Seit Jahren hoffen das Phantasialand und Parkdirektor Ralf-Richard Kenter auf grünes Licht für einen Ausbau, Umweltschützer sind dagegen. Es geht um Hunderte Arbeitsplätze.
Parkdirektor im Interview„Brauchen diese Kurzurlauber“ – Darum will das Phantasialand eine Erweiterung

Das Phantasialand hofft seit Jahren auf eine Erweiterung. (Symbolbild)
Copyright: Phantasialand
Ralf-Richard Kenter, Beauftragter der Geschäftsführung des Phantasialands, hofft auf eine baldige Erweiterung des Freizeitparks. Im Gespräch mit Redakteur Wolfram Kämpf erklärt er die Gründe für diese Haltung.

Ralf-Richard Kenter, Beauftragter der Geschäftsführung des Phantasialands, hofft auf eine baldige Erweiterung des Freizeitparks.
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Herr Kenter, das Phantasialand heimst regelmäßig Auszeichnungen ein und auf den Zufahrtsstraßen staut sich immer wieder der Verkehr. Das Besucherinteresse scheint also weiterhin groß zu sein. Droht dem Park wirklich schwindende Popularität, die einen Ausbau erfordert?
Ralf-Richard Kenter: Das Phantasialand bietet Menschen seit dem ersten Tag seines Bestehens besondere persönliche Erlebnisse in seinen Themenwelten. Preise und Auszeichnungen würdigen die Arbeit von rund 1800 Mitarbeitenden, die jeden Tag ihr Bestes für unsere Gäste geben. Diese Erfolge gewährleisten aber nicht die Zukunftssicherheit des Unternehmens Phantasialand. Der Wettbewerb unter den großen Freizeitparks wird sich danach entscheiden, wer sich erfolgreich und dauerhaft als Kurzurlaubsziel positionieren kann, denn attraktive Kurzurlaubsziele werden zu den am stärksten wachsenden Segmenten im künftigen Reisemarkt zählen. Dass wir in diesem Segment erfolgreich sein können, zeigen unsere drei Hotels. Zur nachhaltigen Standortsicherung müssen wir aber die Jahresbesucherzahl steigern und den Anteil der Übernachtungsgäste auf etwa ein Viertel erhöhen. Dies erfordert zusätzliche, speziell auf die längere Aufenthaltsdauer ausgerichtete Angebote - und zu deren Errichtung braucht es die Erweiterungsfläche.
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Woher würden die zusätzlichen Kurzurlauber denn kommen?
Heute sprechen wir vorwiegend Tagesgäste aus einem Umkreis von rund 200 Kilometern an. Das grenzt die Gruppe potenzieller Gäste und damit auch den Umsatz ein. Kurzurlauber nehmen für einen längeren Aufenthalt eine längere Anreise in Kauf und sie planen mit einem drei- bis vierfach höherem Tagesbudget. Wir brauchen diese Kurzurlauber, um die Investitionen in die stetige Verbesserung des Phantasialands zu finanzieren.
Ralf-Richard Kenter sieht in dem kompakten Park keinen nachhaltigen Vorteil
Ginge mit einer Erweiterung nicht der von vielen Besuchern geschätzte Vorteil eines kompakten Parks mit geringen Entfernungen verloren?
Der kompakte Park mit geringen Entfernungen ist kein nachhaltiger Vorteil. Es fehlt schlicht Platz für zusätzliche Angebote. Vor allem können wir auf der Bestandsfläche die geplanten zusätzlichen Angebote für Kurzurlauber nicht realisieren.
Welche Bauvorhaben würden Sie denn gerne auf der Erweiterungsfläche umsetzen?
Es geht im Kern um die angesprochenen Angebote für Kurzurlauber und Übernachtungsangebote in neuen Themenwelten. Hinzu kommt die nötige Infrastruktur für die Betreuung von Gästen und den Betrieb. Mit immersiven, also alle Sinne ansprechenden Erlebnissen wie Rookburgh, mit dem Hotel Charles Lindbergh, wecken wir das Interesse bei Gästen im In- und Ausland. Für weniger würden unsere Gäste diese Anreisen nicht auf sich nehmen. Das Hotel Charles Lindbergh in Rookburgh ist eines der Alleinstellungsmerkmale des Phantasialands und hat infolge des dort gebotenen, außergewöhnlichen Gesamterlebnisses zu mehr als 50 Prozent Gäste aus Benelux und Frankreich. Die Anziehungskraft reicht also weit über die Region hinaus. Wenn wir dies mit den sehr stark eingeschränkten Möglichkeiten auf der Bestandsfläche geschafft haben, darf sich meines Erachtens die gesamte Region darauf freuen, was wir auf der Erweiterungsfläche entwickeln werden.

Die Achterbahn F.L.Y. gehört zur beliebten Themenwelt Rookburgh im Phantasialand.
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Ist die 2012 im Regionalplanverfahren angedachte Errichtung eines Aquaparks und einer Theater- und Konzerthalle noch immer aktuell?
Ja, daran hat sich grundsätzlich nichts geändert. Für eine Detailplanung fehlen uns allerdings noch die exakten baurechtlichen Rahmenbedingungen, zu deren Festlegung es erst im Bebauungsplanverfahren kommen wird.
Welche Auswirkungen hätte ein Ausbau auf die Zahl der Arbeitsplätze im Park und in Unternehmen im Umfeld?
Ein Gutachten der FH Bad Honnef im Auftrag der Stadt Brühl belegt, dass ein Arbeitsplatz im Phantasialand zwei bis drei weitere in Brühl und der Region erhält oder fördert. Wir beziehen umfangreiche Vorleistungen aus der Region, etwa Waren für Gastronomie und Hotellerie. Dann beauftragen wir hiesige Unternehmen mit Instandhaltungsarbeiten an den Gebäuden und technischen Anlagen und vergeben Bauleistungen für neue Unterhaltungsangebote. Während der Öffnungszeit arbeiten rund 1800 Mitarbeitende im Phantasialand. Nach einer Erweiterung kämen etwa 830 hinzu. Es wären dann also rund 2630 Mitarbeitende. Die indirekte Arbeitsmarktwirkung für Brühl und die Region beträfe nach Ansicht der Gutachter etwa 5300 bis 7900 Beschäftigte.
Fangen wir endlich mit der Bauleitplanung an und diskutieren dann über die konkrete Ausgestaltung
Angenommen in der Brühler Politik ändern sich bei der Kommunalwahl im September die Mehrheitsverhältnisse und es wird Baurecht geschaffen, droht Widerstand durch Umweltschutzgruppen. Sogar eine gerichtliche Auseinandersetzung scheint nicht ausgeschlossen. Hätten Sie nicht die Sorge, das Image des Phantasialand als Ort des unbeschwerten Vergnügens nachhaltig zu beschädigen?
Ich sehe keinen Grund, weshalb das Ergebnis eines transparenten Verfahrens unser Image beschädigen sollte. Die Fakten sind doch eindeutig: Der Regionalrat des Regierungsbezirks Köln hat am 14. Dezember 2012 der Änderung des Regionalplans als Grundlage für die Erweiterungspläne mit allen Stimmen von CDU, SPD, FDP und Grünen zugestimmt. Rechtlich gab es an der beschlossenen Erweiterung – auch in Bezug auf den Natur- und Artenschutz – nichts zu beanstanden, weshalb der geänderte Regionalplan rechtskräftig geworden ist.
Die rot-grüne Mehrheit im Brühler Stadtrat hat die Erweiterung dennoch auf Eis gelegt.
Das stimmt. Seit der Kommunalwahl 2020 sind wir keinen Schritt vorangekommen, weil es das Moratorium im Koalitionsvertrag der Brühler SPD und der Grünen gibt. Den Brühler Bürgerinnen und Bürgern wurde damit die Möglichkeit genommen, unser Erweiterungsprojekt im Rahmen eines Planverfahren zu begleiten, gegebenenfalls auch kritisch seitens der Umweltschutzgruppen, und das Für und Wider abzuwägen.
Gibt es zu der Erweiterung auf Kosten des teils unter Naturschutz stehenden Waldes rund um den Ententeich keine Alternative, etwa in Richtung der Parkplätze östlich des derzeitigem Parkgeländes?
Alle denkbaren Alternativen wurden im Rahmen des Regionalplanänderungsverfahrens von den Behörden in den Blick genommen. Der Regionalrat Köln hat dies nachvollzogen und dann entschieden. Selbstverständlich wurden auch die Parkplatzflächen im Osten betrachtet. Sie sind aber für eine Entwicklung des Phantasialand zum Kurzurlaubsziel immissionsrechtlich ungeeignet, weshalb dort auch keine Attraktionen oder Übernachtungsangebote vorgesehen sind. Uns ist wichtig: Die Erweiterung des Phantasialand wird im größtmöglichen Einklang mit Natur und Umwelt geschehen. Der natur- und artenschutzrechtliche Ausgleich ist ebenso gesetzlich gesichert wie der Waldausgleich. Mein Vorschlag lautet daher: Fangen wir endlich mit der Bauleitplanung an und diskutieren dann über die konkrete Ausgestaltung.
Vertrag mit dem Land sieht einen Flächentausch vor
Ein Vertrag mit dem Land NRW sieht einen Flächentausch zwischen Land und Phantasialand vor, sobald die Stadt Brühl Baurecht schafft. Wo genau befinden sich die von Ihnen vorgehaltenen Ausgleichsflächen und sind diese bereits aufgeforstet?
Die Ausgleichsflächen befinden sich im sowie angrenzend an den Grünzug der Ville, da in diesen eingriffen wird. Die Flächen stehen aktuell unverändert der Landwirtschaft zur Verfügung, sind also an einen Landwirt verpachtet. Ihre Aufforstung erfolgt zu einem Zeitpunkt, den die Bauleitplanung definieren wird. Die Neuaufforstung bietet die Chance, den Wald so zu gestalten, dass er klimaresistent ist. Zusätzlich erhält das Land NRW für die rund 14 Hektar große westliche Erweiterungsfläche rund 38 Hektar Wald, also weit mehr als das Doppelte, aus dem Eigentum des Phantasialand. Dieser Wald existiert bereits. Die Staatswaldfläche wird nach dem Waldtausch folglich größer sein als jetzt.
Ausbau-Gegner befürchten angesichts der Bodenversiegelung Gefahren bei Starkregen für unterhalb des Parks gelegene Wohngebiete. Sind diese Sorgen unbegründet?
Ja. Nur Bauvorhaben, die nachweislich bei Starkregen anfallendes Wasser zurückhalten, sind genehmigungsfähig. Außerdem werden wir sicherstellen, dass das auf der Erweiterungsfläche anfallende Niederschlagswasser auch weiterhin dort versickert, schon aus Eigeninteresse: Unsere heutige Bestandsfläche liegt unmittelbar unterhalb der Erweiterungsfläche, so dass wir übertretendes Wasser unbedingt verhindern werden. Und der größte Teil der Erweiterungsfläche liegt in einer Senke – Wasser fließt nicht bergauf.
Grünes Licht vorausgesetzt, wann rechnen Sie mit der Eröffnung des erweiterten Parks?
Ich rechne mit etwa drei Jahren für das Bauleitplanverfahren, im Bestfall: Es muss ein Planungsbüro gefunden und die Planung erstellt werden, in den Fachbehörden geprüft und im Bauleitplanverfahren genehmigt werden. Einiges zur Vorbereitung der Umsetzung werden wir parallel beginnen, wie etwa die Anlage des Ausgleichsgewässers und die sogenannten CEF-Maßnahmen für den Artenschutz. Wenn wir zum Zeitpunkt des geplanten Kohleausstiegs in NRW zur Eröffnung einladen könnten, schlösse sich ein Kreis: Das Phantasialand ist 1966 auf dem Gelände einer ehemaligen Braunkohlegrube eröffnet worden; also sind wir vielleicht das älteste erfolgreiche und rein privat finanzierte Braunkohle-Transformationsprojekt in NRW.
Das ist Ralf-Richard Kenter
Ralf-Richard Kenter (55) ist seit 1993 für das Phantasialand tätig. Inzwischen ist er Beauftragter der Geschäftsführung. Kenter ist seit Beginn des Projekts im Jahr 1998 Verantwortlicher für die Erweiterung des Phantasialand. Der Diplom-Wirtschaftsingenieur engagiert sich seit 2011 als Mitglied der Beratenden Versammlung Rhein-Erft der IHK Köln und seit 2010 als im Vorstand des Vereins Tourismus NRW. (wok)