Früher gab es viele, teils wilde Tiere im Phantasialand. Die Gründer-Familie erinnert sich an zwei dramatische Zwischenfälle.
Wilde Zeiten im FreizeitparkGründer-Familie über Delphin-Drama und Löwen-Alarm im Phantasialand
![Die Delphine im Mondsee waren eine besondere Attraktion im Phantasialand.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/10/9ef5b3c2-bc76-4118-a2a0-d81439cb4377.jpeg?q=75&q=70&rect=0,235,1600,900&w=2000&h=1552&fm=jpeg&s=6bafa65d9c1ffd713bd33ac7c99da77d)
Die Delphine im Mondsee waren eine besondere Attraktion im Phantasialand.
Copyright: Archiv Familie Schmidt
An den Erfolg des Phantasialand glaubte zur Eröffnung 1967 kaum jemand. Selbst Brühls damaliger Bürgermeister machte den Gründern Richard Schmidt und Gottlieb Löffelhardt kaum Hoffnungen und soll das Projekt ein wenig süffisant belächelt haben, erinnern sich Zeitzeugen. Doch bereits die erste Saison sprengte alle Erwartungen. Über 600.000 Menschen strömten in den Freizeitpark.
Ein Erfolg, der die beiden Gründer-Familien zu noch mehr Engagement anspornte. Das Phantasialand wuchs stetig, immer neue Attraktionen wurden entworfen und in Eigenregie errichtet. Heute kaum noch vorstellbar, doch damals gehörten sie einfach mit zum Bild eines Freizeitparks dazu: Tiere.
Phantasialand-Gründer Schmidt hatte ein Faible für Tiger – und wurde gebissen
Richard Schmidts Begeisterung für wilde Tiere dürfte mit seiner Liebe zur Zauberkunst eng verknüpft gewesen sein. Der Park-Gründer tourte zunächst als bekannter Schausteller und Marionettenspieler durch Deutschland, doch als junger Mann assistierte er dem Zauberkünstler Ferry Forst auf der Bühne.
Als in den 1980er-Jahren Europas größte Zaubershow mit Zauberkünstler Lee Pee Ville im Phantasialand eingeführt wurde, war klar, dass auch Tiger ein Teil der Show sein mussten. Richard Schmidt selbst ging die Dressur-Nummern akribisch durch und wurde sogar einmal von einem Tiger gebissen und schwer verletzt.
![Leif Hansen als Zauberkünstler Lee Pee Ville bei seiner „Super Magicshow“ im Phantasialand mit einem Tiger.](https://static.ksta.de/__images/2024/08/28/cf4e8b8e-9498-4207-bdfd-f7a6dcc4883c.jpeg?q=75&q=70&rect=20,0,457,257&w=2000&h=1036&fm=jpeg&s=9ebde88dddf35b7ca7232bb9e9e784e9)
Leif Hansen als Zauberkünstler Lee Pee Ville bei seiner „Super Magicshow“ im Phantasialand mit einem Tiger.
Copyright: Leif Hansen
Doch schon in den Anfangsjahren gab es alle möglichen Tiere im Phantasialand zu bestaunen. Die beiden Gründer Richard Schmidt und Gottlieb Löffelhardt waren ständig auf der Suche nach exotischen Arten. Auf dem Gelände des Freizeitparks in Brühl gab es schließlich nicht nur eine Pony-Reitbahn, sondern auch Esel und Gehege mit Raubkatzen und Löwen.
Alarm im Phantasialand: Löwe büxt aus und läuft durch Freizeitpark
Nina Halberkann erinnert sich noch gut an die wilden und eleganten Tiere. Sie ist die Nichte von Phantasialand-Gründer Schmidt und hat damals ihre halbe Kindheit in dem Freizeitpark verbracht. Gemeinsam mit ihren Eltern, ihre Mutter war die Schwester des inzwischen auch verstorbenen Richard Schmidt, hat sie in den ersten Jahren in einer Villa im Phantasialand gewohnt.
Umso größer war die Aufregung, als einer dieser Löwen aus seinem Käfig ausgebüxt ist und frei durch den Park lief, erinnert sich Nina Halberkann im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
![Historisches Foto aus dem Phantasialand. Als der Löwe ausbüxte, waren zum Glück keine Gäste im Freizeitpark.](https://static.ksta.de/__images/2025/01/24/75497c5a-66af-491d-a212-79238d1918cb.jpeg?q=75&q=70&rect=55,0,1186,667&w=2000&h=1030&fm=jpeg&s=d1b4d7355d6e305b09b5d1244a03e450)
Historisches Foto aus dem Phantasialand. Als der Löwe ausbüxte, waren zum Glück keine Gäste im Freizeitpark.
Copyright: Archiv Familie Schmidt
Gäste befanden sich glücklicherweise nicht im Phantasialand, der Park war zu dieser Zeit geschlossen. Doch die gefährliche Raubkatze musste natürlich schnellstmöglich wieder eingefangen werden. Ein eiliges Unterfangen, das sich jedoch als nicht ganz einfach durchführbar herausstellte.
Phantasialand: Löwe zieht sich in Höhle zurück – „Der wollte da nicht mehr raus!“
Der Löwe streunerte einige Zeit ziellos über die Anlage, sichtlich ohne großes Interesse, irgendwann in sein Gehege zurückkehren zu wollen. Schließlich habe er sich dann in die künstlich angelegte Höhle einer Attraktion im Phantasialand zurückgezogen, so Halberkann weiter.
Eine neue Behausung, die der Raubkatze offenbar gefiel. „Der Löwe war da drin – und der wollte da auch nicht mehr raus!“, erklärt die Gründer-Nichte.
Trickreiche Löwen-Aktion im Phantasialand
Eine knifflige Situation. Einfach zu dem Tier in die Höhle zu gehen, war ein viel zu gefährliches Unterfangen, selbst für den inzwischen längst hinzugerufenen Experten. Und ewig darauf warten, dass der Löwe irgendwann von selbst wieder herauskam, war auch keine Option.
Schließlich hätten sich alle Beteiligten auf einen ziemlich gewitzten Plan geeinigt, erinnert sich Nina Halberkann. Man habe recht genau gewusst, wo sich der Löwe in der Höhle aufgehalten hat. „Also hat man schließlich von außen ein kleines Loch in die Höhlenwand geschnitten – es handelte sich ja nicht um eine echte Steinhöhle, sondern um eine künstlich erschaffene Attraktion. Durch dieses Loch hat der Experte dann einen Betäubungspfeil auf das Tier abgeschossen.“
Kaum jemand erinnert sich: Delphine im Phantasialand
Die Zeit von wilden Raubkatzen im Phantasialand ist längst vorbei. Doch Tiger hatten eine lange und auch recht prominente Tradition in dem Brühler Freizeitpark. Nicht zuletzt zu Ehren der Magier Siegfried & Roy wurde ein großes Gehege samt Pool angelegt, das sich jahrelang einiger Beliebtheit erfreute.
![Die Fahrt mit den Wikingerbooten ging direkt an dem Delphin-Becken im Phantasialand vorbei.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/10/082496e4-2534-4d22-afda-e1685bfb2dbd.jpeg?q=75&q=70&rect=0,248,1600,900&w=2000&h=1496&fm=jpeg&s=47028edf1419bde8853e8abb398e0b07)
Die Fahrt mit den Wikingerbooten ging direkt an dem Delphin-Becken im Phantasialand vorbei.
Copyright: Archiv Familie Schmidt
Woran sich heute kaum noch jemand erinnern dürfte ist, dass es im Phantasialand auch einmal Delphine gegeben hat. Gründer-Nichte Nina Halberkann hat jedoch noch sehr wache und persönliche Erinnerungen an die friedliebenden Meeressäuger. Das dürfte auch daran liegen, weil es mit den Tieren zu einem dramatischen Zwischenfall gekommen ist.
Delphin-Drama im Phantasialand: Becken im Mondsee kaputt
„Wo genau der Schmidt die Delphine damals herhatte, weiß keiner mehr genau“, erzählt Halberkann. Die Unterbringung sei aber nicht weniger spektakulär gewesen. „Die Tiere hatten ein separiertes Becken im Mondsee im Phantasialand, sodass man von Weitem fast den Eindruck hatte, die Delphine würden frei in dem See schwimmen.“ Die alten Wikinger-Boote sind auf ihrer Fahrt über den Mondsee ganz nah an den Delphinen vorbeigekommen.
![Als das Becken im Phantasialand einen Schaden hatte, mussten die Delphine umgesetzt werden.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/10/9e755541-164d-4f51-b3d7-1d101d47b308.jpeg?q=75&q=70&rect=0,171,1600,900&w=2000&h=1552&fm=jpeg&s=9cb3f3f03c7b829b1658c3eac292387d)
Als das Becken im Phantasialand einen Schaden hatte, mussten die Delphine umgesetzt werden.
Copyright: Archiv Familie Schmidt
An diesem Becken innerhalb des Mondsees oder Berggeistweihers auf dem Gelände des Freizeitparks ist es dann jedoch zu einem Schaden gekommen. Aus unerfindlichen Gründen sei der Beckenrand an einer Stelle kaputtgegangen, so die Gründer-Nichte.
Delphine sind empfindliche Meeressäuger. Die Tiere mussten sofort aus dem Becken heraus. Nur so war auch eine Reparatur möglich. Schnell musste eine Notunterkunft gefunden werden.
Phantasialand-Übergangslösung war der Traum eines jeden Kindes
Eine Übergangslösung sei schließlich gefunden worden – eine Lösung, die der damals jugendlichen Nina Halberkann sehr gefallen hat, muss sie heute im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ eingestehen. Denn plötzlich hatte sie die Delphine bei sich Zuhause.
Die Beziehungen zwischen den Gründer-Familien waren damals so eng, dass Richard Schmidt und Gottlieb Löffelhardt und ihre Angehörigen später drei Häuser nebeneinander bewohnten. Die Gebäude befanden sich oberhalb des Freizeitparks und hatten einen direkten Zugang ins Phantasialand.
In dem Garten von Richard Schmidt war zudem ein großer Swimmingpool eingelassen. Eigentlich plantschten hier die Familienkinder – nun quiekten hier ausgelassen die Delphine.
Nachdem das Becken im Mondsee im Phantasialand repariert worden war, wurden die Tiere wieder zurückgebracht. Für die jugendliche Nina Halberkann war die Übergangslösung natürlich ein unvergessliches Erlebnis. Delphine im Garten, wer kann schon so eine Geschichte erzählen?