Am Wochenende wurden auf die neuen Hochspannungsmasten in Frechen Leitungen aufgelegt. Doch es gibt schon erste Beschwerden.
Bürger beschweren sichNeue Strommasten an A4 versperren Blick auf Köln-Panorama
Ein spektakulärer Ausblick auf die Kölner Bucht und die Silhouette der Domstadt bietet sich Autofahrern auf der Autobahn 4 auf Höhe der Raststätte Frechen. Doch seit einigen Monaten schiebt sich ein riesiger neuer Höchstspannungsmast ins Bild und verstellt den Blick ausgerechnet auf den Kölner Dom.
Manch einer ärgert sich darüber und fragt sich, ob die Perspektive nicht besonders geschützt sei. Schließlich hatte die Unesco das Welterbe seinerzeit wegen geplanter Hochhäuser in der Innenstadt, die Sichtachsen auf den Dom verstellt hätten, sogar auf die Liste bedrohter Denkmäler gesetzt. Doch bei den deutlich weiter entfernten Strommasten verhält sich die Sache anders.
Amprion äußert sich zu Auswirkungen auf das Landschaftsbild
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat eine ganze Reihe neuer, deutlich höherer Strommasten auf einer bestehenden Stromtrasse von Rommerskirchen bis Sechtem quer durch den Rhein-Erft-Kreis errichtet. Die Leitung ist Teil einer neuen Nord-Süd-Stromautobahn, über die Windstrom von der Nordseeküste nach Süddeutschland transportiert wird.
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Im Planfeststellungsverfahren bei der Bezirksregierung Köln seien auch die Auswirkungen der neuen, bis zu 90 Meter hohen Masten auf das Landschaftsbild geprüft wurden, so der Betreiber. „Eine umfassende Landschaftsbildbewertung fand im Umweltbericht des Genehmigungsverfahrens statt“, teilt Joelle Bouillon, Projektsprecherin bei Amprion, auf Nachfrage mit.
Amprion spricht von „landschaftsverbessernden Maßnahmen in Trassenhöhe“
„Entsprechender Kompensationsbedarf für den Eingriff in das Landschaftsbild wurde dargelegt.“ Die Standorte der Stahlgittermasten seien so aufeinander abgestimmt worden, dass sich die Leitung möglichst harmonisch ins Landschaftsbild einfügen würden. Für Beeinträchtigungen durch die größeren Masthöhen im Vergleich zur alten Freileitung seien „landschaftsverbessernde Maßnahmen in Trassenhöhe“ vorgenommen worden.
Dabei handelt es sich vor allem um Anpflanzungen. So sei eine Vielzahl von Blühstreifen, Baumreihen, Obstbäumen, Wiesenflächen und Sträuchern auf einer Gesamtfläche von über 25 Hektar angelegt worden. Um den Domblick ging es bei all diesen Maßnahmen allerdings nicht. Die Bezirksregierung teilt auf Anfrage mit, dass 2016 auch die Denkmalbehörden am Planfeststellungsverfahren beteiligt gewesen seien.
Jedoch: „Mögliche Sichtbeeinträchtigungen durch Strommasten auf Sehenswürdigkeiten, insbesondere den circa 16 Kilometer entfernte Dom, wurden in dem Verfahren weder durch private Einwender, noch durch die beteiligten Träger öffentlicher Belange vorgetragen“, so Behördensprecher Dirk Schneemann. Folglich habe es im Planfeststellungsbeschluss dazu auch keine Auflagen gegeben.
Beschwerden wegen Strommasten für Stadt Köln kein Thema
Allerdings habe es eine Einwendung von einer Privatperson gegeben, die vorgetragen habe, dass die hohen Masten von Westen kommend das Stadtbild verschandelten. Die Bezirksregierung wies den Einwand jedoch zurück. „Eine Beeinträchtigung des Stadtbilds zulasten des Domes wurde speziell für den Einwender nicht gesehen, weil sein Wohnort sowieso keinen Blick auf den Dom bietet“, erklärt Schneemann.
„Eine freie Sicht auf das Kölner Stadtbild ist auch kein schützenswertes Recht einer Privatperson, sodass die mögliche Beeinträchtigung jedenfalls hinter dem höheren Interesse der Allgemeinheit an der Durchführung des Projekts zur Sicherstellung der Stromversorgung zurücktreten musste.“
Für die Stadtverwaltung Köln waren die Strommasten und möglichen Beeinträchtigungen der Sicht auf das Wahrzeichen kein Thema. Der Rhein-Erft-Kreis liege nicht „im Hoheits- und Planungsgebiet der Stadt Köln“, antwortet Sabine Wotzlaw vom Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auf eine Anfrage. „Somit waren die Kölner Behörden und Ämter nicht zuständig.“