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Hambacher Forst77 Baumhäuser abgebaut – Polizei kann Einsatzdauer nicht abschätzen

Lesezeit 3 Minuten

In „Lorien“ gehen die Räumungsarbeiten weiter.

  1. Umweltaktivisten wollen sich mit der Räumung nicht zufrieden geben
  2. Für die Zeit nach der Räumung sind weitere Aktionen im Hambacher Forst geplant
  3. Die Polizei kann noch keine Angaben zur Dauer des Einsatzes bekanntgeben

Kerpen-Buir – Am Freitag startete die Räumung des Hambacher Waldes aus Sicht der Polizei ruhig. Unter Baumhäusern in „Miketown“ und „Lorien“ gab es kleinere Sitzblockaden, die von der Polizei allerdings schnell aufgelöst werden konnten. Ohne große Schwierigkeiten verlief auch die Räumung eines Baumhauses im Westen des Waldes. Die Beamten holten die Aktivisten mit einem Hubwagen aus dem Baumhaus. Eine Aktivistin spielte auf ihrer Gitarre und sang ein Lied über den Protest gegen die Braunkohle, während die Hebebühne nach unten fuhr.

Mittags mussten die Räumungsarbeiten wegen eines Einsatzes des Kampfmittelräumdienstes kurzzeitig aussetzen. In der Nacht zu Freitag hätten die Beamten einen Anruf mit der Nachricht erhalten, dass in einem Laubhaufen nahe „Miketown“ ein „gefährlicher Gegenstand aus dem Zweiten Weltkrieg“ liege, sagte eine Sprecherin der Polizei. Nahe einer Barrikade fanden RWE-Mitarbeiter mittags mittels eines Metalldetektors tatsächlich einen metallischen Gegenstand in einem Erd- und Laubhaufen. Der später hinzugekommene Kampfmittelräumdienst konnte allerdings keinen Beleg für einen gefährlichen Gegenstand finden.

Die Polizei holte mehrere Aktivisten von den Bäumen.

Mit der Räumung des Hambacher Waldes wollen sich die Umweltaktivisten nicht abfinden. Am Morgen kündigten Vertreter der Initiative Buirer für Buir, der Gruppen Ende Gelände und Aktion Unterholz sowie der Waldbesetzer weitere Aktionen für die Zeit nach der Räumung an. Waldbesetzer und Umweltgruppen sprachen von Widerstand gegen Staat und RWE, doch auch gegen die Kohlekommission des Bundes, die einen Ausstieg aus der Braunkohle erarbeiten soll.

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Aktionen nach der Räumung

„Die Kohlekommission hat für uns keine Legitimität“, so Kathrin Henneberger von Ende Gelände. Ein Ausstieg aus der Braunkohle sei weder 2038 noch 2030 vernünftig, sondern nur sofort. Die erste Aktion findet am 6. Oktober statt. Dann wollen sich die Aktivisten mit roten Hängematten in den Wald begeben.

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Mit Zahlenangaben ist die Aachener Polizei vorsichtig. „Wir können nicht mit Gewissheit sagen, wie viele Baumhäuser es noch im Wald gibt“, sagte ein Sprecher des Aachener Polizeipräsidiums am Freitagnachmittag. Deshalb könne man auch nicht sagen, wie lange der Einsatz im Wald noch dauern werde. „Mit Sicherheit können wir nur sagen, dass 66 Baumhäuser bereits geräumt und davon 65 auch schon abgebaut worden sind.“

Die Zahl der Platzverweise habe sich auf 717 erhöht, so die Polizei. Zusätzlich hätten 40 Personen ein Betretungsverbot bekommen. 381 Fälle von Freiheitsentziehung habe es gegeben, davon 260 kurzfristige Ingewahrsamnahmen. 121 Personen nahm die Polizei vorläufig fest.

Für Sonntag, 11.30 Uhr, ist wieder ein Waldspaziergang mit Naturführer Michael Zobel geplant. Rund 5000 Menschen würden dazu erwartet, bestätigte die Polizei. Dass zeitgleich auch ein großes Polizeiaufgebot in Köln für den Erdogan-Besuch nötig sei, beeinträchtige die Arbeit am Hambacher Forst nicht, so ein Sprecher: „Wir sind in der Lage, unsere Aufgaben zu bewältigen.“