Im Krankenhaus Frechen wurden René S. und eine Kollegin von einem anderen Patienten in der Notaufnahme angegriffen.
Kopfnuss im EinsatzEin Rettungssanitäter aus Frechen spricht über einen brutalen Angriff im Dienst
Den rechten Unterarm des hauptamtlich tätigen Rettungssanitäters René S. von der Feuerwehr Frechen schmückt seit kurzem ein weiteres Tattoo: In dunkelblauen Buchstaben steht dort seine neue Passion geschrieben, das Thai-Boxen. Der 37-Jährige hat vor kurzem erst mit dem Kampfsport begonnen, für ihn symbolisiert dies auch einen neuen Lebensabschnitt, in dem er noch wehrhafter sein möchte.
Frechen: Der Angriff kam völlig unerwartet
Ein neues Leben, das an einem Abend Anfang Juni in der Notaufnahme im St.-Katharinen-Hospital Frechen völlig unerwartet über den Rettungssanitäter hereinbrach – mit einem brutalen Angriff, der „aus dem Nichts kam“ und ihn noch heute jeden Dienst mit einem „unwohlen Gefühl“ antreten lässt.
Es war gegen 20 Uhr, in der Mitte seines Dienstes, als René S., der aufgrund des laufenden Verfahrens anonym bleiben möchte, mit einer Kollegin eine Patientin aus Frechen in das Krankenhaus brachte. „Sie war überwachungspflichtig, wir haben uns auf sie konzentriert und nur aus dem Augenwinkel mitbekommen, dass noch ein weiterer Rettungswagen aus einer anderen Kommune einen Patienten brachte, der recht unruhig wirkte“. Im Behandlungsraum hätten er und seine Kollegin dann ihr Hauptaugenmerk auf ihre Patientin gelegt.
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Die Polizei nahm den Mann in Gewahrsam
Plötzlich sei ein Mann in den Raum gekommen, den er aufgefordert habe, doch bitte wieder herauszugehen, schildert René S.. Als er sich kurz zur Seite gedreht habe, habe dieser ihm ganz plötzlich eine starke Kopfnuss gegeben, sodass er Sternchen gesehen habe. Seine Kollegin wollte dem Mann Einhalt gebieten, doch René S. hörte dann nur noch ein lautes Klatschen – von einer heftigen Ohrfeige, die seine Kollegin verpasst bekommen hatte.
Er habe dann den Mann aus dem Raum geschafft, dieser sei von zwei Pflegern des Krankenhauses übernommen worden. Die Polizei nahm den Mann schließlich in Gewahrsam. Die Ermittlungen in dem Verfahren dauern an, wann mit einem Abschluss zu rechnen ist, sei noch nicht sicher, teilt die Staatsanwaltschaft Köln mit.
„Es kam so aus dem Nichts, wir waren doch in einem Krankenhaus, das ist doch ein geschützter Bereich, und wollten nur der Patientin helfen“, berichtet der Rettungssanitäter sichtlich bewegt. Er habe schon viel bei Einsätzen erlebt und sei in brenzligen Situationen immer aufmerksam, doch im Krankenhaus habe er sich sicher gefühlt.
Seit 22 Jahren im Rettungsdienst tätig
Dass plötzlich jemand aufgetaucht und aggressiv geworden sei, mit dem er gar nichts zu tun gehabt habe, sei besonders schwer zu verstehen und mache ihm immer noch zu schaffen. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt René S., der seit 22 Jahren im Rettungsdienst tätig ist. Erst 14 Jahre bei den Johannitern, seit acht Jahren als Rettungssanitäter bei der Feuerwehr Frechen.
Nach dem Angriff wurde er aufgrund starker Kopfschmerzen und hohem Blutdruck selbst zum Patienten. Er wurde direkt im Krankenhaus per Computertomographie untersucht und konnte erst nach sechs Stunden wieder nach Hause: „Danach habe ich erst mal zwei Tage Pause gebraucht, ich musste mich erholen.“
Begeistert erzählt er aber auch, dass Dirk Jansen, Brandamtsrat und Abteilungsleiter Gefahrenabwehr (Einsatzdienst), noch gleich am Abend zu ihnen ins Krankenhaus geeilt sei, obwohl er einen freien Tag gehabt habe. „Wir haben viel miteinander gesprochen, auch mit dem stellvertretenden Leiter der Feuerwehr, Ralf Obermatt, und dem psychosozialen Team. Das war für mich persönlich sehr wichtig“.
Aber auch heute, nach mehreren Wochen, gebe es für ihn keine Alltagsroutine mehr, es habe sich einiges um 180 Grad für ihn gedreht, schildert René S. seine Gefühle. Dass der Angreifer sich mit einem Anruf bei der Feuerwache und einer E-Mail entschuldigen wollte, zähle für ihn nicht. „Unser Job ist es, Menschen zu helfen, da spreche ich für alle Rettungsdienste“, sagt René S., „im Dienst selber Gewalt zu erfahren, und so plötzlich, das ist schon schwierig. Aber es geht bei mir weiter!“