AboAbonnieren

„Erhebliche Unsicherheit“Firmen ließen Bergheimer Verwaltung bei Windkraftplänen außen vor

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Windräder, im Hintergrund sind Kraftwerke zu sehen.

Auf der Wiedenfelder Höhe bei Paffendorf betreibt RWE bereits mehrere Windräder. Im Stadtgebiet könnten deutlich mehr Anlagen gebaut werden.

Veranstaltungen zu Flächen für Windräder in Bergheim wurden am Rathaus vorbei organisiert, der Bürgermeister vermisst Professionalität.

Die Kohle geht, die Kraftwerke verschwinden – doch der Strom muss trotzdem noch aus der Steckdose kommen. Erneuerbare Energien sollen ausgebaut werden, und offenbar soll die Stadt Bergheim künftig sechs Prozent ihrer Fläche für Windkraftanlagen ausweisen statt bisher zwei. Das lässt jedenfalls der entsprechende Teilplan zum Regionalplan vermuten, der derzeit neu aufgelegt wird.

Obwohl noch nicht öffentlich, haben offenbar bereits mehrere Unternehmen von dem Vorhaben Wind bekommen – und gleich Eigentümer von Grundstücken zu Informationsveranstaltungen eingeladen. Dabei ging es um eine Fläche zwischen Büsdorf und dem Golfplatz bei Fliesteden, auf der mehr als zehn Windräder Platz finden könnten.

Bergheimer Bürgermeister: Firmen verteilten Vertragsentwürfe

Die Einladung an Grundstückseigentümer und Landwirte sei „ohne Absprache mit dem Bürgermeister beziehungsweise der Verwaltung“ erfolgt, teilt nun die Stadt Bergheim mit. Dabei hätten die Unternehmen „über Windenergiepläne nicht nur informiert, sondern dem Vernehmen nach auch bereits Vertragsentwürfe verteilt“.

Diese unabgestimmte Vorgehensweise habe nicht nur bei vielen Bürgerinnen und Bürgern zu Fragen und Irritationen geführt, sondern auch bei Bürgermeister Volker Mießeler. Den Grundstückseigentümern sei nicht klar, dass es nur eine erste Planunterlage zu einem Regionalplanentwurf gegangen sei und gar nicht feststehe, ob die Fläche in der Form und in der Größe und ob überhaupt im Regionalplan 2025 auftauchen werde.

„Zudem werden üblicherweise derartige Planungen auf städtischem Planungsgebiet im Vorfeld mit der Kommune abgestimmt“, sagt Mießeler. „Dies ist nicht erfolgt. Alles in allem führen diese Aktivitäten einzelner Unternehmen zu einer erheblichen Unsicherheit bei Grundstückseigentümern und Bürgern. Gerade zu einem derart hochsensiblen Thema erwarte ich mehr Professionalität und Fingerspitzengefühl.“

Während die Firma Energiekontor eine Anfrage der Redaktion unbeantwortet ließ, zeigte sich zumindest RWE, das die Grundstückseigentümer auf Schloss Paffendorf informiert hat, reumütig. „RWE bedauert, dass es mit der Stadt Bergheim zu Irritationen gekommen ist“ teilt eine Sprecherin mit. „Das Unternehmen ist dazu im Austausch mit allen Beteiligten vor Ort, dazu zählt auch die Stadt Bergheim.“

Bergheimer Grüne unterstützen Glessener Bürgerinitiative

Man habe Flächeneigentümerinnen und -eigentümer über ein mögliches Windpotenzial auf einer neuen Fläche in Bergheim-Büsdorf lediglich frühzeitig informieren wollen. Die Veranstaltung habe Anfang April auf Schloss Paffendorf mit rund 70 Teilnehmenden stattgefunden. „Während der Informationsveranstaltung hat RWE darauf hingewiesen, dass es sich um eine Potenzialfläche handelt, die sich noch im Vorentwurfsstadium der Regionalplanung befindet.“

Die Grünen in Bergheim unterstützen den vom Land offenbar geplanten Ausbau der Windkraft in Bergheim, jedoch sehen auch sie das Vorgehen der Unternehmen kritisch. „Die Stadt und ihre Bürger müssen vor den Interessen von Konzernen stehen“, sagt Fraktionsvorsitzender Peter Hirseler.

„Wenn es wie in Glessen mit der Initiative Glessen autark Bürger gibt, die für die Allgemeinheit Bürgerenergieanlagen bauen wollen, sind sie von der Stadt besonders zu unterstützen. Es darf nicht sein, dass auf Bergheimer Boden erzielte Gewinne allein nach Essen, Aachen oder Bremen abfließen.“ Die Initiative plant drei bis vier „Bürgerwindräder“ auf der Glessener Höhe. Dieses Areal ist im Vorentwurf zum Regionalplan jedoch gar nicht enthalten.