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„Frech und dreist“Umstrittene Fassung des Masterplans Lechenich erhitzt die Gemüter

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Die Strategie für den Masterplan Lechenich stand auf der Tagesordnung im Ausschuss.

Erftstadt-Lechenich – „Lechenich zukunftsfähig weiterentwickeln“ oder „Lechenich – ein historischer Stadtteil macht Zukunft“? Schon am Slogan scheiden sich die Geister. Der Beschluss über die Strategie für den Masterplan Lechenich stand auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschusses. CDU, FDP und Freie Wähler hatten in einem gemeinsamen Antrag eine überarbeitete Fassung des Leitbilds vorgelegt. Dafür bezogen sie zwar heftige Schelte der anderen Fraktionen, setzten ihre Version aber mit ihrer Stimmenmehrheit durch.

Ist im Leitbild, das in Arbeitskreisen mit dem Planungsbüro Dr. Jansen entwickelt wurde, beispielsweise von Verkehrsberuhigung im Zentrum die Rede, von Radstraßen und Tempo 30 im ganzen Stadtteil, heißt es bei CDU, FDP und Freien Wählern: „Gerade ältere Mitbürgerinnen und Mitbürgern sind auf die gute Erreichbarkeit, auch mit dem Pkw, zum Beispiel von Arztpraxen, Apotheken, Geschäften und Dienstleistern im Lechenicher Zentrum angewiesen. Deshalb sind wir gegen die Umwandlung der Bonner Straße in eine Fußgängerzone. Wir wünschen uns jedoch eine Markierung für Radfahrer am Fahrbahnrand.“

Masterplan Lechenich: 1400 Menschen nahmen an Befragung teil

Die drei Fraktionen bringen eine Umgehungsstraße im Westen der Stadt ins Spiel, um den Stadtkern vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Heißt es im Leitbild, das historische und stadtgestalterische Potenzial werde wertgeschätzt und nachhaltig sowie innovativ erneuert, geht es auf der anderen Seite um „behutsame Fortentwicklung“.

Das Leitbild basiert auf den Wünschen der Bürger. Sie konnten schon 2019 an einem Werkstattgespräch teilnehmen, später gab es einen Infostand auf dem Marktplatz und Stadtspaziergänge, in denen sie neuralgische Punkte aufzeigen und Wünsche äußern konnten. An einer Onlinebefragung hatten mehr als 1400 Menschen teilgenommen.

Bernd Bohlen: „Das Projekt ist beerdigt“

Deren Wille werde ignoriert, beklagte Dr. Martin Wölfle (SPD). Die Arbeit, die viele Menschen sich gemacht hätten, würde einfach beiseitegeschoben, sagte Marion Sand (Grüne): „Da hätten wir uns das ganze Theater sparen können.“ Man werde „den Bürgerwillen fortentwickeln und präzisieren“, konterte Gabriele Molitor (FDP). Frech und dreist nannte Miller (Linke) das Vorgehen der CDU. Die Meinung der Bürger lande in der Tonne. Auch Ursula Mölders vom Planungsbüro verteidigte das Strategiepapier als „mutiges Leitbild“ und als Fortführung des Bürgerwillen. Jenny Tandetzki (CDU) verwies darauf, dass ihre Partei sich klar dazu bekannt habe, den Marktplatz autofrei zu machen. Eine Fußgängerzone sei nicht realistisch.

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Gegner der Änderung fürchten nun, dass es gar keine Förderung für den Masterplan Lechenich geben wird. „Das Projekt ist nicht nur auf die lange Bank geschoben, es ist beerdigt“, sagte Bernd Bohlen (fraktionslos).