gebäude herum zum Auto auf dem Parkplatz gingen, soll der 54-Jährige aus Wachtberg beim Einsteigen ins Auto unvermittelt von dem Tatverdächtigen mit einem spitzen Gegenstand angegriffen und niedergestochen worden sein. Der Täter soll danach laut Polizei wieder um das Restaurantgebäude herum in Richtung Julweg geflüchtet sein.
Am Donnerstag hatte die Polizei den Volberger Friedhof etwa 350 Meter entfernt vom Lokal großräumig für Ermittlungen abgesperrt. Die Polizei hatte sich zu dem Hintergrund zunächst nicht äußern wollen, nur einen „Einsatz“ bestätigt.
Niedergestochener 54-Jähriger aus Wachtberg konnte mittlerweile vernommen werden
„Es ist dort nach Beweismitteln gesucht worden“, sagt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Freitag auf Nachfrage. Weitere Angaben zu möglichen Funden macht auch er nicht – mit Verweis auf die sehr dynamischen, laufenden Ermittlungen. Bislang sei der Tatverdächtige nicht gefasst, „aber wir ermitteln nach ihm“, sagt der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft.
Der niedergestochene 54-Jährige habe mittlerweile im Krankenhaus vernommen werden können, bestätigte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer, dass der Mann aus Wachtberg außer Lebensgefahr sei. Dass er den Angriff, nachdem er sich noch blutüberströmt zurück zum Lokaleingang geschleppt hatte, überhaupt überlebte, ist nach übereinstimmender Schilderung mehrerer Restaurantgäste engagierten Ersthelfern zu verdanken, denen es gelungen sei, den starken Blutverlust des Mannes durch entsprechende Druckverbände zu stoppen.
Zwei Jungs aus unserer Küche und zwei Gäste haben ihm wohl das Leben gerettet.
„Zwei Jungs aus unserer Küche und zwei Gäste haben ihm wohl das Leben gerettet“, bestätigt der Gastronom auf Nachfrage dieser Zeitung. Nach Rücksprache mit der Polizei äußert auch er sich zurzeit nicht weiter zu den Vorkommnissen von Montagabend.
Das Restaurant hat unterdessen ganz normal wieder geöffnet. „Es ist doch richtig und wichtig, dass man sich nicht allein von Angst regieren lässt“, sagt ein Gast. „Die Polizei wird ihre Arbeit schon machen.“
Die Gespräche an den Tischen auch auf der Terrasse werden allerdings auch in den kommenden Tagen wohl unweigerlich noch öfter auf den Montagabend zurückkommen.