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HochwassergefahrWie der Ohbach in Bad Honnef gebändigt werden soll

Lesezeit 4 Minuten
Ein Schild auf einem Damm warnt vor der Gefahr durch Hochwasser.

Nicht auf dem aktuellen Stand der Technik ist das Hochwasserrückhaltebecken im Schmelztal, das den Ohbach aufstauen soll.

Die Hochwassergefahr am Bad Honnefer Ohbach war Thema einer Bürgerversammlung. Ein Problem ist das Hochwasserrückhaltebecken im Schmelztal.

Dass extrem starker Regen harmlose und schmale Bäche in gefährliche Ströme zu verwandeln vermag, ist nichts Neues. Dass der Klimawandel solche Ereignisse immer wahrscheinlicher macht, lernt der Mensch nicht erst seit dem Ahr-Hochwasser 2021. Auf dass der Ohbach künftig nicht Verheerendes anrichte in Bad Honnef, haben Stadtverwaltung und Wasserverband allerhand vor.

Am Dienstagabend traten Vertreter von Kommune und Verband in den Dialog mit gut 120 Anwohnern. Wie berichtet, hatten Fachleute des Wasserverbands Rhein-Sieg-Kreis (WV) das Rückhaltebecken im Schmelztal an der Landstraße 144 überprüft. Ergebnis: Mit einem sogenannten hundertjährigen Ereignis, also etwa mit einem Ausnahmegewitter, würde der Damm wohl nicht mehr fertig.

Schlimmstenfalls kann der Damm des Rückhaltebeckens brechen

WV-Geschäftsführer Oliver Thiele beschrieb das so: Staut sich das Wasser in dem Becken, durch das der Bach sonst friedlich fließt, zu hoch, weiche Sickerwasser den Erdwall schlimmstenfalls derart auf, dass er breche. Die Flutwelle wäre schlimmer als der Hochwasser führende Ohbach ohne bremsendes Becken.

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Ordnungsamtsleiter Christoph Heck beeilte sich zu erklären, dass der Damm nicht grundsätzlich unstabil sei. Das Prüfergebnis mahne aber zum Eingreifen. Er verglich das mit einer verweigerten TÜV-Plakette. Der Autobesitzer müsste ja nicht in jedem Fall den Wagen an Ort und Stelle stilllegen, sondern dürfe weiter am Verkehr teilnehmen, sofern er sich umgehend um Nachbesserung bemühe.

Zusätzlichen Rückhaltebecken im Mucherwiesental nötig

Damit ist es leider nicht getan. Will man Extremfluten mildern, muss ein zweites Rückhaltebecken für den Weidenbach ins Mucherwiesental. Das war übrigens einst schon mitgeplant und beim Spatenstich fürs Schmelztalbecken auch mitgemeint gewesen. „Warum es nie gebaut wurde, kann heute niemand mehr sagen“, erklärte Beigeordneter Holger Heuser.

Auch der Weidenbach allein könnte derart anschwellen, dass er das Schmelztal überfordert. Zum Gesamtkonzept gehört laut Thiele die abgestimmte Steuerung beider Becken-Ausflüsse, mit der sich das Wasser gezielt lenken ließe.

Für die Anwohner besonders interessant war der dritte Schritt: Am Ende muss das Wasser ja noch in den Rhein – möglichst ohne Schaden anzurichten. Dafür benötigt es Platz. Da sind dann die Anlieger gefragt. Sowohl am Ausgang des Schmelztals als auch in der Stadt werden laut Thiele Maßnahmen nötig, weil dort Bachbett und Rohre übergroße Wassermengen nicht fassen, etwa an der Brücken- und an der Beueler Straße.

Der WV-Chef zeigte eine Karte mit Orten, die „wirklich nur aus rein wasserbautechnischer Sicht“ für Umbauten geeignet wären – teils auf den ersten Blick für die Anwohner mit erschreckend viel bebautem Grund. Thiele und Heuser versicherten, dass die Planung noch ganz am Anfang stehe. Es würden immer noch Messergebnisse ausgewertet.

Anwohner des Bad Honnefer Baches sollen privat vorsorgen

Beide appellierten an alle Anwohner, die das noch nicht getan haben, sich auf alle Fälle mit privaten Schutzmaßnahmen zu beschäftigen. Heutzutage sei das am Rande von Fließgewässern allemal ratsam. Nun soll es angesichts langwieriger Planung – im Falle der Becken wollen auch Natur- und Landschaftsschutz beachtet sein – erst einmal eine Übergangslösung geben.

Dazu soll der Damm des Schmelztalbeckens flacher werden. Dann läuft er zwar schneller über, hält aber auch größeren Fluten stand und vermag zumindest weiter zu bremsen. Das bereitete namentlich den Bewohnern unterhalb des Beckens ziemliche Sorgen. Thiele versicherte, dass trotz kleineren Speichers nicht mehr Häuser betroffen würden als jetzt schon.

Wo beim aktuellen Stand der Dinge im Jahrhundertregen Erdgeschosse nass würden, wären es dann ein oder zwei Handbreit Wasser mehr. In weiteren Gesprächen und in Abstimmung mit allen Betroffenen wollen Stadt und WV nun Bauten und vor allem Überflutungsflächen dort planen, wo sie keine Häuser treffen.

Die Fachleute hoffen auf das Verständnis derer, die sich für den Hochwasserschutz von Flächen trennen können. Mit der Zwischenlösung könne es Anfang 2026 losgehen, für das komplette Paket seien im Idealfall fünf Jahre erforderlich. Einen Alarmplan gibt es auch schon. Christoph Heck und Frank Brodeßer, Leiter der Feuerwehr, haben Teile bereits bei einem Starkregen im vergangenen Mai erfolgreich ausprobiert.

Eine Alarmkette werde bereits bei Warnungen des Deutschen Wetterdienstes ausgelöst. Weitere Schritte sind Cell-Broadcast- und NINA-Warnungen, Sirenenalarm und Lautsprecherdurchsagen, später dann Straßensperrungen und schlimmstenfalls Evakuierung. Schon wenn das Becken zu drei Vierteln voll ist, wird die Feuerwehr alarmiert.