Tagebau bei ElsdorfBagger reißen alte Schachtanlage Union 103 im Hambach-Flöz ein
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Hambach/Elsdorf – Vor zwei Jahren trafen die Großbagger im Tagebau Hambach auf der vorletzten Sohle, mitten im Flöz, auf das Stollenende der Schachtanlage Union 103. Jetzt sind die ersten Meter Tunnel freigelegt und werden abgebrochen, damit die Großbagger ungehindert die Kohle abbauen können, die die Steiger vor mehr als 60 Jahren dem Boden nicht wirtschaftlich abgewinnen konnten.
Wie ein Spielzeug wirkt die Anlage im riesigen Tagebau. Tim Jaetzel, Leiter der Bergbauplanung bei RWE Power, macht im Vergleich deutlich, warum Union 103 nach wenigen Jahren geschlossen wurde: Täglich förderten zwei Bergleute pro Schicht unter Tage 140 Tonnen Braunkohle. Die Großbagger, die damals die Revolution der Braunkohlengewinnung über Tage einläuteten, fördern heute 140 000 Tonnen täglich. Dabei wandert der Tagebau dank hochtechnisierter Großbagger durchschnittlich rund einen Meter weiter nach Süden. Die gleiche Strecke, die weiland die Hauer mit Meißel und Spitzhacke schafften, wenn auch in deutlich kleinerem Rahmen.
Zwei bis zu 5,50 Meter durchmessende Schächte, die ab 1941 neben der damaligen Bahntrasse Elsdorf–Düren zwischen Morschenich und dem ehemaligen Etzweiler gebaut wurden, führten in 300 Meter Tiefe. Von dort wurden insgesamt elf Kilometer Strecken in das Flöz hineingetrieben.
Täglich kamen die Stollen, die 2,70 hoch und 2,20 Meter breit sind, einen Meter voran, wurden mit Eisenportalen unterfangen, mit Holz ausgekleidet und dann mit Beton verputzt. Auf Gleisen fuhr eine Lorenbahn die Kohle zum Schacht in zwei Kilometern Entfernung zurück. 1955, nach einem unvorhergesehenen Wassereinbruch, wurde „die damals modernste Zeche Europas“ (Jaetzel) geschlossen, Schächte und Tunnel 1960 kontrolliert geflutet.
Schon vor sieben Jahren trafen die Tagebauer auf der ersten Sohle auf die Schachtkrone. Die ersten 80 Meter sind seitdem bereits zurückgebaut, Teile davon wurden zur Anschauung an der Technischen Universität in Dortmund aufgebaut.
Die Tunnel sind jedoch nicht zu retten, obwohl sie so intakt aussehen, dass sie morgen wieder in Betrieb genommen werden könnten. Hans-Peter Schöngen, bei RWE für den Rückbau der Nostalgie im modernen Tagebau verantwortlich, hat durch Untersuchungen mit einer Kamera festgestellt, dass die Röhren damals technisch demontiert und besenrein verlassen worden sind. „Lediglich eine große Wasserpumpenzange wurde gefunden“, sagt er, und zeigt das kaum verrostete Werkzeug.
Um nicht einzusacken, halten die Großbagger bei der Annäherung an den aufgegebenen Stollen sieben Meter Höhenabstand und löffeln, nachdem die Baggerketten den kritischen Bereich wieder verlassen haben, das Flöz bis auf zwei Meter Distanz zu den Tunneln ab. Danach wird das Gehäuse mit kleineren Baggern freigelegt, abgebrochen und entsorgt.
„Wenn der Großbagger in einem halben Jahr wieder zu der Stelle kommt,wird der nächste Abschnitt der Strecke freigelegt“, erläutert Schöngen. Bis dahin wird der Tunneleingang mit einer Tonschicht verschlossen. „Sonst könnte die Luft durchziehen, da auch die Schächte offen sind“, begründet Schöngen die „Vorsichtsmaßnahme“. Durch die Erdwärme und den Luftstrom sei eine Entzündung der Kohle anderenfalls nicht auszuschließen.
„Dank genauer Messungen der Markscheider kommt das alles nicht überraschend für uns. Wir wissen genau, wo die Schächte und Strecken liegen“, sagt Jaetzel. Die Arbeit im Tagebau werde nicht behindert. „Allerdings kostet der Rückbau 500.000 Euro pro Jahr“. Zehn Jahre soll das Unterfangen dauern, Dann gehört die Schachtanlage Union 103, die nur kurz ans Tageslicht geholt wurde, endgültig der Vergangenheit an.