AboAbonnieren

Aktives ErdbebengebietWo die Region um Köln in der Vergangenheit von Erdbeben heimgesucht wurde

Lesezeit 5 Minuten
Blick auf das rheinische Braunkohlerevier in orangem Licht, mit Industrieschornsteinen und Rauch, der in den Himmel steigt.

Das Rheinische Braunkohlerevier liegt in einem der aktivsten Erdbebengebiete in Deutschland. Jedoch kann auch der Tagebau erdbebenähnliche Erschütterungen auslösen. (Symbolbild)

Ein vom Tagebau ausgelöstes Beben erschütterte kürzlich die Stadt Bergheim. Doch es gab in der Region auch schon häufiger natürliche Erdbeben.

Das Haus erschüttert, die Schränke rütteln und die Gläser klirren. Wenn so etwas passiert, versetzt uns das einen ordentlichen Schrecken, denn Erdbeben, die solche wahrnehmbaren Erschütterungen auslösen, sind in unserer Region eher selten.

Genau das ist jedoch in Bergheim im Rhein-Erft-Kreis geschehen. In der Nacht vom 27. auf Mittwoch, 28. August, erschütterte ein leichtes Erdbeben die Stadt. Viele Anwohnende sind durch das Erdbeben aus dem Schlag geschreckt. Schäden gab es jedoch keine.

Erdbeben der Stärke 2 in Bergheim: Ursache wahrscheinlich Tagebau

Auch die Erdbebenstation Bensberg der Universität Köln erfasste das Beben. Demnach fand es um etwa 0.11 Uhr in der Nacht statt, in einer Tiefe von etwa 1,1 Kilometern. Die Magnitude wird mit 2 beschrieben, was einem leichten Erdbeben entspricht, das nicht immer spürbar sein muss. Die Erdbebenstation Bensberg ordnete das Beben als tagebau-bedingten Erdstoß ein, damit habe es keine natürliche Ursache.

Das Epizentrum lag nördlich des Stadtzentrums nahe dem Tagebau, zwischen Niederaußem und Glesch. Erst vor wenigen Tagen hatte es in der Nähe schon einmal eine bergbaubedingte Erschütterung gegeben. Am 24. August registrierte die Erdbebenstation um 23.17 Uhr ein Beben mit einer Stärke von 1,3 auf der Richterskala, ebenfalls in einer Tiefe von 1,1 Kilometern. Dabei lag das Epizentrum mitten im Tagebau Hambach.

Erdbeben in der Region sind oft kaum spürbar

Während es nicht verwunderlich ist, dass Erdstöße im rheinischen Braunkohlegebiet oft auch vom Tagebau verursacht werden, so gibt es in der Region auch durchaus bis heute tektonische Aktivität, also Bewegungen der Erdplatten, die natürliche Erdbeben verursacht. Seit 1955 werden Erdbeben im nördlichen Rheinland der Station Bensberg erfasst. Seitdem wurden laut der Erdbebenstation mehr als 2000 Erdbeben im nördlichen Rheinland und den angrenzenden Gebieten registriert.

Dabei wurden sowohl sogenannte Mikro-Beben mit einer Magnitude unter 2 erfasst als auch größere Beben. Neben dem Oberrheingraben, der Schwäbischen Alb und dem Vogtland gehört das Gebiet, zu dem auch die Niederrheinische Bucht zählt, laut Erdbebenstation Bensberg zu den „wichtigen Erdbebengebieten“ in Deutschland.

Euskirchen 1951: Beben der Stärke 5 lässt Dächer einstürzen

Einige der jüngsten vom Geologischen Dienst NRW erfassten natürlichen Beben hatten ihren Ursprung in der näheren Umgebung und angrenzenden Regionen. So registrierte der Dienst Ende Juli 2024 ein Beben der Stärke 0,6 bei Siersdorf im Kreis Düren, angrenzend an den Rhein-Erft-Kreis. Ebenfalls im Juli wurde ein Beben der Stärke 0,6 bei Erftstadt-Erp gemessen, das sich in einer Tiefe von 17 Kilometern abspielte und daher an der Oberfläche nicht zu spüren gewesen sein dürfte. Im Allgemeinen werden Beben erst ab einer Magnitude von 3 bis 4 deutlicher wahrgenommen. Ab einer Magnitude von 6 spricht man von einem „starken Erdbeben“.

Eines der stärksten Beben in der Region ist das sogenannte 2. Euskirchener Erdbeben, heißt es bei der Bensberger Station. Das Beben ereignete sich am Morgen des 14. März 1951 und hatte eine Magnitude von 5,1. Durch die Erschütterungen brach ein Gewölbe der Kirche in Obergartzem ein, Grabsteine auf dem Friedhof im von Euskirchen-Kreizweingarten fielen um, und der Schornstein der Obergartzemer Schule stürzte ab. Auch Personen wurden verletzt, unter anderem durch herabfallende Bauteile. Die Erschütterungen waren bis Braunschweig, Stuttgart und Lille zu spüren.

Letztes starkes Beben traf die Region 2002 – Erschütterungen bis Luxemburg

Das stärkste Beben im 20. Jahrhundert, das auch in der Region viele Schäden anrichtete, war das Beben von Roermond im Jahr 1992. Das Epizentrum lag in der Nähe der niederländischen Stadt Roermond und das Beben erreichte eine Stärke von 5,9 auf der Richterskala. In NRW wurden 30 Menschen durch das Beben verletzt, meist durch herabfallende Dachziegel. Vor allem Gebäude erlitten erheblichen Schaden, unter anderem auch der Kölner Dom. Zu spüren war das Beben noch in Berlin, München, Mailand und sogar London.

Zehn Jahre später, im Jahr 2002, gab es erneut ein stärkeres Beben, diesmal bei Alsdorf (Städteregion Aachen). Mit einer Magnitude von 5 war es nach Auswertungen der Station Bensberg das stärkste Beben in den nördlichen Rheinlanden seit Roermond. Die Erschütterungen waren bis ins Münsterland, den Westerwald sowie bis Luxemburg, Belgien und die Niederlande zu spüren. Die Schäden hielten sich jedoch gering. Wie der Geologische Dienst NRW mitteilt, stürzten in Jülich zwei Schornsteine auf die Straße und an einigen Häusern entstanden Risse im Mauerwerk. Ansonsten sollen Gegenstände aus Regalen gefallen sein. Verletzte gab es keine. Wie der Geologische Dienst erklärt, tritt ein Beben dieser Stärke statistisch etwa alle 15 Jahre auf.

Erdbeben in der Eifel werden auch noch in großer Tiefe gemessen

Ein anderes, jedoch wesentlich schwächer spürbares Beben mit einer Magnitude von 2,8 wurde erst vor etwa einem Jahr registriert. Am 16. September 2023 bebte um 17.53 Uhr in der Eifel die Erde. Dabei war das Beben allerdings nur leicht wahrnehmbar, weil es sich in großer Tiefe ereignete (etwa 10,2 Kilometer unter Normalnull).

Erdbeben, die in der Eifel gemessen werden, sind übrigens die tiefsten jemals in Deutschland bestimmten Erdbeben. Es handelt sich dann um sogenannte DLF-Beben, das steht für „deep-low-frequency“, die in einer Tiefe von 30 bis 45 Kilometern vorkämen, erklärte Geopyhsiker Torsten Dahm dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ in einem Interview.

„Die Niederrheinische Bucht ist eines der aktivsten Erdbebengebiete in Mitteleuropa“, so der Geologische Dienst. Die Erdbeben in der Region habe jedoch meist die Stärke 6 auf der Richterskala nicht oder nur geringfügig überschritten.