Kerpen – Das Neujahrskonzert der Jusos und jungen Mitglieder der Linkspartei sorgte für mehr Aufmerksamkeit als erwartet: Zwischen der Gaststätte Lohmeyer und der Stiftskirche trafen sich rund 20 Mitglieder der Partei „Die Rechte“, um gegen den „Rock gegen Rechts“ zu protestieren. Die Parteimitglieder forderten per Megafon ein Verbot der SPD wegen „politischer Indoktrination der Jugend“. Vor Konzertbeginn löste sich die Demonstration dann aber wieder auf.
Während vor der Tür der Gaststätte Lohmeyer nur wenige Jusos standen, war es drinnen proppenvoll. „Mit so einer Resonanz hatten wir nicht gerechnet“, freute sich Ilias Essaida, Vorsitzender der Jusos Kerpen. Rund 100 Besucher waren seiner Schätzung nach in die Gaststätte gekommen. „Das zeigt aus unserer Sicht, dass wir hier das Richtige tun“. Wie seine Parteimitglieder erkennt der 17-Jährige einen Rechtsruck in der Gesellschaft.
Protest gegen die AfD
Doch nicht nur gegen Rechtsradikale wollten Linke und Sozialdemokraten ein Zeichen setzen. Auch gegen den Einzug der AfD in den Bundestag wolle man protestieren, sagt Essaida. Dafür erntet er Applaus. Es folgte ein Auftritt der Band „Fluffstuff“ um den Kerpener Englischlehrer Oliver Strucken-Bathke. Im Anschluss drängte sich die Horremer Gruppe „ICATAP“ zu ihren Instrumenten. Die Horremer spielen Alternative Rock – stilistisch zwischen den „Red Hot Chili Peppers“ und den härteren Klängen der Band „Rise Against“ einzuordnen.
Die Abkürzung „ICATAP“ stehe für „Ice Cream At The Alligator Park“, wie Sänger Mark Reinsbach erklärte. „Wir haben uns gefragt, wie hört sich unsere Musik an? Und die Antwort war: Als würde man in Australien durch einen Alligatorpark gehen und dabei ein Zitroneneis essen“. Das Kuriose: In Australien gibt es gar keine Alligatoren.
40 Polizisten vor Ort
Die Musik der Bands kam beim Publikum gut an. Schnell war daher der Aufruhr vor der Tür vergessen. Das verwunderte nicht: Die Anzahl der Demonstranten und ihrer Widersacher war überschaubar und entsprach insgesamt dem rund 40 Kräfte umfassenden Polizeiaufgebot. Ein Anwohner fragte die Polizisten noch, warum denn ein Konzert gegen Rechts hier stattfinden müsse – in Kerpen gebe es doch gar kein Problem mit Rechtsradikalen.
Auch die Band „ICATAP“ zeigte sich überrascht, welche Wellen das kleine Neujahrskonzert schlug. Rassismus und Antisemitismus lehnen sie zwar strikt ab, als politisch verstehen die fünf Musiker ihre Texte aber nicht. „Wir wollen Neutralität. Die Leute sollen einfach einen Mittelweg finden und gemeinsam feiern“, sagte Reinsbach.