Frechen-Königsdorf – Wie soll der Marktplatz in der Königsdorfer Ortsmitte zukünftig aussehen? Soll er weiterhin hauptsächlich als Parkplatz genutzt werden, für die Besucher der umliegenden Geschäfte, Banken und Arztpraxen? Oder soll dort eine große, attraktiv gestaltete Freifläche entstehen, die für Veranstaltungen oder Begegnungen genutzt werden kann? An diesen Fragen schieden sich die Geister, als am Dienstagabend verschiedene Varianten für die Umgestaltung des Ortsmittelpunktes während einer Bürgerinformationsveranstaltung in der Mensa der Königsdorfer Johannesschule vorgestellt wurden.
Jutta Wakob vom Kölner Landschaftsarchitektur-Büro „Lill + Sparla“ präsentierte die verschiedenen Entwürfe für den Platz an der Kreuzung von Aachener Straße und Paulistraße, über die zuvor schon in den politischen Gremien diskutiert worden war. „Wir wollen dazu ein Meinungsbild der Bürger einholen, bevor die Politik Anfang 2022 entscheidet“, sagte Robert Lehmann, der Technische Beigeordnete der Stadt Frechen. Die Kosten liegen je nach Entwurf zwischen 300 000 und 700.000 Euro.
Labyrinth im Pflaster
Schnell kristallisierten sich bei den Zuhörern zwei Favoriten heraus, die jedoch recht gegensätzliche Stoßrichtungen verfolgen. In Variante 1 ist eine große, mit Naturmaterialien gestaltete, freie Platzfläche vorgesehen, mit einem ebenerdigen Labyrinth als Ziermotiv im Pflaster, einer Großskulptur, die zugleich Sitzgelegenheiten bietet, und einem Wasserfontänen-Feld, das den alten, sanierungsbedürftigen Brunnen ersetzen soll. Es entstünde ein attraktiver Begegnungsplatz in der Ortsmitte. Allerdings entfielen 25 der vorhandenen 52 Parkplätze. Es würden sieben der 16 Bäume gefällt und neun neue gepflanzt.
Keine Fürsprecher gab es für eine Abwandlung dieses Entwurfs, die Variante 2, bei der die Platzfläche kleinteiliger gestaltet und beispielsweise durch Pflanzbänder unterteilt wird. Viele Befürworter fand die Variante 3: Dabei wird nur ein Drittel des Platzes als Freifläche neu gestaltet, der hintere Teil bleibt als Parkplatz erhalten. Durch eine Neuaufteilung ginge dennoch nur ein Stellplatz verloren. Die Zahl der Bäume stiege um zehn.
Auch Familien befragen
Die Geschäftsleute und Kunden seien auf die Parkplätze angewiesen, argumentierten die Befürworter dieser Lösung. „Viele stellen ihr Auto auf dem Marktplatz ab, um dann in der Umgebung einzukaufen “, erläuterte Jürgen Probst von der Königsdorfer Bürgerinitiative, die sich schon seit Jahren für die Neugestaltung des Marktplatzes einsetzt. Wichtig seien die Parkplätze auch für ältere Menschen, die zu den umliegenden Arztpraxen wollen, hieß es in einer weiteren Wortmeldung.
Keine Verkehrsberuhigung
Die Aachener Straße, die Königsdorfer Ortsdurchfahrt, in einem Aufwasch mit dem Marktplatz in der Ortsmitte umzugestalten, wenn der neue Autobahnanschluss an die A4 fertig ist – diese Hoffnung, die einige Bürger während der Versammlung äußerten, wird sich wohl nicht erfüllen. Zwar hatten auch Politiker den Vorschlag für eine Verkehrsberuhigung gemacht, wenn der neue Anschluss genutzt werden kann und nicht mehr so viele Autos durch den Ort rollen. Dem werde der Landesbetrieb Straßen NRW aber wohl nicht entsprechen, so der Technische Beigeordnete Robert Lehmann.
Bei Verkehrsproblemen auf der Autobahn, bei Sperrungen oder Staus, soll die parallel verlaufende Aachener Straße weiterhin als Ausweichstrecke zur Verfügung stehen und eine Landesstraße bleiben. Über Umgestaltungen kann die Stadt daher nicht entscheiden. (rtz)
Es gab jedoch auch kritische Stimmen. „Wenn donnerstags der Wochenmarkt auf dem Platz stattfindet, geht es doch auch ohne die Parkplätze“, meinte eine Besucherin. Sie sprach sich für Variante 1 aus. Sie biete die größte zusammenhängende Fläche mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Dort könnten ihrer Meinung nach auch öfter Märkte stattfinden, ein Abendmarkt beispielsweise oder ein Bio-Markt: „Man sollte nicht nur die Geschäftsleute, sondern auch die Familien mit Kindern befragen, die in der Umgebung wohnen.“
Mellerhof einbeziehen
„Variante 3 ist nur eine halbherzige Lösung, wir sollten mutiger sein“, pflichtete ihr ein anderer Besucher der Info-Veranstaltung bei. Er schlug vor, zusätzliche Parkplätze am Bahnhof zu schaffen. „Wir müssen vom Auto wegdenken“, sagte er. Bei der „Punktevergabe“ am Ende – die Teilnehmer konnten die von ihnen bevorzugten Entwurf mit einem roten Punkt markieren – hatte Variante 3 mit 29 zu 14 Stimmen die Nase vorn.
Für eine ganz neue Perspektive sorgte Franz Meller, der Eigentümer des Mellerhofs, der an den Platz in der Ortsmitte angrenzt. Er kann sich gut vorstellen, den alten, nicht mehr genutzten Hof in die Überlegungen mit einzubeziehen, ihn zum Marktplatz hin zu öffnen und dort etwa Außengastronomie, ein Café oder einen Buchladen anzusiedeln.