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NRW-KlinikplanungSana-Krankenhaus in Hürth wehrt sich gegen Schließung der Kardiologie

Lesezeit 3 Minuten
Mitarbeitende des Sana-Krankenhauses in einem Krankenzimmer mit vielen technischen Geräten auf der Intensivstation.

Mit moderner Telemedizin ist die Intensivstation ausgestattet. Pflegefachkraft Nicole Jung, die kaufmännische Direktorin Hannah Kador und Geschäftsführer Michael Weckmann führen die Technik vor.

In Hürth sollen laut NRW-Klinikplanung keine Herzpatienten mehr behandelt werden. Sana warnt vor den Folgen für die Notfallversorgung.

Das Sana-Krankenhaus hat in diesem Jahr eigentlich allen Grund zum Feiern. Das Hospital blickt auf eine 110-jährige Geschichte zurück, vor 40 Jahren wurde es als erste kommunale Klinik privatisiert und schreibt nach Angaben des Betreibers schwarze Zahlen. In den vergangenen Jahren wurden Millionen investiert, die Sana Kliniken AG plant in Hürth ein digitales Musterkrankenhaus.

Doch die Feierlaune ist der 350-köpfigen Belegschaft beim fünftgrößten Arbeitgeber in Hürth gerade vergangen. Nach Stand der NRW-Klinikplanung würden die Hürther mit der Kardiologie und der Endoprothetik schon 2025 zwei wichtige Fachabteilungen verlieren. Michael Weckmann, Geschäftsführer der Sana-Kliniken Rheinland, warnt, dass dem Krankenhaus damit die Schließung drohe – mit erheblichen Auswirkungen für die Patienten in der Region.

Hürther Krankenhaus soll eine komplette Fachabteilung verlieren

„Die Nachricht hat uns alle ins Mark getroffen“, sagt Weckmann. Sie sei völlig überraschend gekommen und inhaltlich nicht zu begründen. „Dass wir Leistungsgruppen gestrichen bekommen, damit mussten wir rechnen“, so Weckmann. „Dass wir aber als einziges Krankenhaus im Rhein-Erft-Kreis eine komplette Fachabteilung schließen sollen, ist nicht nachvollziehbar und existenzbedrohend.“

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Die Schließung der Kardiologie, nach Angaben der kaufmännischen Direktorin Hannah Kador „unser Herzstück“, hätte dramatische Auswirkungen für das Krankenhaus – vor allem aber für die Patienten. Der Herzinfarkt, eine der häufigsten Todesursachen, könne dann nicht mehr in Hürth versorgt werden. Durch längere Fahrtzeiten würden lebensrettende Maßnahmen künftig erst deutlich später eingeleitet. Kador: „Beim Herzinfarkt zählt jede Minute.“

Schließung hätte Auswirkungen auf die Notfallversorgung in Hürth

Aber auch auf die Notarztversorgung generell hätte eine Schließung der Kardiologie in Hürth Auswirkungen. „Da unser Krankenhaus rund um die Uhr qualifizierte Notärzte stellt, die zu 90 Prozent aus dem Team der Kardiologie und der Inneren Medizin kommen, kann ohne Kardiologie die Notarztversorgung von Stadt und Region nicht mehr über unseren Krankenhausstandort aufrechterhalten werden“, erklärt der Ärztliche Direktor Dr. Torsten Schwalm.

Kritik übt Geschäftsführer Weckmann an der Begründung des NRW-Gesundheitsministeriums für die geplante Streichung der Zuweisungen in der Leistungsgruppe Kardiologie. Das Ministerium operiere dabei mit falschen Zahlen. Dort heiße es, dass benachbarte Krankenhäuser höhere Fallzahlen im Leistungsbereich Kardiologie erbringen würden.

Geschäftsführer beklagt, dass mit falschen Zahlen argumentiert werde

Außerdem habe das Marienhospital in Brühl nach der Flutkatastrophe 2021 einen erheblichen Teil der Versorgung übernommen, die im Erftstädter Marienhospital zunächst weggebrochen sei. Beide Standorte sollen ihre Kardiologie jetzt behalten.

„Die angegebenen Fallzahlen stimmen aber nachweislich nicht“, sagt Weckmann. Nach der Schließung des Krankenhauses in Erftstadt habe das Sana-Krankenhaus die meisten Patienten von dort übernommen. In Brühl habe es zu diesem Zeitpunkt gar keine Kardiologie gegeben. „Unser Team hat nach der Flut die kardiologische Versorgung aufrechterhalten. Nun soll das Sana-Krankenhaus seine Kardiologie schließen, und Kolleginnen und Kollegen verlören ihren Tätigkeitsbereich“, beklagt Weckmann.

Auch Knie- und Hüftoperationen sollen in Hürth gestrichen werden

Überraschend sei auch die Streichung der Knie- und Hüft-Operationen in Hürth. Das würde nicht nur zu wirtschaftlichen Einbußen für das Sana-Krankenhaus, sondern auch zu längeren Wartezeiten für die Patienten führen, sagt Weckmann voraus. Das Sana-Krankenhaus sieht sich durch die Reformpläne benachteiligt und will sich wehren. „Wir werden für die Notfallversorgung in Hürth und dem Rhein-Erft-Kreis kämpfen“, kündigt Weckmann an.

Unterdessen hat sich Bürgermeister Dirk Breuer in einem Brief an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann für das Sana-Krankenhaus eingesetzt und Änderungen beim Krankenhausbedarfsplan gefordert. Breuer bittet den Minister, „dafür Sorge zu tragen, dass keine wirtschaftliche Schwächung des Sana-Krankenhauses erfolgt, die existenzbedrohend sein kann“.