Es ist ein großer Schritt für den Wiederaufbau nach der Hochwasserkatastrophe in Erftstadt: Das Pflegeheim am Münchweg ist wieder komplett nutzbar.
HochwasserErftstädter Pflegeheim zwei Jahre nach der Flut wieder komplett hergestellt
Es waren emotionale Momente, als auch die letzten Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung am Münchweg ihre vertrauten Zimmer wieder beziehen konnten. Mehr als zwei Jahre hat es gedauert, bis die Räume im Erdgeschoss der MÜNCH-Stift-APZ GmbH wieder bewohnbar waren. Das Hochwasser im Sommer 2021 hatte sie verwüstet.
„Dass die 23 Menschen wieder einziehen können, ist ein Meilenstein für den Wiederaufbau“, sagt Geschäftsführer Oliver Radermacher. Das Gebäude am Münchweg in Frauenthal ist damit wieder komplett in Betrieb, in der Einrichtung an der Johanna-Kinkel-Straße soll die untere Etage in Laufe der kommenden Wochen wieder genutzt werden können.
Dort sind die Tagespflege und die Pflege-Wohngemeinschaft untergebracht. 9,2 Millionen Euro hat die Versicherung für den Wiederaufbau gezahlt, die Fluthilfe des Landes wurde nicht in Anspruch genommen. Radermacher ist voll des Lobes für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Münchstift: „Sie haben sich für jeden einzelnen Bewohner Zeit genommen, damit jeder ganz in Ruhe in seinem Zimmer ankommen konnte.“
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Auf der betroffenen Station leben Menschen mit Demenz. Einige von ihnen haben eine dramatische Flucht aus der Flut hinter sich. Es sei um Minuten gegangen, erzählt Oliver Radermacher, der mittendrin war damals, als das Wasser unaufhaltsam stieg und die Bewohner in aller Eile in den ersten Stock gebracht werden mussten – egal ob mit Gehhilfe oder Elektrorollstuhl.
Er ist stolz, dass alle Kolleginnen und Kollegen der Einrichtung treu geblieben sind: „Wir haben jetzt eine gemeinsame Geschichte, das schweißt zusammen.“ Im Blaumann, mit der Schaufel in der Hand hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach der Katastrophe geschuftet.
Er selbst hat sein hergerichtetes Büro auch wieder bezogen, nach mehr als zwei Jahren im Container. Der Stapel der Modulbauten ist weitgehend abgebaut, das Außengelände wirkt allerdings noch wie eine Schlammwüste. Und auch drinnen wird noch improvisiert: Weil die Küche des Marien-Hospitals, die normalerweise die Menschen verpflegt, noch nicht wieder in Betrieb ist, liefert derzeit ein Caterer die Mahlzeiten.
Von diesen eher kleinen Unzulänglichkeiten ist nichts zu spüren, als Radermacher mit Pflegedienstleiter Ulrich Rak und Einrichtungsleiter Michael Zieger den Aufenthaltsraum zeigt, in dem die Senioren gerade zu Abend essen. Die alte, zerstörte Einrichtung ist gewissermaßen nachgebaut worden, um das vertraute Umfeld wiederherzustellen. Die Station sei ein geschützter Bereich, aber keine geschlossene Einrichtung, betont Radermacher.
Garten für die Bewohner wird noch hergerichtet
Demnächst wird auch der Garten wieder hergerichtet, der vom Gebäude umschlossen ist. Dort können die Bewohner ihren Bewegungsdrang ausleben, ohne dass die Gefahr besteht, dass jemand wegläuft. 114 Betten hatte das Münchstift, als die Flutkatastrophe über das Haus hereinbrach. Erst drei Monate zuvor war eine umfangreiche Sanierung beendet worden: Viele Zwei-Bett-Zimmer waren in Einzelzimmer umgewandelt worden.
Der erste Stock konnte schon im September nach dem Hochwasser wieder genutzt werden, allerdings wurde die Zahl der Bewohner auf 91 heruntergefahren, weil ja das Erdgeschoss nicht nutzbar war. Der Geschäftsführer zeigt sich zufrieden: „Wir haben eine harte Zeit hinter uns, aber wir waren jederzeit ein topqualitatives Pflegeheim, das alle Anforderungen erfüllt.“