Erftstadt-Erp – Mehr als zwei Jahre stand der große Gebäudekomplex des ehemaligen Schulungszentrums der Allianz-Versicherung an der Hochstraße am Erper Ortsrand leer. Doch bald kehrt hier neues Leben ein.
Die Sanierungsarbeiten am neueren Trakt des Gebäudekomplexes sind fast abgeschlossen. Und zwar rechtzeitig. Denn von November an werden der Kommune durch die Bezirksregierung Arnsberg neue Geflüchtete zugewiesen.
Erftstadt will nicht unvorbereitet sein
Erftstadt wolle nicht unvorbereitet sein, betonte Gerd Schiffer, stellvertretender Leiter des städtischen Eigenbetriebs Immobilien, bei einem Presserundgang.
Die Stadt hatte in den Erper Standort 400.000 Euro investiert. Das meiste Geld wurde in die Großraumküche mit reichlich Stauraum für Zubehör und die drei Speiseräume investiert.
Kosten für Brandschutz und Abbruch
Alleine für den Brandschutz waren 84.000 Euro aufgewendet worden, erläuterte Schiffer. Abbrucharbeiten kosteten 50.000 Euro, hinzu kamen Ausgaben für eine neue Elektrik und die Planung.
Die Anlage war während der Flutkatastrophe nicht vom Hochwasser, wohl aber durch die enormen Regenmassen in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Dach sei an einigen Stellen aufgrund seines Alters undicht gewesen.
Wände gingen kaputt
„Das Material gab nach, Wände gingen kaputt, Schimmel hatte sich an einigen Stellen gebildet“, berichtet Hausmeister Lars Rosin. Untergebracht werden die neuen Bewohner im Bettenhaus.
In einem benachbarten Trakt des Altbaus gibt es einen Versammlungs- und Veranstaltungsraum, Lager und Büros für Sozialbetreuer. Die anderen Räume, früher genutzt unter anderem für Küche und Seminarbetrieb, sind durch eine Wand abgetrennt und werden nicht mehr genutzt.
Erftstadt hatte einst Gebäude erworben
Die Kommune hatte vor Jahren das frühere Schulungszentrum erworben. Zwischenzeitlich gab es eine intensive Diskussion in der Politik, die Bauten abzubrechen und auf dem knapp 20.000 Quadratmeter großen Gelände ein Wohngebiet zu schaffen.
Die Verwaltung hingegen hatte immer wieder betont, im Schulungszentrum Raumreserven für den Fall neue Zuweisungen von Flüchtlingen vorzuhalten.
In Erp werden 56 Plätze bereitstehen. Die meisten Geflüchteten kommen aus der Ukraine, Syrien, Iran und Irak, Eritrea und aus Somalia, erläuterte Sozialamtsleiterin Claudia Falk-Trude.
Gewaltschutzkonzept seit 2015
Ein bereits 2015 ausgearbeitetes Gewaltschutzkonzept regele das Zusammenleben der Menschen aus verschiedenen Kulturen. Der Standort werde ein Büro für zwei Hausmeister und zwei Büros für Sozialarbeiter bieten.
Überdies gebe es eine Teeküche und einen Multifunktionsraum. Die Geflüchteten erhalten ein Beratungsangebot und feste Ansprechpartner. Alle Bewohner erhalten Mobilpässe, um Busse nutzen zu können.
Sprachkurse und Kinderbetreuung
Während Eltern Sprachkurse in den Liblarer VHS-Räumen belegen, gibt es in der Kindereinrichtung SiJu eine Betreuung für die Mädchen und Jungen, kündigte Sozialarbeiter Samir Bradic an.
Die Kommune rüstet sich nicht nur in Erp für die Zuwanderung von Menschen. Für knapp 30 Personen werden in Friesheim hinter der früheren Förderschule Wohncontainer aufgestellt.
In Blessem 200 Plätze geplant
Nach dem Neubau der Unterkunft an der Radmacherstraße können dort 200 Plätze angeboten werden. Ob dies bis Mitte nächsten Jahres gelingt, ist aber noch unsicher.
Vier Modulbauten, die trotz Hochwassers den Blessemer Standort einigermaßen unbeschadet überstanden, sollen an den Standort der Flüchtlingsunterkunft Brabanter Straße versetzt werden, und zwar zwischen bestehender Anlage und der Bonner Straße am Lechenicher Ortseingang.