Die Grünen-Stadtverordnete Inge Cürten-Noack nennt das Grün- und Freiflächenkonzept der Stadt einen „Papiertiger“.
Kritik am GrünflächenkonzeptWarum Hürth sich schwertut, Flächen für neue Bäume zu finden
Große Ziele haben sich die Hürther mit ihrem Grün- und Freiflächenkonzept gesetzt, das der Stadtrat Anfang 2022 beschlossen hatte. Das 280 Seiten starke Konzept sieht vor, Naherholungsgebiete auszubauen und durch Baumreihen oder Blühstreifen zu einem grünen Netzwerk zu verknüpfen.
Dass das Konzept, das eine Richtschnur bei der Stadtentwicklung ist, nicht von heute auf morgen umzusetzen sei, war den Kommunalpolitikern bei der Beschlussfassung klar. Doch die Grünen-Stadtverordnete Inge Cürten-Noack spricht inzwischen ernüchtert von einem „Papiertiger“.
Grünzug vom Grüngürtel in Köln bis zum Otto-Maigler-See in Hürth geplant
„Das Konzept sieht gut aus, solange man nicht ins Detail geht“, sagt Cürten-Noack. „Wir wollen ortsnah grüne Oasen schaffen und die Landschaft bereichern. Davon sollen Mensch und Natur etwas haben.“ Bislang sei aber keine einzige Maßnahme umgesetzt worden.
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Kernstück des Grün- und Freiraumkonzepts ist die Schaffung eines Grünzugs vom Grüngürtel bis zum Otto-Maigler-See. Doch das ist eine große Aufgabe. „Hierzu müssten über 38 Hektar größtenteils private Ackerflächen erworben und umgestaltet werden“, erklärt der Leitende Stadtbaudirektor Manfred Siry. Allein die Kosten für die Bepflanzung werden auf 20 Millionen Euro geschätzt – die Grunderwerbskosten nicht eingerechnet.
Stadt Hürth kommt nicht an die erforderlichen Grundstücke
Weil klar war, dass das eine „Zukunftsvision“ sei, habe die Stadt „Maßnahmensteckbriefe“ erarbeitet, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten schrittweise umgesetzt werden sollen. „Die Verwaltung hat zugesagt, sich zunächst auf einige erfolgversprechende Maßnahmen zu konzentrieren“, sagt Siry. Doch dabei sei die Stadt kaum vorangekommen, räumt er ein.
Der „wesentliche Hemmschuh“ sei die Grundstücksverfügbarkeit. Die Stadt haben darüber verhandelt – ohne Erfolg. „Sofern die Eigentümer nicht bereit sind, ihre Grundstücke zu verkaufen, langfristig zu verpachten oder Pflanzmaßnahmen zu dulden, ist es nicht möglich, dort Maßnahmen umzusetzen“, sagt Siry.
Kleingärtner in Efferen fürchten Verschattung ihrer Parzellen
Anders als bei Straßen- oder Gleisbau habe die Stadt keine Möglichkeiten, mit rechtlichen Mitteln bis hin zur Enteignung an die Grundstücke zu gelangen. Siry: „Viele Grundstückseigentümer sind entweder gar nicht verkaufsbereit oder verlangen stark überhöhte Kaufpreise.“
In der März-Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses musste die Verwaltung erneut über gescheiterte Verhandlungen berichten. So wollte die Stadt Bäume an der Bellerstraße in Efferen pflanzen. Doch der Pächter der benachbarten Kleingartenanlage fürchtete eine Verschattung von Parzellen. Auch Landwirte hätten keine Bereitschaft gezeigt, Ackerfläche für Blühstreifen oder Alleebäume herzugeben.
Hürther Stadtverwaltung hat drei neue Projekte vorgeschlagen
Die Stadtverwaltung hat nun drei neue Projekte vorgeschlagen, die mit Priorität verfolgt werden sollen: eine Baumreihe an der Kölner Straße in Gleuel, eine Begrünung am Gleueler Bach und Baumpflanzungen an Wegen in Kendenich. Die Planungen seien aufwendig, so Siry. Ob die Maßnahmen umgesetzt werden können, ist offen.
Absehbar sei aber, dass eine Baumreihe am neuen Radweg entlang der Stadtbahnlinie 18 zwischen Fischenich und Hermülheim sowie Säuleneichen im Rahmen der „Lebensader Lux“ an der Luxemburger Straße in Hermülheim gepflanzt werden können. Denn diese Flächen gehören der Stadt. Überhaupt wollen Stadt und Stadtwerke auf ihrem Grund vorangehen. Über die Baumreihe an der Bellerstraße werde noch verhandelt, berichtet Siry.
Unterdessen wunderte sich Ratsfrau Cürten-Noack über etliche neue Bäume, die sie vom Feldweg auf einem Ackerstreifen in Kendenich entdeckt hat. „Die Verwaltung konnte nicht sagen, wer die Bäume gepflanzt hat“, so die Grüne. Inzwischen ist das geklärt: RWE hat die Bäume als Ausgleich für eine Baumaßnahme in Bergheim gesetzt.