Frechen – Wie kann der Industriestandort Wachtberg genutzt werden, wenn die Brikettherstellung in der RWE-Fabrik Ende 2022 endet? Zu dieser Frage hat das Mülheimer Unternehmen Agiplan eine 100 Seiten starke Studie erstellt, die ein Vertreter der Firma den Politikern im Planungsausschuss präsentierte.
Das Unternehmen RWE wird den Standort nicht vollständig aufgeben. „Wir wollen das Kraftwerk solange wie möglich weiter betreiben“, erklärte Erik Schöddert, bei RWE für das Flächenmanagement zuständig, während der Ausschusssitzung. Womöglich könne das kleine Braunkohlekraftwerk, das hauptsächlich der Versorgung der dortigen Industrieanlagen dient, künftig auch zur Energiezentrale mit anderen Brennstoffen werden.
RWE: Staubproduktion soll fortgesetzt werden
Der Betreiber RWE will auch die Staubproduktion am Wachtberg fortsetzen. Dennoch werden ab 2023 Flächen in der Größe von 23 Hektar frei, wenn die Brikettherstellung endet.
Agiplan-Mitarbeiter Nomo Braun skizzierte mehrere Nutzungsmöglichkeiten im Ausschuss. Ein guter Ansatz sei die Kooperation mit den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB), die derzeit prüft, ob sich der Standort für ein Stadtbahndepot eignet.
Doch selbst wenn sich dies zerschlagen sollte, gibt es laut Braun eine Reihe von guten Möglichkeiten. Größere Unternehmensansiedlungen seien ebenso denkbar wie eine Vielzahl von kleineren Betrieben. Laut der Studie würde sich der Wachtberg für beide Varianten eignen. In Frage kämen insbesondere Unternehmen der Bioökonomie, der Kreislaufwirtschaft, der Energiewirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie.
650 Arbeitsplätze sollen in Frechen gehalten werden
Auch von einem „Industrie-Campus“ für mittelständische Unternehmen war die Rede. Ein Vorteil sei auch, dass mit der am Fuß des Wachtbergs gelegenen Labor Sybilla eine Infrastruktur für Forschung vorhanden sei. Denkbar sei zudem eine Verlängerung der Linie 7, sodass es zusätzlich zur ohnehin guten Verkehrsinfrastruktur ein Nahverkehrsanschluss in unmittelbarer Nähe hinzukäme.
Die Studie sieht gute Chancen, die Anzahl der derzeit vorhandenen 650 Arbeitsplätze durch Neuansiedlungen halten zu können. Ziele dabei seien, weiterhin eine gute gewerbliche Ausbildung anzubieten und Anknüpfungspunkte zur Gewerbefläche Wachtberg II zu finden, die die Stadt in unmittelbarer Nähe ausweisen will.
„Die nun vorgestellte Studie ist für alle Beteiligten eine wichtige Grundlage für weitere Entwicklungen“, zitiert eine gemeinsame Pressemitteilung der Stadt Frechen und des Unternehmens RWE die Bürgermeisterin Susanne Stupp. Laut Agiplan sei es nun wichtig, dass die Fabrik ihren rechtlichen Status als Bergbaubetrieb nach und nach ablegt und dafür zum Beispiel Altanlagen abbaut. Gleichzeitig müsse die Stadt früh mit der Bauleitplanung beginnen, um den Rahmen für die Folgenutzungen zu schaffen. Auch der Denkmalschutz ist in dem Prozess zu berücksichtigen, den die Fabrik ist schon mehr als 100 Jahre alt.