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„Nicht enden wollender Albtraum“Das sagen die Eltern der mit Thallium vergifteten Hürtherin

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt den Hürther mit seinen beiden Anwälten.

Der Hürther (m.) wurde zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt.

Im Prozess um die Thallium-Morde ist nach zehn Monaten Verhandlungsdauer eine schwere Last von den Opferfamilien gefallen.

An nahezu allen 33 Verhandlungstagen hatten die aus Hamburg angereisten Eltern der verstorbenen Ehefrau als auch die Hürther Angehörigen der getöteten Seniorin und der vergifteten schwangeren Freundin des Angeklagten den Prozess verfolgt und dem Krankenpfleger gegenüber gesessen, ihn dabei nicht aus den Augen gelassen. Er wurde am Montag, dem 3. Juli, wegen zweifachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Wir haben uns seit mehr als anderthalb Jahren in einem Ausnahmezustand befunden, waren in einem nicht enden wollenden Alptraum gefangen
Helga M., Mutter des zweiten Opfers

Bis zuletzt hatten sie gebangt und gefürchtet, dass sein manipulatives Verhalten, seine schauspielerische Veranlagung und seine Unschuldsbeteuerungen greifen könnten und somit ein Freispruch möglich gewesen wäre: „Wir haben uns seit mehr als anderthalb Jahren in einem Ausnahmezustand befunden, waren in einem nicht enden wollenden Alptraum gefangen“, beschreibt Helga M., die Mutter des zweiten Opfers, die Situation in der Familie und ergänzt: „Die schrecklichen Bilder und Ereignisse der letzten Monate sind unauslöschbar in unseren Köpfen verankert und bestimmen jeden Moment eines Tages“.

Die gelernte Laborangestellte war es, die letztlich den Fall ins Rollen gebracht hatte. Als ihre schwangere Tochter mit den für die Ärzte unerklärlichen Symptomen im November 2021 ins Krankenhaus kam, hatte sich die Mutter an die detaillierten Schilderungen des Krankenpflegers erinnert, in denen Martin B. den qualvollen Tod seiner Ehefrau im Mai 2020 beschriebenen hatte.

Mutter hatte die Ärzte und Polizei verständigt

Helga M. hatte eins und eins zusammengezählt, die Ärzte alarmiert und war am nächsten Tag zur Polizei gegangen. Wie sich im Prozess herausstellte, wäre der Hürther Familie jegliches Leid erspart geblieben, hätten die Düsseldorfer Ermittler im ersten Fall entsprechend rasch gehandelt. Denn bereits als die Ehefrau im Mai 2020 im Sterben lag, hatte eine Laboranalyse der Klinik eine „letale Dosis Thallium“ in ihrem Blut bestätigt.

Der Wert war so exorbitant hoch, dass er mit einer „schleichenden Vergiftung durch Thallium mit Nahrungsergänzungsmitteln“ - wie die Ermittler zunächst annahmen - nicht zu erklären war. Zum Unverständnis der Düsseldorfer Rechtsmediziner - so stellte es sich im Prozess heraus - hatten die Ermittler nicht sofort gehandelt, lediglich ein weiteres chemisch-toxikologisches Gutachten in Auftrag gegeben, dessen Ergebnis lange auf sich warten ließ: Es lag erst im November 2021 vor.

Dass es auch schneller geht, zeigte sich am Beispiel des zweiten Opfers: Theres K. hatte überlebt, weil die Thallium Diagnose innerhalb von Stunden bestätigt worden war. Die Familie überlegt noch, inwieweit sie straf- und zivilrechtlich gegen die Düsseldorfer Behörden vorgehen wird. „Wir hoffen nun auf ein kleines Stück Normalität und wünschen uns, so etwas wie einen normalen Alltag erleben zu dürfen“, sagte Helga M. zum Ende des Prozesses.

Wir hoffen nun auf ein kleines Stück Normalität und wünschen uns, so etwas wie einen normalen Alltag erleben zu dürfen
Helga M.

„Und wir wünschen uns sehnlichst, dass so etwas nie wieder geschehen wird." Ihre Tochter Theres hatte es sich zum Urteil nicht nehmen lassen, zum ersten Mal den Gerichtssaal zu betreten, um ihrem Ex gegenüberzutreten. Nur so könne sie irgendwann mit dem Fall abschließen, sagte sie zur Begründung: „Er hat uns solches Leid zugefügt und dabei zugeschaut. Das ist für mich die Definition von Folter.“ Tapfer hatte die Gymnasiallehrerin während des knapp einstündigen Urteils ihrem Ex und Vater des verstorbenen Kindes gegenüber gesessen und ihn nicht aus den Augen gelassen.