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Abschied von Block DBergheimer Kraftwerk wird nach und nach stillglegt

Lesezeit 3 Minuten

Der kleinere Kühlturm rechts gehört zu Block D und wird künftig keine Wolken mehr produzieren.

Bergheim – Die Stromproduktion muss in Niederaußem künftig ohne Block D auskommen. Der 300-Megawatt-Block ging zum Jahresende vom Netz. Nachdem die Blöcke A und B bereits 2012 abgeschaltet wurden, sinkt die Kapazität des Kohlekraftwerks an der Bundesstraße 477 von 3646 auf 3099 Megawatt (MW), wovon 600 MW seit zwei Jahren als Sicherheitsreserve nur noch in Bereitschaft stehen.

Im Zuge des 2019 nach zähem Ringen von der Kohlekommission vorgeschlagenen und im Sommer vom Bundestag beschlossenen Kohleausstiegs, nimmt RWE Power bis 2030 fast jährlich Block für Block vom Netz. Die Blöcke A und B wurden 2012 schon vor der Energiewende abgeschaltet, nachdem in Neurath zwei BoA-Blöcke (Braunkohlekraftwerk mit optimierter Anlagentechnik) neu ans Netz gegangen waren. Block D ist daher der erste im Zuge des Ausstiegs und markiert somit den Anfang vom Ende.

1963 gingen die Turbinen A und B nach dreijähriger Bauzeit ans Netz und ersetzten die Kraftwerke Fortuna I bis III, unter denen später im Tagebau Bergheim Kohle abgebaut wurde.

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Genug Strom für halb Köln

Block C (1965), D (1968), E (1970) und F (1971) folgten mit jeweils 300 MW in kurzen Abständen. Block D war der erste, der 300 MW Strom auf nur einem Kessel produzieren konnte. Er verfügt über einen 130 Meter hohen Kamin und einen 106 Meter hohen Kühlturm, der künftig nicht mehr rauchen wird.

Schon vor Weihnachten ging der Ofen unter der Turbine aus, bis Silvester wurde das Aggregat noch in Reserve gehalten. In über 52 Jahren hat der Meiler über 115 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt, wozu 120 Millionen Tonnen Braunkohle, also etwa zweieinhalb Millionen pro Jahr, verfeuert wurden. Laut RWE könnte man damit „ganz Düsseldorf“ – oder besser: mehr als die Hälfte von Köln – „30 Jahre lang mit Strom versorgen“.

„Block D konnte durch das große Engagement unserer Kraftwerksmannschaft so viele Jahre für die Stromversorgung arbeiten. Auch wenn die Notwendigkeit von Klimaschutz unstrittig ist, ist es für unsere Mitarbeiter ein bitterer Tag. Es ist aber sichergestellt, dass die Stilllegung sozialverträglich gestaltet wird“, sagte RWE-Power-Braunkohlenvorstand Lars Kulik, der zur Abschaltung ins Kraftwerk gekommen war.

Durch die Abschaltung des Blocks entfallen nach Unternehmensangaben von der Rohstoffgewinnung im Tagebau bis zu Betrieb und Instandhaltung im Kraftwerk rund 300 Stellen. Die jährliche Kohlendioxyd-Einsparung betrage rund 2,5 Millionen Tonnen. Bis Ende 2022, wenn RWE 2,7 Gigawatt stillgelegt haben wird, werden es etwa 3000 Arbeitsplätze sein. 2030 werden zwei Drittel der Kapazität RWE-Kohlekraftwerke stillgelegt und insgesamt 6000 Arbeitsplätze vom Abbau betroffen sein.

Angst ist inzwischen gewichen

„Anfangs gab es im Ort viel Angst vor einem abrupten Ende wie im Ruhrgebiet. Durch das Anpassungsgesetz zum Kohleausstieg ist die bei den RWE-Mitarbeitern gewichen“, sagt Ortsbürgermeister Frank Zimmermann, der im Ort aufgewachsen ist. Aber wie das mit Partnerfirmen und Betrieben im Ort aussieht, bleibe abzuwarten. „Auch Ausbildungsplätze werden fehlen“, fürchtet er. Aber so abhängig von der Kohle wie in den 70er-Jahren sei Niederaußem nicht mehr. „Wir hängen nicht am Tropf von RWE Power.“ Die Nachfrage nach Bauplätzen sei groß. „Schön ist anders, aber die Identifikation mit dem Kraftwerk ist bei den Einwohnern sehr verbreitet“, schildert er die Grundstimmung im Schatten der Kühltürme.

Schon in den nächsten beiden Jahren werden weitere Blöcke in Neurath, Niederaußem und Weisweiler, sowie die Brikettierung in Frechen runtergefahren. Bis 2029 wird Weisweiler bis auf die beiden Vorschaltgasturbinen vollständig aus dem Betrieb gegangen sein, in Niederaußem, laufen Block H (bis 2033) und der BoA-Block K (bis 2038) weiter, in Neurath die beiden 2012 gebauten BoA-Blöcke (bis 2038).

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„Wir unterstützen mit aller Kraft den gesetzlich verankerten Stilllegungspfad und leisten damit unseren Beitrag zur Energiewende“, beteuerte Kulik gegenüber Pressevertretern.