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Bundestagswahl 2025Aaron Spielmanns (SPD) aus Bedburg: „Jede nicht abgegebene Stimme stärkt die AfD“

Lesezeit 6 Minuten
Aaron Spielmanns (SPD) aus Bedburg.

Aaron Spielmanns aus Bedburg will für die SPD im Wahlkreis 90 in den Bundestag einziehen.

Der 26 Jahre alte Vertragsmanager im Öffentlichen Dienst möchte für die SPD in den Bundestag. 2021 scheiterte er knapp gegen Georg Kippels.

Am 23. Februar sind rund 350.000 Wahlberechtigte zwischen Bedburg und Wesseling aufgerufen, ihre Stimme bei der Bundestagswahl abzugeben. In den beiden Wahlkreisen des Rhein-Erft-Kreises bewerben sich 17 Kandidaten um ein Direktmandat. Der Wahlsieg in einem der Wahlkreise wird voraussichtlich für einen Einzug in den Bundestag reichen. Wir stellen in loser Reihenfolge die Bewerber vor – diesmal Aaron Spielmanns, der im Wahlkreis 90 (Bedburg, Bergheim, Elsdorf, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim) erneut für die SPD antritt. Die Fragen stellte Dennis Vlaminck.

Wann haben Sie begonnen, sich für Politik zu interessieren? Gab es eine Initialzündung?

Einen ausschlaggebenden Zeitpunkt gab es aus meiner Sicht nicht. Im Verlaufe meines Lebens habe ich Freude daran entwickelt, mich einzubringen und mein Umfeld mitzugestalten. Sei es in der Schule, als Klassen- oder Schulsprecher, als Jugendtrainer im Fußballverein oder später in der SPD und bei den Jusos. Ich habe jedoch auch von klein auf von meinen Eltern vorgelebt bekommen, dass man etwas Positives bewirken kann, wenn man es wirklich möchte und sich für eine Idee und seine Mitmenschen einsetzt. Dies hat mir schon in jungen Jahren in verschiedenen Weisen gezeigt, dass es lohnend ist, füreinander einzustehen und gemeinsam an etwas zu arbeiten. Dies ist für mich der Kern der Politik: Gemeinsam die Welt ein Stück besser zu machen.

Welches politische Ereignis hat Sie in den vergangenen Jahren am meisten bewegt/berührt?

In den vergangenen drei Jahren ist vieles in der Welt passiert, das mich bewegt hat. Besonders jedoch der furchtbare Überfall Russlands auf die Ukraine, das Leid, das er geschaffen hat und bis heute verursacht.

Welcher lebende Politiker/welche lebende Politikerin imponiert Ihnen? Welcher hat Sie geprägt?

Viele lebende Politiker*innen imponieren mir, doch muss ich bei dieser Frage stets an einen verstorbenen Sozialdemokraten denken, der mich mit seiner Haltung nachhaltig geprägt hat: Otto Wels. Er war im Jahr 1933 Parteivorsitzender der SPD und hielt die letzte freie Rede im Reichstag, gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz. Im Angesicht des Triumphes der Feinde der jungen deutschen Demokratie blieb er standhaft und erteilte eine unmissverständliche Absage an die Nazis, als er die Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes durch die SPD begründete. „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“ Diese entschiedene Haltung gegen Nazis und Feinde der Demokratie nehme ich mir zum Vorbild, und setze mich ein für eine freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Welcher Politiker hat am meisten für den Rhein-Erft-Kreis geleistet?

Zeit meines Lebens fällt mir eine Person ein: Guido van den Berg, ehemaliges Mitglied des Landtages (SPD). Er hatte als einer der Ersten begriffen, dass sich unsere Region durch Energiewende und Klimaschutz wandeln muss und wandeln wird. Die Konsequenzen des absehbaren Endes der Kohleverstromung erkannte er früh und zeichnete Perspektiven für unser Revier für die Jahrzehnte. Ihm war es stets wichtig, diesen Wandel als Chance vor Ort zu nutzen und aktiv mitzugestalten.

Wie erklären Sie jemandem in Berlin, was der Rhein-Erft-Kreis ist?

Kraftwerke, Windräder. Landwirtschaft, Industrie. Kleines Häuschen im Grünen, Wohnung in der Stadt. Stadt und Land. Herzliche und freundliche Menschen. Der Rhein-Erft-Kreis ist wie ein Querschnitt durch die Bundesrepublik, das macht ihn so schön und besonders.

Was wollen Sie als Abgeordneter in Berlin für den Rhein-Erft-Kreis erreichen?

Im Rhein-Erft-Kreis lebt jedes 6. Kind in Armut. Jeder sechste Arbeitnehmer, jede sechste Arbeitnehmerin verdient weniger als 13 Euro brutto pro Stunde, also einen Lohn, der nicht vor Armut schützt. Bei den Angebotsmieten steht der Rhein-Erft-Kreis in NRW dicht hinter Düsseldorf, Köln und Münster. Ich möchte mich in Berlin daher für eine starke Kindergrundsicherung einsetzen, um Kinderarmut zu bekämpfen. Der Mindestlohn muss auf 15 Euro erhöht werden, damit Erwerbstätige nicht weiter in Armut leben müssen. Außerdem werde ich für eine Stärkung des kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsbaus kämpfen, um langfristig für günstigen Wohnraum im Rhein-Erft-Kreis zu sorgen.

Mit wie vielen Wählerinnen und Wählern haben Sie seit Beginn des Wahlkampfs Kontakt gehabt und wie viele werden es schätzungsweise bis zum 23. Februar sein?

Die Zielsetzung bis zum 23. Februar sind mindestens 10.000 Hausbesuche. Davon sind Stand 3. Februar 2025 rund 5000 erreicht worden. Hinzukommen die zahlreichen guten Gespräche an Infoständen, bei Frühverteilungen oder auf Podiumsdiskussionen. Ich bin froh und dankbar, mit so vielen Menschen gute politische Gespräche führen zu können.

Wie würden Sie einen Nichtwähler davon überzeugen, sein Kreuz auf dem Stimmzettel zu machen?

Jede nicht abgegebenen Stimme stärkt die Stimmanteile der demokratiefeindlichen AfD. Diese Partei ist zwar demokratisch gewählt, möchte jedoch unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zersetzen. Gehen Sie daher bitte wählen und helfen dabei, unsere freiheitliche Gesellschaft zu schützen. Wählen Sie eine demokratische Partei, egal ob groß oder klein. Jede Stimme zählt und hat Einfluss.

Wer ist besser als Kanzler geeignet: Merz oder Scholz?

Scholz. Er steht für Besonnenheit und Sicherheit in schwierigen Zeiten. In seiner nächsten Kanzlerschaft möchte er mit unserer SPD dem immer größer werdenden Investitionsbedarf in Deutschland begegnen, und sagt auch, wie wir es finanzieren wollen. Um nur zwei Punkte zu nennen: Auflockerung der Schuldenbremse und Wiedereinsetzung der Vermögenssteuer. Viel wichtiger als das ist er besonnen, wo andere die Fassung verlieren. Über all dies hebt ihn eine Sache eindeutig von Merz ab: Scholz kooperiert nicht mit Nazis.

Welchem Ihrer Mitbewerber würden Sie den Einzug ins Parlament gönnen und fachlich zutrauen?

Björn Leschny. Er spricht sich aus für die Unterstützung der Wirtschaft auf dem Weg der ökologischen Transformation. Diese ist aus meiner Sicht die der größten Herausforderungen des Rhein-Erft-Kreises, im Herzen des Rheinischen Reviers, bis mindestens 2030. Daher finde ich seine Positionierung hier richtig für den Rhein-Erft-Kreis. Darüber hinaus macht er auch deutlich, dass der Schlüssel zum Erfolg die Verknüpfung von Wirtschaft, Umwelt und sozialer Verantwortung ist. Mit einer erfolgreichen ökologischen Transformation unserer Wirtschaft kann der Wirtschaftsstandort Deutschland nicht nur erhalten, sondern gestärkt werden.

Mit welchem Politiker/welcher Politikerin würden Sie niemals ein Bier trinken gehen?

Rechtsextremen, Nazis und Faschisten und Faschistinnen. Ein gutes Beispiel für einen Faschisten ist das AfD-Mitglied und Faschist Björn Höcke.


Zur Person: Aaron Spielmanns wurde im Juli 1998 in Grevenbroich geboren, seine Heimat ist das benachbarte Bedburg im Rhein-Erft-Kreis. Der 26-Jährige ist Vertragsmanager im Öffentlichen Dienst und tauchte 2021 quasi aus dem Nichts auf der politischen Bühne auf. Er forderte den Bundestagsabgeordneten Georg Kippels (CDU) im Wahlkreis Rhein-Erft-Kreis I heraus und scheiterte nur um wenige Prozentpunkte. Seit 2022 ist Spielmanns stellvertretender Vorsitzender der SPD Rhein-Erft. Als politische Themenschwerpunkte nennt er den Kampf gegen Armut und für bezahlbaren Wohnraum sowie gut bezahlte Arbeitsplätze. Er sich für den Antrag auf die Prüfung eines AfD-Verbotsverfahrens aus. Als Hobbys nennt er Kochen, Lesen, Schreiben, Zeichnen, Computerspiele, Sport, Skat, Kulturevents und Reisen.