Bergheim – Zum Feiern ist es bekanntlich nie zu spät: Nach gleich drei coronabedingten Absagen und mit fast zwei Jahren Verzögerung konnte Tommy Engel im Medio jetzt seine schon für den Mai 2020 geplante Jubiläumsrevue nachholen. „70 Johr op d’r Welt – 60 Johr op d’r Bühn“ lautete das Motto der Show, mit der der kölsche Kultsänger auf seine lange und erfolgreiche Karriere zurückblickt. Die vielen Fans im gut gefüllten Saal waren glücklich, dass sie das doch noch erleben durften, und bejubelten einen Tommy Engel, der sich auch mit nun 72 Jahren in richtig guter Form präsentierte.
Aus gegebenem Anlass ging es besinnlich los: „Stell dir vüür“ heißt die zur Begrüßung angestimmte kölsche Fassung von John Lennons Friedenshymne „Imagine“. Tommy Engel verhehlte nicht, dass im Moment auch bei ihm stets eine große Portion Angst mit ihm Spiel sei: „Die Zeiten spitzen sich zu, es ist wieder Krieg in Europa, und wir wissen alle nicht, was Putin noch vorhat. Es ist kein gutes Gefühl, mit dem Rücken zur Wand zu stehen.“ Grund genug, gleich noch ein Friedenslied zu singen. „Unterm Adler“ aus der Feder von Hans Knipp ist ein kaum weniger eindringliches kölsches Pendant zu „Imagine“.
Tommy Engel: Begleitet von einer starken sechsköpfigen Band
Es wäre für Tommy Engel ein Leichtes gewesen, den Abend mit einer Ladung allseits bekannter Stimmungshits aus mehr als 50 Jahren zu füllen. Doch ganz bewusst schlug er vor allem im ersten Teil auch ruhigere Töne an und brachte weniger populäre Songs zu Gehör, etwa die Fööss-Ballade „En Kölle am Rhing“, die er zu seinen persönlichen ultimativen Köln-Liedern zählt, obwohl es nie groß rausgekommen ist – ganz im Gegensatz zu Klassikern wie „Drink doch ene mit“, „Ming eetste Fründin“, „In unserm Veedel“ oder „Katrin“. Unaufgefordert brachte sich das textsichere Publikum immer wieder als Begleitchor ein.
Der Spaßfaktor kam jedoch ebenfalls nicht zu kurz: Bei „Kaczmarek“ schlüpfte Engel erneut in den grauen Hausmeisterkittel, beim „Saunaboy“ aus der L.S.E.-Zeit in den seidenen Bademantel. Begleitet wurde der Sänger von einer starken sechsköpfigen Band, geleitet von seinem langjähriger Weggefährten Jürgen Fritz an den Tasteninstrumenten. Die Combo wartete mit reizvollen Arrangements auf, mit denen die Originalnummern mehr oder weniger deutlich in frische Gewänder gehüllt wurden. Der „Besuch im Zoo“ etwa kam auch in peppiger Rock’n’Roll-Version prima bei den Zuhörerinnen und Zuhörern an.
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Engel machte deutlich, dass er mit 72 keineswegs an den Ruhestand denkt. So servierte er mit „Alles für die Pänz“, das als Verneigung vor der Fridays-For-Future-Generation verstanden werden darf, schon mal einen vielversprechenden Appetithappen auf sein für den Herbst geplantes neues Album.