Erftstadt-Liblar – Der nächste Starkregen kommt bestimmt. Die Angst, dass dann wieder Häuser und Straßen verwüstet werden, dass wieder Menschen um ihr Leben kämpfen, sitzt tief bei vielen Erftstädtern.
Das wurde deutlich bei der Podiumsdiskussion in der Aula der Liblarer Realschule: Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, bei den Kandidaten und Kandidatinnen für die anstehende Landtagswahl nachzuhören, was denn geplant sei, um die nächste Flutkatastrophe zu vermeiden. Eingeladen hatte die Hochwasserinitiative Erftstadt, moderiert wurde der Abend von Bernd Rupprecht.
Landtagswahl: Hochwasser ist kein Thema auf den Wahlplakaten
Das Thema Hochwasser sei ihm bisher auf keinem Wahlplakat begegnet, monierte Hinrich Doering. Der Fachmann für Gewässerschutz beim Naturschutzbund Rhein-Erft lieferte den Einstieg ins Thema. Seit 40 Jahren wisse man um den Klimawandel, seit 20 Jahre spüre man die Folgen. Mit denen müsse man nun lernen zu leben, Widerstandskraft zu entwickeln.
„Schnell ist schwierig“, antwortete Simone Spicale auf die Frage, was denn kurzfristig für den Hochwasserschutz getan werden könne. Die Kandidatin der Grünen plädiert für das Modell der Schwammstadt, einer Stadt also, die mit vielen nicht versiegelten Flächen Wasser aufnehmen kann. Und für Rückhaltebecken, Mulden und Auen. Die seien aber nicht von heute auf morgen zu schaffen.
Jannis Milios (Piraten) plädierte dafür, den Kreis besser zu drainieren, quasi eine Autobahn für Wasser anzulegen, damit es besser abfließen könne.
Gregor Golland: „Habe meine viel geschmähten Kontakte für Kiesgrubenschließung genutzt“
Flächenentsiegelung ist ein entscheidender Punkt beim Hochwasserschutz, das wurde auch bei Wortmeldungen aus dem Publikum deutlich. Die Forderung, Schottergärten zu verbieten, traf bei Simon Pape (Linke) auf offene Ohren. Es sei ein Unding, dass man sich vom Ausgleich für versiegelte Flächen freikaufen könne. Andererseits könne man ja nicht einfach Industriegebiete zurückbauen, gab Christian Pohlmann zu bedenken. Er war für die FDP-Kandidatin Gabriele Molitor eingesprungen, die an Corona erkrankt ist.
Gregor Golland (CDU) wies darauf hin, dass der Rhein-Erft-Kreis bereits einen wichtigen Schritt getan habe, um künftig besser gerüstet zu sein: Dort sei ein Amt für Katastrophenschutz geschaffen worden. Und er verbuchte auch die Entscheidung, dass die Kiesgrube bei Blessem den Betrieb nicht mehr aufnimmt, auf seinem Konto: Er habe seine „viel geschmähten Kontakte zu RWE“ genutzt, um darüber zu verhandeln. Halil Odabasi (SPD) verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass seine Erftstädter Parteifreunde seinerzeit gegen die Erweiterung der Grube gestimmt hätten.
David Held (Freie Wähler) gehen die Prozesse in Sachen Prävention zu langsam voran: „Wir können nicht noch einmal 40 Jahre warten.“
Zu lange Genehmigungsverfahren beklagten auch Vertreter der Hochwasserinitiative. Alle Anstöße zu Prozessoptimierungen seien von Bürgern ausgegangen. Dafür bekamen sie die Bestätigung aller Kandidaten, die den Druck aus der Bevölkerung durchaus begrüßten: „Ja, das wirkt“, hieß es einstimmig.