Die Hochwasserhilfe der Diakonie hatte zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Starkregen nach Bliesheim eingeladen.
Nach der FlutSchutz vor Starkregen interessiert viele Erftstädter
Der nächste Starkregen kommt bestimmt. Das machte Reinhard Vogt seinen Zuhörerinnen und Zuhörern eindringlich klar. Es werde immer mehr Extremereignisse mit immer höherer Intensität geben. Vogt ist Mitarbeiter des Hochwasser Kompetenz Centrums (HKC), auf Einladung der Hochwasserhilfe der Diakonie referierte er im Bliesheimer Dorfgemeinschaftshaus „Em Dörp“.
Offenbar ist das Thema Hochwasser in Erftstadt auch fast zweieinhalb Jahre nach der Flut beileibe nicht abgehakt. Rund 50 Menschen waren gekommen, um zu erfahren, was sie tun können, um sich und ihr Eigentum zu schützen. Für 16 Uhr war Vogts Vortrag angekündigt, doch so lange wollten viele nicht warten. Der Referent reagierte flexibel und hielt ihn einfach zweimal.
Experte sieht Kommunen in der Pflicht
Ein fest installierter Schutz sei fast immer besser als ein mobiler, erklärte der Experte. Ein kleiner Damm um die Terrasse beispielsweise könne dafür sorgen, dass das Wasser erst gar nicht bis ans Haus komme. Bei Neubauten verhindere die richtige Gestaltung des Grundstücks viele Schäden.
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Da sieht Vogt auch die Kommunen in der Pflicht, die Bebauungspläne anzupassen. Er und seine Kollegen hatten eine Reihe Anschauungsobjekte mitgebracht, um zu zeigen, wie man Fenster und Türen gegen einen Wassereinbruch sichern kann, mit Flutschotts beispielsweise oder Dammbalken aus Aluminium.
In Einfahrten könne man große Drainrinnen anlegen, die normalerweise abgedeckt seien. Bei Starkregen würden die Platten weggenommen und das Wasser könne dort versickern. Allerdings warnte der Fachmann: „Es ist viel Unsinn auf dem Markt.“ Vogt empfahl den Bliesheimern einen Blick in den eigenen Keller.
Oft seinen die hauseigenen Abwassersysteme nicht gesichert, Rückstauventile säßen, wenn sie denn überhaupt vorhanden seien, an den falschen Stellen. Ein fataler Fehler, der dazu führen kann, dass der Keller vollläuft, wenn die Kanalisation die Regenmengen nicht fassen kann. Wichtig sei es auch, Regenwasser und Schmutzwasser getrennt abzuleiten. Die Fallleitungen von den Dachrinnen sollten nicht an die Grundleitungen angeschlossen werden.
Wie wenig manche Leute aus der Katastrophe gelernt haben, zeigte er anhand von Beispielen aus dem Ahrtal: Ganz neu angelegte „Gärten des Grauens“, Schotterflächen vor den Häusern, die auch noch mit einer Folie nach unten abgedichtet sind. Versickern kann da kaum etwas.
„Die Schäden wären vor zwei Jahren wären geringer ausgefallen, wenn die Leute die Gefahren gekannt hätten“, sagt Vogt. Er habe gemerkt, dass rund 95 Prozent der Leute die Gefahrenkarten nicht kennen. Dort sind die von Hochwasser bedrohten Bereiche eingezeichnet. Dass die Karten im Internet einzusehen sein, genüge offenbar nicht.
QR-Code an Laternenmasten
Sein Vorschlag: An Laternenmasten sollten Markierungen angebracht werden, so hoch, wie das letzte Hochwasser gestanden hat oder in der Höhe einer berechneten möglichen Flut. Über einen QR-Code könnten dann die Bürgerinnen und Bürger auf die Gefahrenkarten zugreifen. Als Hingucker könnten die Markierungen wie kleine Pegellatten gestaltet sein.
Daniel Pfeiffer und Andrea Schnackertz von der Hochwasserhilfe der Diakonie waren erfreut über das große Interesse und die lebhaften Diskussionen. Und weil der Informationsbedarf offenbar bei Weitem noch nicht gedeckt ist, planen sie noch einen Tag zum Thema Hochwasserschutz. Er soll nach derzeitiger Planung am Sonntag, 4. Februar, stattfinden.