Elsdorf – Es sind die beherrschenden Themen in der Stadt: Strukturwandel, Kohleausstieg und Renaturierung sowie das liebe Geld, das Elsdorf schon seit Jahren nur in knappem Umfang zur Verfügung steht.
Zur kompakteren und regional abgestimmten Planung der Nach-Kohle-Ära haben die Anrainerstädte Elsdorf, Kerpen, Merzenich, Niederzier, Jülich und Titz im Herbst das Konsortium „Neuland Hambach“ gegründet, dessen Aufsichtsratsvorsitzender der Elsdofer Bürgermeister Andreas Heller ist.
Rhein-Erft-Kreis: Neuland Hambach gegründet
Schwimmende Wälder und Photovoltaikanlagen, ein Hambach-Loop als Radweg-Acht um See und Sophienhöhe, ein attraktives Einlaufbauwerk für das Rheinwasser, das den See in 40 Jahren gefüllt haben soll, eine Seilbahn auf die Sophienhöhe, Morschenich als Zukunftsort, RWE-Betriebsflächen bei Niederzier als Gewerbezonen – das sind die vorgestellten Grobziele. Statt vom Loch weg, wie bislang praktiziert, sollen sich die Dörfer hin zum See entwickeln und die Sophienhöhe als Zentrum zwischen den drei Seen Hambach, Garzweiler und Inden aufgewertet werden.
Schule mit zeitgemäßer medialer Ausstattung, kurz und griffig „Schmitzmaus“ genannt, ist die Parole der Gesamtschule.
Die Schülerinnen und Schüler haben zu Hause unterschiedliche technische Hilfen zur Verfügung. Die Spanne reicht da von High-Tech bis Fehlanzeige. Nicht erst durch Corona und Homeschooling sorgt das für ungleiche Bildungschancen.
Rund 600 Tablets wurden von den Eltern für ein monatliches Entgelt von knapp 20, für Transfergeldempfänger knapp 15 Euro angemietet. Zuvor waren vom Land lediglich 50 Rechner für den Lockdown in Aussicht gestellt worden, die der Schulleiterin Tina Wingen-Pahr bei weitem nicht ausreichend erschienen.
Die neuen Endgeräte wurden von der Schule einheitlich konfiguriert, damit Kommunikation und Anwendungen ohne Missverständnisse genutzt werden können. Die Schule wolle dennoch keine Tablet-Schule sein, in der ununterbrochen die Bildschirme flimmerten, betont die Leitung. Die Tablets würden den Unterricht jedoch gut unterstützen. (ftz)
Die Raumentwicklung für das 8500 Hektar große Loch, das spätestens in neun Jahren zu wachsen aufhört, soll abgestimmt vorangetrieben werden. Auch eine Hafeninsel vor Elsdorf steht weiterhin auf der Wunschliste.
Elsdorf: Unstimmigkeiten zum Prömpershof
Unstimmigkeiten gab es wegen der Umgestaltung des Platzes vor dem Prömpershof. Eine Arbeitsgemeinschaft hatte beim Land erfolgreich Fördergeld für die Planung beantragt. Das ging Politik und Verwaltung zu schnell. Die Planungen seien nicht richtig mit der Innenstadtentwicklung abgestimmt .
Von Bund und Land stehen Milliarden für die Projekte rund um den künftigen Hambachsee in Aussicht. Die werden in Elsdorf dringend benötigt. Im Mai kam die Hiobsbotschaft aus Düsseldorf, dass RWE Power in den Jahren 2004 bis 2008 rund 6,8 Millionen Euro zu viel an Gewerbesteuer an die Stadt gezahlt hat. Das Damoklesschwert schwebte seit Jahren über dem Rathaus. Wegen chronischer Geldknappheit sei nach Aussage der Kämmerei nicht möglich gewesen, Rücklagen zu bilden, was zudem auch nicht vorgeschrieben gewesen, sondern vom Land nur angeraten worden sei.
Zur Kompensation der klaffenden Lücke, die die Strukturinvestitionen laut Kämmerei nicht gefährdet, wurden Grundstücke an die stadteigene Entwicklungsgesellschaft Stadt.Land.Els verkauft, die Rücklage pulverisiert und die Steuerhebesätze erhöht. Die Grundsteuer A für Land- und Forstwirtschaft stieg von 340 auf 400 Prozentpunkte, die Grundsteuer B für bebautes oder bebaubares Wohnland von 715 auf 810 Punkte. Die Gewerbesteuer erhöhte sich von 520 auf 525 Punkte. Dadurch errechnet die Stadt Mehreinnahmen in Höhe von 800 000 Euro und Mehrkosten von 78 Euro pro Haushalt.
Das Jahr in Monaten
Januar
Das seit Jahren geschlossene, marode Hallenbad und die benachbarte Sporthalle an der Berrendorfer Heinrich-Doll-Straße sollen abgebrochen, das Areal neu bebaut werden. Sport- und Mehrzweckhalle sind ebenso geplant, wie Räume für das Jugendzentrum und Freiflächen. Im Rahmen der Offenlegung der Planungen fordern Bürgerinnen und Bürger, den Erhalt möglichst vieler Bäume und eines Bolzplatzes.
Februar
Absagen für den Straßenkarneval allerorten bescherte das Coronavirus. Das Berrendorfer Urgestein Heinz-Adam Schiffer findet Trost für sich und die Einwohner, indem er sich in seinem Prinzenornat auf einen kleinen Anhänger setzt und bei der Fahrt durch die Dorfstraßen mit Keyboard und Mikrofon Karnevalslieder anstimmt. Ein weiterer Bollerwagen mit einem Lappenclown komplettiert den Mini-Zug.
März
Das Wäldchen Kaninhütte bleibt wegen vieler kranker Bäume und Astbruchgefahr für Spaziergänger weitgehend gesperrt. Lediglich die Hauptwege wurden gesichert und zugänglich gemacht. Bis zum Frühjahr sollen die durch Trockenheit und Hitze angegriffenen Bäume ausgerückt und mit der Wiederaufforstung begonnen werden. Danach wird der Wald wieder für die Naherholung zur Verfügung stehen.
April
Jahrelang zogen sich die Planungen für die Kreisstraße 30n als innerörtliche Nordumgehung hin. Seit Monaten war sie fertig. Ein Streit zwischen Kreis und Stadt über Tempo 50 oder 70 wurde beigelegt, die knapp einen Kilometer lange Straße zwischen Ost- und Ohndorfer Straße wird ohne Festakt freigegeben. Zuvor gab es noch einen Hangrutsch an der Flanke der Straße, der behoben werden musste.
Mai
Die Kindertagesstätte Westend-pänz zieht von der Nollstraße in die ehemalige Martin-Luther-Förderschule an der Desdorfer Straße um. Nach der Erweiterung der Einrichtung an der Nollstraße von drei auf fünf Gruppen kommen die Westendpänz wieder an den alten Standort zurück. In einigen Jahren soll die katholische Grundschule Eine-Welt-Schule in das Gebäude an der Lutherstraße einziehen.
Juni
Seit über zehn Jahren wird eine vorgesehene Fuß-/Radwegverbindung zwischen Freizeitradweg und Terra-Nova-Forum vermisst. Spaziergänger und Radler mussten mit der von Autos viel und oft zu schnell befahrenen Straße vorlieb nehmen. Nach langen Grundstücksdiskussionen wird das erste Teilstück der Fahrradstraße von Esch bis Giesendorf eröffnet. Das Reststück ist zurzeit in Arbeit. Fehlt noch die Kerpener Straße.
Juli
Kulturell galt Elsdorf viele Jahre lang als eher verschlafen. Jetzt geht die Kulturabteilung kreisweit voran mit „Musik mit Aussicht“. Am Tagebaurand gibt es sonntags während der Sommerferien Open-Air-Konzerte im Rahmen der Corona-Möglichkeiten. Regionale Musiker und bekannte Bands, wie die Queen-Kings kommen an den Tagebaurand. Dazu gibt es den kreisweiten Songcontest im Stil des ESC.
August
Ein Elsdorf-Quartett um Kathy Frimmersdorf fährt zum Inklusionslauf nach Berlin. Der wurde zwar abgesagt, aber wegen jahrelanger Verbundenheit zu den Veranstaltern, dem Sozialverband Deutschland, fährt das Team der „Bunten Schuhbänder“ trotzdem in die Bundeshauptstadt und tritt gegen ein Sozialverbandsteam auf dem Tempelhofer Feld an. Am Schluss gehen alle gemeinsam über die Ziellinie.
September
Für Else Hausmann, geboren 1886, und ihre Kinder Kurt (1909), Gerda (1912) und Ruth (1915) werden an der Mittelstraße Stolpersteine verlegt. Im Haus Klinkenberg hat die jüdische Familie bis 1936 gelebt. Die initiative geht auf ein Projekt der damaligen Hauptschule und Lehrerin Josi Schlang zurück. Inzwischen erinnern 20 dieser Messing-Täfelchen in der Stadt an frühere jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Oktober
Auf der Sophienhöhe wird vom Tagebaubetreiber auf einem Plateau eine „kleine Lausitz“ gestaltet. Sanddüne, Findlinge, Lausitz-Palme, lange Bank und Kiefern-Arboretum sollen an die Landschaft der Tagebauregion in Ostdeutschland erinnern. Schon im Mai wurde der „Elsdorf-Blick“ mit einer spektakulären Aussicht auf die Stadt von der Ostflanke der Tagebau-Außenkippe der Öffentlichkeit übergeben.
November
Anders als vermutet, gibt es laut Gutachterbericht in den Widerlagern der alten Eisenbahnbrücke neben der Ohndorfer Straße keine Fledermäuse. Der Verdacht behinderte zuletzt den Abbruch der Brücke und den Neubau des vor Jahren schon zurückgebauten Radwegs entlang der Kreisstraße 38. Jetzt soll der Heiligenhäuschenweg verfüllt und im Frühjahr mit dem Neubau der Verkehrswege begonnen werden.
Dezember
Nach mehrjähriger Planung, begleitet von Bürgerwerkstätten, und Abstimmung mit dem Fördergeber NRW geht der Embepark in die Bauphase. Auf dem ehemaligen Fußballplatz sollen in den nächsten Jahren Freizeitmöglichkeiten für alle Generationen entstehen. Weil es schwierig ist, Baufirmen zu finden, die die Aufträge für die anstehenden Arbeiten übernehmen, ist das ambitionierte Projekt in Verzug geraten.