Der Prozess gegen den wegen mehrfachen Mordes angeklagten Krankenpfleger aus Hürth geht vor dem Kölner Landgericht in die Verlängerung.
Thallium-Prozess verlängertHürther habe sich zweiter Ehefrau „regelrecht unterworfen“
Ursprünglich waren für die kommende Woche Plädoyers und Urteil geplant. Jetzt sind weitere Termine bis vorerst Mitte März vorgesehen. Der Grund: die Verteidigung, die die Unschuld des Mandanten beweisen will, hat weitere Beweisanträge im Köcher.
Der 42-jährige Hygienefachwirt soll laut Anklage seine Ehefrau, seine schwangere Freundin und deren Großmutter mit Thallium vergiftet haben. Zwei Frauen starben, die Schwangere und das Kind überlebten. Das Baby starb vier Monate nach einer vorzeitigen Entbindung.
Verteidigung will die Patentante des Angeklagten als Zeugin befragen
Auf Antrag der Verteidigung soll nun die Patentante des Krankenpflegers als Zeugin gehört werden, weil sie wohl schon immer einen sehr engen Draht zu ihm hatte und deshalb ausführlich über sein Gefühlsleben Auskunft geben könne, hieß es im Antrag der Verteidigung.
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Die Anwälte wollen damit dem Aspekt der Gefühlskälte entgegentreten, die ihrem Mandanten im Verlauf der Verhandlung unterstellt worden war.
Er war der Mann mit der starken Schulter
Seine engsten Familienangehörigen, Mutter, Vater und Bruder, hatten im Prozess von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht. Der beste Freund des Angeklagten und seine Ehefrau sagten am Freitag als Zeugen aus. Sie kennen beide den Angeklagten aus frühen Schulzeiten.
Während der Elektrotechniker seinen ehemaligen Kumpel als „in Gefühlsdingen eher zurückhaltend“ beschrieb, wurde seine Ehefrau konkreter. Er sei in früheren Beziehungen stets „der Fels in der Brandung gewesen, der Mann mit der starken Schulter“. Diese Partnerschaften habe sie „auf Augenhöhe erlebt“, ganz anders hingegen sei die Beziehung zwischen der Gymnasiallehrerin und dem Krankenpfleger gewesen, die der Angeklagte als erste mit Thallium vergiftet haben soll.
„Sie war dominant, kontrollierend, er machte alles, was sie wollte“ beschrieb die IT-Fachfrau ihre Beobachtungen, ergänzte: „Ich hatte nie den Eindruck, dass er sie liebt.“ Zum Beweis für ihre Einschätzung führte sie weiter an: „Er färbte sich auf ihren Wunsch die Haare, ging auf die Sonnenbank, kleidete sich in einem komplett anderen Stil.“ Er habe sich seiner zweiten Ehefrau regelrecht „unterworfen“. „Dafür musste sie sterben, er hat sie dafür leiden lassen“, sagte der Nebenkläger, der die Eltern der Verstorbenen im Prozess vertritt, am Rande der Verhandlung. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.