Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Was sollte man da machen?“Wolf nähert sich in Bergheim und Kaarst Fußgängern auf wenige Meter

Lesezeit 4 Minuten
Ein mutmaßlicher Wolf steht an der Ortsgrenze zu Kaarst-Vorst.

Ein mutmaßlicher Wolf steht an der Ortsgrenze zu Kaarst-Vorst.

Gleich zwei Begegnungen mit Wölfen gab es aktuell im Rheinland. Kein Zufall, erklärt ein Experte.

Wieder ist ein mutmaßlicher Wolf im Rheinland gesichtet worden. Aktuelle Videos und Fotos zeigen den vermeintlichen Wolf in Bergheim und Kaarst am Rande von Wohngebieten. Es könnte sich um ein, aber auch um mehrere Tiere handeln. Ein Experte erklärt, dass die auffällig häufigen Sichtungen in der vergangenen Zeit vermutlich kein Zufall sind.

Eines der Videos zeigt einen mutmaßlichen Wolf am Rande des Kaarster Stadtteils Vorst im Rhein-Kreis Neuss. Aufgenommen wurde es von zwei Schwestern, die am Sonntagabend (9. März) gemeinsam mit einem Freund an der Landstraße spazieren waren. Ein vermutlich wichtiges Detail: Sie hatten einen Hund bei sich.

Spaziergänger-Gruppe durch mutmaßlichen Wolf in Kaarst verunsichert

Am Feldrand bemerkten die Drei, dass sie von einem vermeintlichen Wolf verfolgt wurden. Das Tier folgte ihnen neugierig, springt verängstigt und mit eingezogenem Schwanz zur Seite und läuft anschließend in einem Halbkreis auf der anderen Straßenseite an der Spaziergänger-Gruppe vorbei.

Die Gefühlslage bei den Schwestern und dem Freund scheint entspannt, aber wohl auch etwas verunsichert gewesen zu sein. Auf dem Video ist auch zu hören, wie der junge Mann mit seiner Mutter telefoniert. „Hi, ich habe jetzt mal eine blöde Frage: Wenn ein Wolf so fünf Meter von dir entfernt steht, was sollte man da machen?“, fragt er.

Die beiden jungen Frauen hört man etwas aufgeregt lachen. „Aber der ist süß!“, ruft eine der beiden.

Wolf folgt Spaziergänger in Bergheim-Glessen

Ein weiteres Video, das auch aus den vergangenen Tagen stammt, wurde den Angaben zufolge in Glessen, einem Stadtteil von Bergheim im Rhein-Erft-Kreis, aufgenommen. Auch hier näherte sich ein mutmaßlicher Wolf einem Fußgänger bis auf wenige Meter. Es war bereits Abends, die Straßenlaternen angeschaltet, im Hintergrund sind Häuser und parkende Autos zu sehen.

Der Fußgänger scheint über die unverhoffte Begegnung allerdings nicht erfreut und versuchte das Tier mit „Ksch“-Lauten zu verscheuchen. Ein Versuch, der nicht sonderlich erfolgreich schien, der mutmaßliche Wolf folgte dem Mann in kurzem Abstand weiter.

Experte ordnet Wolfssichtungen ein – womöglich spielten die Hunde eine Rolle

Christian Berge, der selbsternannte „Anwalt der Wölfe“, ordnete die beiden Videos ein. Ihm zufolge handele es sich in beiden Fällen um einen jungen Wolf, die nicht an dem Menschen, sondern an den mitgeführten Hunden interessiert gewesen sein dürften.

„Die jungen Wölfe sehen in so einem Moment den Menschen nicht, sondern sind auf den möglichen ‚Paarungspartner‘ konzentriert“, so der Experte.

Berge zufolge ist es sehr gut möglich, dass es sich um zwei, aber auch nur um einen Wolf gehandelt haben könnte. Die Ortschaften Voigt-Kaarst und Glessen-Bergheim sind rund 40 Kilometer voneinander entfernt, das sei die übliche Distanz, die ein junger Wanderwolf in 24 Stunden zurücklegt, wenn er auf Wanderschaft ist.

Jungwölfe verlassen im Frühjahr ihr Elternrudel, um auf Paarungssuche zu gehen und ein eigenes Revier zu finden. Begegnungen mit dem Menschen seien in dieser Zeit nicht unüblich.

Wie man sich verhalten sollte, wenn man einem Wolf begegnet

„Ein Jungwolf könnte vielleicht neugierig stehenbleiben und dich anschauen – das ist ganz normal für ein unerfahrenes Tier“, erklärt Brigitte Sommer vom Wolfsschutz Deutschland e.V. Bei einer Wolfssichtung solle man am besten stehenbleiben und nicht weglaufen. Wer sich dennoch unwohl fühle, könne auch laut, energisch Rufen oder Klatschen, um den Wolf zu vertreiben.

Auch dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) zufolge stellen Wölfe in der Regel keine Gefahr für den Menschen dar. „Seit dem Jahr 2000 – seitdem es Wölfe wieder in Deutschland gibt – hat es keine Situation gegeben, bei der sich frei lebende Wölfe aggressiv gegenüber Menschen verhalten haben“, so die sogenannte NINA-Studie, die Übergriffe von Wölfen auf Menschen weltweit untersucht hat.

In den vergangenen Wochen ist es nach Wolfssichtungen im Rheinland wiederholt zu Verunsicherungen gekommen. Auch an einer Schule wurde ein Tier gesehen. Das Gymnasium entschloss sich daraufhin, die Schülerinnen und Schüler in der Hofpause im Schulgebäude zu halten. Zuletzt war ein mutmaßlicher Wolf auf einer Terrasse eines Wohnhauses gesehen worden.