AboAbonnieren

Tag der Bundeswehr15.000 Besucher bestaunen Panzer und Militärhubschrauber in Hürth

Lesezeit 3 Minuten

Ein Apache-Kampfhubschrauber wurde nach der Landung auf einer Wiese vor dem Bundessprachenamt von Menschen umringt.

Hürth – In Zeiten, da Meldungen über rechtsextreme Netzwerke und Missbrauch von Untergebenen für Negativschlagzeilen sorgen, kann Werbung in eigener Sache nicht schaden.

Der „Tag der Bundeswehr“, bei dem sich die Streitkräfte am Samstag vor zigtausenden Besuchern an 16 übers ganze Land verstreuten Standorten im besten Licht präsentierten, war allerdings schon lange vor den jüngsten Enthüllungen geplant worden.

Auch im Hürther Bundessprachenamt, das erstmals als Schauplatz für den 2015 ins Leben gerufenen Bundeswehrtag diente, wurde in dem Bemühen, ein gutes soldatisches Bild abzugeben, nicht gekleckert, sondern mit enormem Aufwand geklotzt.

Die Rechnung ging auf: Rund 15 500 Gäste strömten nach Veranstalterangaben auf das weitläufige Gelände an der Horbeller Straße, um bei den Bundessprachspezialisten unter dem Motto „Willkommen Neugier“ Militär und mehr für die ganze Familie zu erleben. Das mit einem „Gebet der Religionen“ eröffnete Programm war eine kunterbunte Mischung aus Information und Unterhaltung.

Cat Ballou, Lupo und Bundeswehrmusikkorps

Auf der Hauptbühne gab’s Talkrunden mit Vorzeige-Soldaten und namhaften Gästen aus der Politik sowie fetzige Musik von Cat Ballou, Lupo und dem Bundeswehrmusikkorps. Vom Bund geförderte Spitzensportler wie die Wakeboard-Weltmeisterin Julia Rick und Badminton-As Birgit Overzier schrieben fleißig Autogramme.

Die Hundestaffel vom Zoll ließ Labradorin Fietje versteckte Drogen erschnüffeln. Zudem gab es Tipps für Ausbildung und Studium beim Bund. Um die Verankerung der Streitkräfte in der Gesellschaft zu verdeutlichen, waren zivile Gruppen von der RWE-Betriebsfeuerwehr, der Polizei und dem THW bis hin zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft und der Gewerkschaft Verdi dabei.

Die „unschönen Geschichten aus dem Umfeld der Bundeswehr“ waren eher ein Randthema. „Mag sein, dass der Ruf kurzfristig gelitten hat. Aber alle, die mit der Bundeswehr zu tun haben, wissen, dass der große Teil der Soldatinnen und Soldaten einen hervorragenden Job macht und mit den Dingen, die meiner Meinung Einzelfälle sind, überhaupt nichts zu tun hat“, sagte die Bundestagsabgeordnete Gisela Manderla, Mitglied des Verteidigungsausschusses.

Viel interessanter waren für viele Besucher offenbar die militärischen Gerätschaften.

„So ein Teil macht schon reichlich Wind. Obwohl ich mehr als 50 Meter weit entfernt stand, wären mir fast die Kappe und die Sonnenbrille weggeflogen. Und dass man sich diese mächtige Maschine anschließend aus nächster Nähe ansehen und mit den Piloten reden konnte, war schon interessant“, berichtet die Pulheimerin Marion Schumann von der Landung eines Apache-Kampfhubschraubers auf der Wiese vor dem Bundessprachenamt.

Zu denjenigen, die den eigens für diesen Tag herbeigeschafften Kampfpanzer Leopard 2, den Bergepanzer Büffel oder den Spähwagen Fennek bestaunten, gehörte der aus Köln angereiste Wolfgang Fröhlich: „Es ist doch klar, dass bei einem Tag der Bundeswehr auch Militärfahrzeuge und Waffen gezeigt werden. Sonst wären doch alle Leute enttäuscht.

Aber ich finde nicht, dass sich hier alles nur um Panzer und Maschinengewehre dreht. Es gibt noch viel mehr zu entdecken.“ Zur „Patrouille im Einsatz“, die in einem Demo-Szenario live vorführte, wie im Auslandseinsatz ein illegaler Kontrollpunkt geräumt wird, gehörte beispielsweise auch ein mit dem gegnerischen Rebellenführer verhandelnder Dolmetscher.

Ausgebildet werden solche Experten im Hürther Bundessprachenamt. Das Amt ist dem Verteidigungsministerium unterstellt, leistet in 48 Sprachen aber auch Dienste für viele zivile Behörden.

„Unsere Königsdisziplin ist das Simultandolmetschen. Der Beruf ist laut einer wissenschaftlichen Studie der drittstressigste nach Kampfpilot und Fluglotse“, erklärte Mitarbeiter Christian Simet den Besuchern, die bei einer Vorführung beobachten konnten, wie Simultandolmetscher mit Headset aus einer schalldichten Kabine heraus bei einer politischen Konferenz in Sekundenbruchteilen die Ausführungen der Redner in andere Sprachen übertragen.

„Man muss praktisch fast gleichzeitig hören, verstehen, analysieren und dann vollständig und inhaltlich richtig wiedergeben“, so Simet. „Wenn nun ein Redner besonders schnell oder undeutlich spricht, vielleicht Dialekt hat und dazu noch ungewöhnliche Wendungen benutzt, ist das wirklich Stress pur.“