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Vor einem JahrIm März 2020 begann im Rheinisch-Bergischen Kreis die Pandemie

Lesezeit 4 Minuten
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Wie leergefegt: Der Laurentiusplatz in Bergisch Gladbach während des ersten Lockdown im März 2020

Rheinisch-Bergischer Kreis – Es ist Sonntagabend, 1. März, als eine Nachricht aus dem Kreisgesundheitsamt das Leben im Rheinisch-Bergischen Kreis verändert: Eine Overatherin hat ein positives Corona-Testergebnis erhalten, nachdem ihr Hausarzt sie nach unklaren Symptomen mit Fieber hat testen lassen. Das Gesundheitsamt beginnt, die Kontakte der Frau zu ermitteln.

Der Beginn einer Arbeit, die seitdem teils Hunderte Mitarbeitende im Lagezentrum beschäftigt. Den Bürgern empfahl der Krisenstab damals, häufiger die Hände zu waschen, Einweg-Taschentücher zu verwenden und in die Armbeuge zu niesen. Masken gab’s noch kaum, über das neue Virus wusste man noch wenig. Seitdem hat sich vieles verändert, ist aber auch vieles nicht mehr so wie vor jenem 1. März 2020.

Vor Beginn der Pandemie

Angesichts der näher rückenden Pandemie ( 27. Januar 2020 erster Corona-Fall in Bayern, 25. Februar in Heinsberg) tagte der Krisenstab des Kreises am 28. Februar erstmals zum Thema Corona. „Da war uns allen noch nicht klar, welche Intensität diese Krise haben würde“, erinnert sich Krisenstabsleiter Erik Werdel. Afrikanische Schweinepest und Co. hatte man kurz zuvor noch geübt – für das, was nun kam, gab’s keine Blaupause. Heute dankt er Mitarbeitern und Bürgern – für die Zusammenarbeit: „Nur so haben wir eine Chance.“

Alles zum Thema Corona

Corona-Tests

Nach Schließung der Bensberger Johannes-Gutenberg-Realschule am Donnerstag, 5. März, wegen eines Corona-Falls kommen Hunderte Schüler und Lehrer in Quarantäne. Eine große Testung findet zunächst keine weiteren Fälle. Auch nicht bei 80 Teilnehmern des Overather Prinzenausziehens, an dem ein danach Erkrankter teilnahm. Seniorenheime werden bald abgeriegelt, kontinuierliche Tests gibt’s dort erst im Herbst.

Krisenstab

Die aktuelle Lage erfassen und bewerten, im Kontakt mit Kommunen, Ministerien, Sicherheitsbehörden und Gefahrenabwehr Schritte zur Pandemiebekämpfung unternehmen, Schutzausrüstung einkaufen und verteilen und bundes- wie landesweite Vorgaben umsetzen – im Krisenstab des Kreises laufen die Fäden zusammen. 250 Lageberichte entstanden, 404 Pressemitteilungen.

Alle Schüler bleiben zu Hause

Es ist Freitag, 13. März 2020, als der Beschluss fällt, bundesweit die Schulen zu schließen, ab dem folgenden Montag gibt’s nur noch Notbetreuung für systemrelevante Berufe, am 22. März kommen strikte Kontaktverbote hinzu, viele Berufstätige wechseln ins Homeoffice. Im Mai kehren zuerst Abschlussjahrgänge zurück, dann nach und nach auch andere, seit dem 14. Dezember dauert der zweite Lockdown an. Sozialexperten fürchten Folgen von Überforderung in Familien.

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Kreisgesundheitsamt bekommt eine neue Leitung

Mitten in der Pandemie übernimmt Dr. Sabine Kieth am 1. April die Leitung des Kreisgesundheitsamts von der in den Ruhestand wechselnden Dr. Cornelia Scherzberg. Kieth hat wegen der großen Belastung schon im März in Rhein-Berg angefangen.

„In der ersten Welle lag der höchste Inzidenzwert bei 37,4“, erinnert sie sich. In der zweiten Welle stieg er bis auf 197,3 (18. Dezember) bei täglich bis zu 200 Neuinfektionen. Die Tests von Kontaktpersonen stiegen auf 900 pro Woche, immer mehr Menschen starben.

Vertrautes fehlt

Am 18. März müssen Geschäfte schließen, bis auf Anbieter des täglichen Bedarfs. Friseure dürfen zuerst noch öffnen. Gastronomie ist bereits geschlossen. Ein Drittel, so schätzt Dehoga-Vertreter Udo Güldenberg zu Beginn des zweiten Lockdowns im Herbst, wird nicht überleben.

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Die letzten Gäste vor dem zweiten Corona-Lockdown im November 2020: Kellner und „Multi-Köbes“ Gregor Homes an der Theke im Gronauer Wirtshaus von Udo Güldenberg

Run auf Klopapier, Mehl und Hefe

Klopapier, Mehl und Hefe sind im März 2020 vielerorts ausverkauft. Der Handel beteuert, es sei genug da, nur komme der Nachschub wegen der Hamsterkäufe kaum nach. Manche Geschäfte wie der Sander Edeka-Markt führen Einkaufszeiten für Senioren ein. Ende April werden wie im ÖPNV Alltagsmasken Pflicht, seit 25. Januar 2021 medizinische Masken.

Menschen im Kreis zeigen sich solidarisch

Wenige Tage nach dem ersten Corona-Fall in Rhein-Berg haben sich in Overath bereits 700 Menschen via Facebook zusammengefunden, die für Risikogruppen einkaufen gehen. In Gladbach gründen junge IT-Experten die Plattform zusammenhalt.gl, um Hilfen und Abholangebote von Handel und Gastronomie zu vernetzen. Viele weitere Initiativen entstehen.

Viele Existenzen sind bedroht

Faktisch Berufsverbot – für Kultur- und Veranstaltungsbranche gibt’s größtenteils nicht mal im Sommer ein Comeback. Staatliche Hilfen verzögern sich oder verfehlen ihr Ziel, weil Wichtiges vergessen wurde. Viele sind in der Existenz bedroht. Einer von ihnen ist Thomas Mersch aus Refrath, er verliert große Teile seiner Eventagentur, kommt am Ende mit dem Rest im Refrather Büro seiner Frau unter.

Kliniken verschieben Operationen

Notkrankenhäuser werden im Krisenstab früh geplant, wurden bislang aber nicht benötigt. Die Kliniken in Gladbach managen die zunehmende Zahl von Covid-Patienten, machen sich mehr Sorgen um verschobene Operationen. Anfang Januar bezeichnen die Kliniken die Lage erstmals als „angespannt“. Am 18. Januar werden erste Klinikmitarbeiter geimpft.

Bundeswehrsoldaten helfen im Lagezentrum

Die Bundeswehr unterstützt seit Herbst das von Dezernent Markus Fischer geleitete Lagezentrum des Gesundheitsamts im Sitzungssaal des Kreishauses. In der ersten Welle waren hier auch 180 Mitarbeitende aus anderen Kreisämtern in der Kontaktpersonenermittlung und Co. eingesetzt, heute unterstützen 110 befristet eingestellte Kräfte und Soldaten.

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Bundeswehrsoldaten sind im Lagezentrum in Bergisch Gladbach seit Monaten eine wichtige Hilfe für die Mitarbeiter der Verwaltung.

Mitte März kommt es zum ersten Todesfall im Kreis

Der erste Corona-Todesfall im Kreis: Eine 83-jährige Gladbacherin stirbt am 19. März im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion. Ende April stirbt der erste Unter-60-Jährige. 116 Rhein-Berger sind bislang im Zusammenhang mit einer Infektion gestorben, mehr als drei Viertel seit Dezember. In Kliniken und bei Bestattern gelten erhöhte Sicherheitsregeln.