Erftstadt – Barfuß, in der Jogginghose hat sich Conny Klasen durchs Wasser gekämpft. Nicht mal eine Tasche mit ihren Papieren hat sie mitgenommen. „Ich war völlig konfus“, schildert die 65-Jährige die dramatischen Stunden, als sie ihre Wohnung im Haupthaus der Burg Blessem auf der Flucht vor den Fluten verlassen musste.
Eine Nachbarin hatte so tief geschlafen, dass sie von der drohenden Evakuierung nichts mitbekommen hatte. Als Conny Klasen die Frau geweckt hatte, war die so durcheinander, dass Klasen sie ins Freie bringen musste.
Erftstädterin ist empört über die Stadtverwaltung
Was aus ihren Sachen, die sie im ersten Stock zurückgelassen hat, geworden ist, weiß Klasen bis heute nicht. Dazu muss sie zwei weitere Schläge verkraften: Die Fahrschule, in deren Büro sie gearbeitet hat, ist ebenfalls der Katastrophe zum Opfer gefallen. Und auch ihr „zweites Zuhause“ auf einem Campingplatz in der Eifel: „Weggeschwemmt.“ Untergekommen ist Conny Klasen derzeit in Erp.
Sie schwärmt von der Hilfsbereitschaft vieler, auch völlig fremder Menschen. Und ist empört über die Stadtverwaltung. Sie habe sich die 200 Euro Soforthilfe abgeholt, schildert Klasen, und sei dann zum Bürgerbüro gegangen, um einen neuen Personalausweis zu beantragen. „Da war ich dann 47 Euro von den 200 gleich wieder los.“ Es müsse doch möglich sein, den Flutopfern diese Gebühren zu erlassen, findet Klasen. Schließlich brauchten die Menschen neue Kleidung und auch schlicht etwas zu essen.
Weiterer Ärger mit der Erftstädter Stadtverwaltung
Sauer auf die Verwaltung ist auch Klaus Ehlen. Er hatte in einem Brühler Baumarkt einen Raumtrockner gekauft. Das Geschäft bietet Menschen, die vom Hochwasser betroffen sind, 20 Prozent Rabatt. Mittlerweile gibt es solche Aktionen von diversen Unternehmen, Baumärkten sowie Möbelhäusern, als Beitrag, um die Not der Menschen zu lindern.
Das Problem: Die Händler brauchen oder wollen eine Bestätigung, dass der Käufer tatsächlich aus dem Überflutungsgebiet kommt. Damit sich niemand unberechtigt den Rabatt erschleicht, gibt es ein Formular, das von der Stadtverwaltung abgezeichnet oder gestempelt werden muss.
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Und genau an dieser Stelle sei er gescheitert, berichtet Klaus Ehlen. Die Besatzung der Feuerwache in Liblar habe sich für nicht zuständig erklärt und ihn ans Rathaus verwiesen. Dort habe er es zwar bis zum Vorzimmer der Bürgermeisterin geschafft, aber keinen Stempel auf sein Papier bekommen.
Beide Problematiken sind mittlerweile Thema in der Stadtverwaltung. Das seien keine Einzelfälle, heißt es aus der städtischen Pressestelle: „Hier sind vielmehr generelle Entscheidungen erforderlich, die gerade bei der Stadt Erftstadt vorbereitet werden.“ Und weiter: „Sobald es Regelungen dazu gibt, werden diese auf der städtischen Homepage und im Newsticker bei Facebook veröffentlicht.“