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„Ende Gelände“Hunderte Aktivsten dringen in Tagebau ein

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Einen Sperrriegel hatten Polizei und RWE-Mitarbeiter vor dem Bagger bei Manheim aufgebaut. Dort stoppten die Demonstranten.

Kerpen/Elsdorf – Die Bewohner der Fidschi-Inseln, der Marshallinseln und Samoa erleben den Klimawandel hautnah. Ihre Inseln sind teilweise nur zwei Meter hoch – über dem Meeresspiegel. Das Wasser steigt wegen des Klimawandels, die Stürme nehmen zu, die Netze der Fischer sind nicht mehr so voll. Im regnerischen Umsiedlungsort Manheim-alt veranstalten Aktivisten der Pacific Climate Warriors so am Sonntagmorgen zum Start von zwei Demonstrationszügen von Kohlegegnern eine traditionelle Zeremonie. Sie überreichen den Demonstranten eine Kokosnussschale mit Wasser. Damit bedankten sie sich für die Hilfe im Kampf gegen den Klimawandel, so die Südseebewohner.

Auch aus Afrika gibt es Unterstützung für die Kohlegegner, die anlässlich der Weltklimaverhandlungen in Bonn ein Zeichen setzen wollen: Mit ihrer Organisation „Womin“ kämpft Samantha Hargreave gegen „zerstörerische Industrien“ . Jetzt nimmt die Südafrikanerin gemeinsam mit Frauen aus Kenia und dem Kongo, an einer Demonstration teil, die von Buir ausgehet. Illegale Aktionen schließt Hargreave dabei für sich und ihre Freundinnen aus. Sie wolle keinen Ärger während ihres Aufenthaltes in Deutschland.

Einzelne Rangeleien

Anders sieht dies ein großer Teil der Demonstranten, deren Zahl der Veranstalter mit 4500 angibt, die Polizei spricht von rund 2500. Schon kurz nach dem Start in Buir teilt sich der Demonstrationszug, ein Teil nimmt die genehmigte Route Richtung Morschenich, der Rest zieht in Richtung Manheim weiter, um sich dort auch wieder mehrfach aufzuspalten, Mehrere Hundert Personen können so gegen Mittag an mehreren Stellen über die Tagebaukante in die Grube eindringen.

Demonstarnten stürmen Gelänge

Teilnehmer einer Demonstration des Aktionsbündnisses Ende Gelände dringen in den Tagebau Hambach ein.

Betretungs-Verbotsschilder, die RWE dort aufgestellt hat, werden ebenso missachtet wie entsprechende Megafon-Aufrufe der Polizei. Die Polizei lässt die Demonstranten einfach ziehen, stoppt sie in der Grube aber kurz vor dem Bagger, wo ein Zaun steht. Die Demonstranten nehmen davor Platz.

Einsatz von Pfefferspray beklagt

Schließlich will die Polizei ihre Identität feststellen und Gruppen auflösen. Dabei, so eine Polizeisprecherin, sei es zu „Rangeleien“ gekommen. Vereinzelt hätten Demonstranten versucht, die Polizeikette zu durchbrechen. „Wir können deshalb nicht mehr von einem völlig friedlichen Verlauf der Demonstrationen sprechen.“ Demonstranten beklagen den Einsatz von Pfefferspray.

Fünf Personen sollen verletzt worden sein. Wie zu erfahren war, mussten drei Personen in Krankenhäuser behandelt werden. Welche Verletzungen sie erlitten haben, ist noch unklar. Zwei weitere Personen wurden an der Einsatzstelle behandelt. Bis zum Abend sollen alle Demonstranten, die in den Tagebau eingedrungen waren, diesen wieder verlassen haben.

Ähnlich wie bei Manheim ist es auch im Tagebau bei Morschenich. Um kurz vor 12 Uhr kam die eine Hälfte des Demonstrationszuges dort an, auf einer Wiese war schon alles für die Abschlusskundgebung vorbereitet. Doch dann ging es urplötzlich zur Sache: Unmittelbar nach der Ankunft auf der Wiese setzten sich etwa 200 Aktivisten in weißen Maleranzügen vom Hauptfeld ab, liefen übers freie Feld die gut 800 Meter in Richtung Tagebaukante. Rund 150 Personen dringen hier in die Grube ein.