Hambacher ForstPolizeipräsident sucht das Gespräch im Konflikt um Tagebau
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Köln/Kerpen – 50 Teilnehmer waren zur Demonstration „Wir retten den Hambacher Forst“ angemeldet – tatsächlich erschienen am Freitagabend nur fünf Demonstranten am Treffpunkt in Köln-Nippes. Demonstrationsleiterin Sofia Erncte einigte sich wegen der geringen Teilnehmerzahl mit der Einsatzleitung der Polizei, die mit zahlreichen Beamten vor Ort war, darauf, den Weg zum Zielort auf der Domplatte über die Bürgersteige zu nehmen.
Mit Clownnasen und Seifenblasenregen zog die kleine Gruppe der Tagebaugegner zum Dom, um dort Lichter für die gefällten Bäume des Hambacher Forstes zu entzünden. Damit sollten Demonstranten unterstützt werden, die auf einem Privatgrundstück am Rande des Hambacher Forstes campieren, sagte Sofia Erncte. Habe man in der letzten Rodungssaison im Hambacher Forst „vorübergehende Zwischenfälle“ zwischen Arbeitern des Bergbaubetreibers RWE und den Demonstranten erlebt, so könne ein Näherrücken der Rodungsarbeiten an das „Herzstück des Waldes“ jenseits der alten A4 „dauernde Auseinandersetzungen“ provozieren, befürchtete ein Demonstrationsteilnehmer. Auf die Antwort des RWE-Vorstandes auf einen gemeinsamen Brief verschiedener Umweltschutzverbände, Politiker und der Kirchen mit Vorschlägen zur Deeskalation des Konfliktes, warteten die Absender nach Angaben eines Demonstranten vergeblich.
Unterdessen traf ein Waldspaziergang mit Michael Zobel und Eva Töller durch den Hambacher Forst am Sonntag auf mehr Resonanz. 121 Besucher zählten die Organisatoren. Unter den Waldspaziergängern begrüßte Zobel den Aachener Polizeipräsidenten Dirk Weinspach: „Toll, dass Sie da sind.“ Weinspach war mit seinem Referenten Thomas Hinz gekommen, wie alle anderen Teilnehmer des Spazierganges in Zivil. Bewusst habe er darauf verzichtet, die Medien über den Besuch zu informieren, sagte der Polizeipräsident. „Es geht mir nicht darum, eine Show aufzubieten, sondern ich möchte erfahren, was die Menschen bewegt, die sich im Hambacher Forst engagieren“, sagte Weinspach. Denn Chancen, Auseinandersetzungen und Konfrontationen zwischen Polizeibeamten und Demonstranten zu vermeiden, sehe er in offenen Gesprächen.
Den Konflikt um den Braunkohlenabbau könne er nicht lösen, das sei Aufgabe der Politik. Aber er wolle deutlich machen, dass sich die Polizeibeamten beim Dienst im Hambacher Forst zur Neutralität verpflichteten, sagte Dirk Weinspach. Die Polizeibeamten stünden für das demokratische Prinzip des Schutzes der Meinungsfreiheit von Demonstranten ein, ganz klar aber auch für das Verhindern und Eindämmen von Gewalt- und Straftaten. Viele, auch vertrauliche Gespräche in alle möglichen Richtungen kündigte Weinspach für die kommenden Wochen an.
Der Waldpädagoge Michael Zobel begrüßte den sonntäglichen Einsatz des Polizeipräsidenten. Seitdem das Aachener Polizeipräsidium für Einsätze im Hambacher Forst zuständig sei, „liefen die Sachen ein bisschen anders, positiver“. Die Polizeibehörde stehe einer schwierigen Aufgabe gegenüber: „Die müssen jetzt ausbaden, was die Politik versäumt hat.“