Eigentlich hatte Anne Spoo aus Erftstadt-Blessem den Pferdehof nach der Flutkatastrophe abgeschrieben. Jetzt entsteht dort ein neuer Reitstall.
Nach der FlutBald werden wieder Pferde auf dem Veltenhof in Blessem stehen
Sie war eines der Symbole für die Zerstörungen, die das Hochwasser vor anderthalb Jahren angerichtet hat: die Reithalle in Blessem, von der ein Teil in den Krater gestürzt war. Bis heute steht sie da wie ein Mahnmal, mit einer offenen Stirnseite, an der immer noch die Fetzen des Daches herabhängen.
Doch wo das Wasser ein riesiges Loch gerissen hatte, kann man wieder über festen Boden gehen. Und so ganz allmählich hat auch Anne Spoo das Gefühl, wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Mit ihrem Mann Michael Symalla hat sie den Ausbildungs- und Pensionsstall auf dem Veltenhof betrieben, den ihre Eltern Martin und Beate Spoo aufgebaut haben. Menschen und Pferde haben nach der Flutkatastrophe Obdach auf einem Hof in Morschenich gefunden.
„Eigentlich“, erzählt Anne Spoo, „hatten wir den Hof in Blessem abgeschrieben“. Und hatten auch schon viel Geld und Arbeit in die Anlage in Morschenich gesteckt, die RWE Power den Erftstädtern verpachtet hat. Doch bei einem Besuch bei Freunden in Blessem stand plötzlich die Idee im Raum: Was, wenn wir doch zurückkommen?
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Da hatten die Eltern schon einen Architekten beauftragt, den Umbau der historischen Anlage in Wohnungen zu planen. Also alles auf Anfang. Es waren viele Fragen zu klären. Darf die halbierte Reithalle wieder aufgebaut werden? Erst hieß es nein, nun geht es doch. Wie sollen die Pferde künftig untergebracht werden? Ein Teil der Weiden ist unwiederbringlich verloren. „Wir haben rund um Blessem alles an grünen Halmen gepachtet, was wir kriegen konnten.“
Viele Fragen, dann fiel die Entscheidung doch für Erftstadt
Der alte Hof wird ein neues Innenleben bekommen. „Früher oder später hätten wir sowieso umbauen müssen“, sagt Anne Spoo. Denn in dem historischen Gemäuer war in jede Ecke eine Box eingebaut, manche eher klein, einige auch dunkel. Das entsprach nicht immer modernen Standards der Pferdehaltung, bei der Wert auf frische Luft und Licht gelegt wird. Und auf mehr Platz: „Boxen mit drei mal drei Metern wird es nicht mehr geben.“
Und einige bekommen auch Paddocks, also kleine Ausläufe – Einzimmerappartements mit Terrasse, gewissermaßen. Statt bisher 62 Pferden können nur noch 40 untergebracht werden. Die ersten Schritte sind getan. Aus einem dunklen Stalltrakt ist das künftige Heulager geworden, in einem anderen ist die Sattelkammer schon vorbereitet. Und in einem Stall stehen schon die ersten Boxengitter. „Die konnten wir gebraucht kaufen“, erzählt Anne Spoo, auf dem Arm ihre kleine Tochter, die damals auf den Schultern ihrer Großmutter aus der Flut gerettet worden ist.
Stallbetreiber müssen noch einige Hürden nehmen
Auch wenn die Bretter noch fehlen, vermitteln die Einbauten einen Eindruck, wie es mal aussehen soll: hell, luftig, mit großzügigem Platz. Bis die Pferde wieder Blessemer Wiesen unter den Hufen haben, müssen die Stallbetreiber aber noch einige Hürden überwinden. Eine Genehmigung für den Aufbau der Reithalle liege immer noch nicht vor, beklagt Anne Spoo. Probleme gebe es auch mit der Zisterne, die geplant sei. Dort, wo sie hinsolle, stünden Sträucher, und das habe prompt für Einspruch von Seiten des Naturschutzes gesorgt.
Damit im Fall einer erneuten Überschwemmung das Wasser abfließen könne, sollten bei einigen Boxen die Türen zehn Zentimeter über dem Boden enden, werde gefordert. Das sei aber gefährlich für die Tiere: Wenn sich ein Pferd hinlegt und mit dem Huf unter die Tür gerät, kann es sich verletzen. Also werden Stäbe an den Unterkanten der Türen angebracht. Eine kleine Baustelle, aber eben eine in einem ganzen Wust von Baustellen. Eine Hoffnung hat Anne Spoo – „ich bin die Optimistische von uns“ – aufgegeben: die auf den Einzug der Pferde zur Eröffnung der Weidesaison Anfang Mai. Mittlerweile geht sie eher von Spätsommer aus.