St.-Katharinen-Hospital in Frechen„Gut vorbereitet für die kommenden Tage“
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Frechen/Rhein-Erft-Kreis – Das St.-Katharinen-Hospital in Frechen wappnet sich seit geraumer Zeit für ein höheres Patientenaufkommen durch Corona-Infektionen, das Experten um die Ostertage herum erwarten. Privat Dozent Dr. med. Jörg Zeeh, stellvertretender Ärztlicher Direktor, informierte über den aktuellen Stand am Frechener Krankenhaus am Montag, 6. April 2020.
Teilen Sie die Ansicht, dass sich ein erhöhter Bedarf an Intensivmedizin und Beatmungskapazität in den nächsten Tagen einstellen wird?
Zeeh: Die zwei letzten Wochen waren relativ ruhig. Es deutet jedoch alles darauf hin, dass mehr Patienten kommen werden. Die Zahlen und Entwicklungen in anderen Ländern und Regionen lassen diesen Rückschluss zu.
Wie war die Situation in Frechen bislang? Wie hoch war die Intensivbelegung, bzw. Beatmungsnotwendigkeit und Isolieranforderung bis heute?
Aktuell werden auf unserer Intensivstation vier Patienten behandelt, drei davon werden beatmet. Zehn Patienten sind auf unserer ‚Covid-Station‘ isoliert und es gibt vier Verdachtsfälle, die abgeklärt werden. Zwei Sterbefälle haben wir leider zu beklagen. Diese Personen waren zusätzlich zu ihrer Infektion schwer vorerkrankt.
Welche Kapazitäten stehen insgesamt zur Verfügung?
Es könnten hier insgesamt 16 Patienten mit Covid19-Erkrankung an Beatmungsgeräte genommen werden. 22 Personen, die nicht intensivmedizinisch betreut werden müssen, können auf einer eigens dafür eingerichteten Station untergebracht werden. Weiterhin stehen 13 Zimmer für Verdachtsfälle zur Verfügung, wo die Patienten so lange verbleiben, bis der Infektionsstatus geklärt ist. Dies dauert in der Regel 24 Stunden. Bei Bedarf könnten wir unsere Kapazitäten noch in begrenztem Masse erweitern.
Können die Corona-Tests im hauseigenen Labor durchgeführt werden?
Wir lassen die Tests auf das Covid-Virus derzeit in einem externen Labor durchführen. Wir bemühen uns jedoch sehr stark, einen Teil der Testung im hauseigenen Labor durchzuführen, um in der Lage zu sein, in Einzelfällen die Testergebnisse schneller zu erhalten und damit auch schneller reagieren zu können. Bereits vor der Corona-Pandemie gab es einen großen Mangel an Pflegepersonal in allen Häusern – insbesondere in der Intensivpflege – weil der Arbeitsmarkt quasi leergefegt war. Krankenhäuser kämpften teilweise mit Begrüßungsprämien um die entsprechenden Fachkräfte, was die Notsituation schon lange vor der aktuellen Extremsituation verdeutlicht.
Wie kann die Versorgung vor diesem Hintergrund nun bewältigt werden?
Auch ohne Corona gab es immer wieder große Engpässe, unter anderem auch wegen mitunter hohen Krankenständen in der Belegschaft. Wir können die Situation derzeit noch aus eigenen Kräften stemmen. Dies stellt jedoch eine extrem hohe Belastung dar, verlangt von unseren Mitarbeitern ein hohes Engagement und eine hohe Leistungsbereitschaft. Sollte uns eine große Welle an Erkrankungen in kurzer Zeit erreichen, wäre dies eine schwierige Herausforderung.
Inwieweit ist das Personal vorbereitet, welche Maßnahmen sind gültig?
Nicht nur jetzt, sondern auch in normalen Zeiten finden regelmäßige Schulungen durch unsere Hygiene-Spezialisten statt. Dies wurde jetzt intensiviert. Diesbezüglich fühlen wir uns somit gewappnet.
Welche Vorgaben gelten derzeit für Besucher?
Krankenbesuche sind im Moment nicht gestattet. Ausnahmen gibt es bei Angehörigen, die zur Sterbebegleitung oder in anderen Sondersituationen in unser Haus kommen. Diese werden vorher entsprechend mit Schutzkleidung ausgestattet.
Wie sieht es aus mit Schutzmaterialien? Man hört, dass Masken, Kittel und Desinfektionsmittel auf dem Markt kaum noch zu finden sind?
Das ist wahr. Alle Hygieneutensilien sind aktuell sehr schwer zu bekommen. Deshalb mussten wir in der letzten Zeit eisern mit unseren Materialien haushalten und genau festlegen, wer was wann zu tragen hat. Unsere Vorräte werden etwa noch 50 Tage reichen. Diese Berechnung basiert auf den aktuellen Patientenzahlen. Käme es hier zu einer starken Zunahme, verringert sich die Zeit. Bei der Materialbeschaffung sind wir deshalb extrem auf die Verantwortlichen im Gesundheitswesen angewiesen und hoffen, dass bald weitere Lieferungen folgen. Wir müssen sowohl Patienten als auch unsere eigenen Leute schützen. Wenn dies nicht gewährleistet ist, können wir unsere Arbeit nicht tun.
Kooperieren die Krankenhäuser im Rhein-Erft-Kreis miteinander? Wenn ja, wie?
Wir melden unsere Kapazitäten zweimal täglich an übergeordnete Stellen. Darüber entsteht eine Vernetzung zwischen Rettungsdiensten, Krankenhäusern und Leitstellen. Kapazitäten können notfalls gegenseitig ausgetauscht und erweitert werden.
Was ist mit den Behandlungen und Operationen, die mit Corona nicht im Zusammenhang stehen?
Der Routinebetrieb ist derzeit weitgehend heruntergefahren, wir haben im Moment das meiste auf an Covid-Erkranke ausgerichtet. Notfälle, Unfälle sowie jede Form akuter Erkrankung werden jedoch selbstverständlich weiter wie bisher behandelt. Planbare Eingriffe, die nicht dringlich sind, müssen wir aufgrund der aktuellen Situation zurückstellen und verschieben.