Kommentar zum Hochwasser in BlessemDie Stadt Erftstadt versagt in der Krise
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Das Krisenmanagement der Behörden, vor allem der Stadt Erftstadt, über die Bewältigung der Umweltkatastrophe wird mittlerweile massiv kritisiert. In sozialen Netzwerken, in Gesprächen vor Ort und in unzähligen Telefonaten von Betroffenen herrscht Entsetzen über das Agieren des Krisenstabes. Vereinzelt wird der Rücktritt der Bürgermeisterin gefordert. Jetzt müsse jemand ans Ruder, der eine Krise managen könne.
In diesen Diskussionen schwingen Emotionen mit, stimmt. Aber wie denn auch nicht? Viele haben mit dem Einsturz ihrer Häuser schon alles verloren, anderen droht das gleiche Schicksal. In Hunderten Häusern sind allein durch Wasser die Schäden immens. Die wirtschaftliche Existenz ist bedroht – vor allem für diejenigen, die gar nicht oder nur teilweise versichert sind. Dazu kommen die psychischen Belastungen: Das Zuhause ist verloren, das lastet auf der Seele.
„Dass Blessemer ungehalten und wütend reagieren, ist absolut verständlich“
In dieser Situation sind zur Bewältigung einer nie gekannten Krise weit über den Rhein-Erft-Kreis, die Stadt Erftstadt, das Dorf Blessem hinaus entschlossenes Handeln, Mut und Tatkraft gefragt. Als Beispiel sei der großartige Einsatz von Feuerwehr, THW, Rotem Kreuz, Polizei und vielen, vielen privaten Helfern genannt– ich weiß, wovon ich rede, denn ein Feuerwehrzug aus der Nähe von Fulda stand Freitag vor unserem Haus in Blessem und hat alles gegeben, um das geflutete Untergeschoss leer zu pumpen. Hat nicht ganz geklappt, gegen den Räumungsbefehl um 18.20 Uhr gab es keine Argumente mehr.
Dass Blessemer Bürger ungehalten und auch wütend darauf reagieren, dass sie zumindest bis Mittwochabend nicht mehr in ihre Häuser gelassen werden, ist absolut verständlich. Zunächst natürlich nur in die Häuser, die außerhalb der 100-Meter-Zone liegen. Statt schnell und geordnet eine Rückkehr zu organisieren, diskutieren Mitglieder im Krisenstab der Stadt Erftstadt ohne Ende und verzögern die Rückkehr.
„Der Plan ist realitätsfremd und eine Zumutung“
Allein der Plan, mit Bussen reingefahren zu werden, um dann zu Fuß Sachen zurück zum Bus zu schleppen, ist realitätsfremd und eine Zumutung! Wie bitteschön, sollen ältere und gehbehinderte Menschen das schaffen?
Nach der Katastrophe sind die Bürger mit einem teilweisen Versagen des Krisenmanagements konfrontiert. Das ist die zweite Katastrophe. Und es lässt Schlimmes befürchten, wenn es um die Frage eines Wiederaufbaus oder der Aufgabe von Teilen des Ortes geht. Krisenstab und Bürgermeisterin sollten um den Erhalt jedes Hauses kämpfen.